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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Su Turhan
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stattdessen lehnte er sich zurück und schloss erneut die Augen.
    Hamit war mit dem Haarschnitt zu Ende; er begann vorsichtig, seine Augenbrauen auf eine vernünftige Länge zurückzustutzen. Anschließend klopfte er ihm auf den Rücken und führte ihn zum Waschbecken. Dort massierte er beim Haarewaschen den Kopf. Länger als üblich. Zeki war Stammkunde. Als er auch damit fertig war, führte er ihn wieder zum Platz vor dem Spiegel und holte eine Art Gabel mit Wattebausch aus der Schublade. Er befeuchtete seine Finger, bevor er mit einem Feuerzeug den in Spiritus getauchten Bausch entflammte. Mit peitschenden Bewegungen schnalzte er die Flamme über Zekis Ohren und Wangen und versengte die Härchen. Bevor es auf der Haut schmerzen konnte, fuhr er mit den feuchten Fingern über die behandelten Stellen. Der vertraute Geruch von verbranntem Haar stieg in Zekis Nase. Er schloss abermals die Augen und vertraute sich weiter dem handwerklichen Geschick seines
kuaförs
an. Vor allem auf die Arm- und Rückenmassage am Ende freute er sich besonders.

6
    M anuela Weigl hatte Fieber. Sie lag an dem frühen Abend im Bett ihrer Einzimmerwohnung und wälzte sich von der einen Seite zur anderen. Schweiß entwich aus den Poren ihres zwanzigjährigen, schönen Körpers und durchsetzte den Baumwollstoff des Nachthemdes. Manuela fühlte sich elendig und einsam. Zwei Meter vor ihr auf einem niedrigen Tisch stand der Fernseher. Grässliche Fratzen kreischten durch ihren Kopf. Verängstigt schaltete sie den Bildschirm aus und griff zum Glas mit Multivitaminsaft, in dem sie kurz zuvor zwei Aspirin aufgelöst hatte. In Erwartung des bitteren Geschmacks nahm sie einen Schluck von dem orangefarbenen Getränk. Es dauerte einen Augenblick, bis sie merkte, wie der klebrige Saft in ihrem Mund Übelkeit auslöste. Sie zog die Decke zur Seite und richtete sich langsam auf. Ihr Magen machte sich bemerkbar. Nur mit letzter Kraft bewältigte sie die wenigen Schritte bis zum Badezimmer.
    In dem weiß gekachelten Raum blieb sie verdattert stehen. Die Übelkeit war vergessen. Sie starrte auf das Dirndl auf dem Bügel. Schlagartig musste sie an Florian denken. Er hatte vollkommen unerwartet Schluss gemacht. Nach gerade mal einer Woche. Drei Mal hatten sie sich getroffen. Heimlich, wie er es wollte. Drei Mal Sex gehabt. Und dann war Schluss. Während sie in Tränen ausgebrochen war, hatte er ihre Wange getätschelt und geraunt, sie sei jung und würde darüber hinwegkommen. Im Badezimmerspiegel begutachtete sie ihr mitgenommenes Gesicht. Die blonden Haare reichten ihr bis zur Schulter. Die Pupillen ihrer grüngrauen Augen waren verengt. Was für ein armseliges Bild du abgibst, stellte sie voll Selbstmitleid fest. Im selben Moment übergab sie sich.
    Das Fieber interessierte sie nicht mehr, als sie nach der Dusche im Schlafzimmerschrank nach Unterwäsche suchte. Sie fand nichts Passendes und zitterte bei der Idee, die sie hatte. Spontan holte sie aus dem Wäschekorb den Slip und Büstenhalter vom Vortag. Sie hatte sich erkundigt. Sie wusste, Florian würde die Abschlussveranstaltung besuchen. Die marineblaue Spitzenunterwäsche war sein Geschenk gewesen. Ein Abschiedsgeschenk, verbesserte sie sich. Er hatte sie auf seine gewisse Art bei der Übergabe angelächelt. Sie ahnte, was er erwartete. Langsam hatte sie ihre Jeans aufgeknöpft und heruntergestreift. Danach den Rest abgelegt, bis sie nackt vor ihm stand. Ebenso langsam schlüpfte sie vor seinen gierigen Augen in die seidene Spitzenunterwäsche. Sie spürte noch einmal, wie sie gemeinsam zum Höhepunkt kamen und sich küssten, spürte noch mal die Liebe, die sie empfand. Er dagegen, so war sie sich im Nachhinein sicher, hatte nur an Sex gedacht und wie er sie wieder loswerden konnte.
    Wie von Sinnen lachte sie bei dem Gedanken auf, dass er es vorher und nachher mit einer alten Schachtel getrieben hatte. Sie wusste Bescheid. Sie war ihm heimlich gefolgt und hatte beobachtet, wie er mit ihr im Nymphenburger Park spazieren gegangen war. Hass loderte auf, als sie die beiden Hand in Hand in das Café schlendern sah. Ekel ergriff sie bei der Vorstellung, dass er das alte Weib bevorzugte. Dass er ihre verschrumpelte, verwelkte Haut streichelte. Dass er in einer perversen Beziehung lebte und sie ausgenutzt hatte. Für zwischendurch, als Abwechslung. Im Gegenwert für Spitzenunterwäsche aus dem Sonderangebot.
    Der Wutschrei hallte durch das Badezimmer, er kam aus tiefstem, gebrochenem Herzen. Erst als sie ein
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