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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Su Turhan
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tröstender Gedanke durchströmte, gewann sie ihre Fassung wieder. Kampflustig wie eine Amazone beschloss sie, ihm sein Geschenk zurückzugeben. Dabei sollte er sie anfassen, sollte fühlen, wie jung ihr Körper war, wie prall und voller Leben. Hastig zog sie sich erneut aus und trat in die Duschkabine. Mit großer Sorgfalt rasierte sie sich die Beine nach und formte aus ihren Schamhaaren einen zwei Zentimeter breiten Streifen – so wie er es gernhatte.
    Dann schminkte sie sich und legte das extravagante, etwas zu enge Dirndl an; sie hatte es für den besonderen Abend von ihrer besten Freundin geliehen, weil es perfekt zu ihren zu zwei Zöpfen geflochtenen Haaren passte. Das Make-up trug sie dezent auf, den Kajal deutlich und prägnant. Der Lippenstift glänzte rot wie ein Ferrari.
    Zufrieden mit ihrer erotischen Ausstrahlung, suchte sie sodann im Wohnzimmerschrank nach dem Elektroschocker, den sie sich nach einem Zwischenfall auf dem Oktoberfest angeschafft hatte. Sie verstaute das kleine Gerät in ihrer Handtasche und begab sich zur Kochnische, um für den Abend eine weitere Vorkehrung zu treffen. Mit ruhiger Hand füllte sie ein Weinglas mit Olivenöl und trank die zähe Flüssigkeit mit kleinen Schlucken aus. Sie spürte, wie sich das Öl schützend in ihrem Magen ausbreitete. Nicht zum ersten Mal sorgte sie auf diese Art dafür, dass sie nicht zu schnell betrunken wurde. Dann war sie so weit, mit den Männern zu trinken und Florian Dietl die Demütigung heimzuzahlen. Eine Frau wie sie ließ man nicht ungestraft sitzen – vor allem nicht wegen einer, die ihre Mutter sein konnte.

7
    N ach der entspannenden Massage schlug Zeki den Fußgängerweg am Bergsteig ein. Er musste noch zwei lange Stunden bis zum Fastenbrechen überstehen. Nach Hause drängte es ihn nicht, weil die Nähe zum Inhalt des Kühlschranks die Qualen nur weiter verstärken würde. Er griff in die Hosentasche, um das zweite Taschentuch für diesen Tag in Anspruch zu nehmen. Zu seiner Freude hatte er jenes eingesteckt, das er bei seinem letzten Besuch in Istanbul gekauft hatte. Die klassische, gestreifte Musterung hatte ihm auf Anhieb gefallen; die Qualität des Stoffes war exzellent und schmeichelte der Haut. Er überlegte, ob er seine Neuerwerbung zur Reinigung geben sollte, statt es mit der Hand zu waschen, wie er es für gewöhnlich tat. Mit einem Kopfschütteln über die überzogene Idee entschied er, die Marotte mit den Taschentüchern nicht zu übertreiben. An der Straßenkreuzung – keine hundert Meter entfernt von dem Wirtshaus, wo er weder Schweinebraten noch Weißbier zu bestellen gedachte, sondern mit dem Lesen einer Zeitung die Zeit bis zum Fastenbrechen totschlagen wollte – blieb er stehen. Er spürte, wie der Blutdruck in seinem Körper die Schlagzahl erhöhte. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, bevor er die Fassung verlor.
    »Lassen Sie das!«
    Zekis Stimme hatte sich überschlagen. Irritiert blickte sich ein Paar um, das sich den frühen Abend mit einem Spaziergang versüßte. Die Politesse jedoch, die Zeki mit seinem Aufschrei von ihrem unerhörten Vorhaben abzubringen versuchte, dachte nicht daran, sich in der Ausübung ihrer Pflicht unterbrechen zu lassen. Sie fütterte ihren tragbaren Kleincomputer mit den Daten des Nummernschildes eines falsch parkenden Autos. Zeki war auf den ersten Blick klar, dass die Glücklichen, die den festlich geschmückten Hochzeitswagen abgestellt hatten, Landsleute sein mussten. Ein Wimpel mit türkischer Flagge war an der Antenne befestigt. Rosengesteck auf der Motorhaube. Miniatur-Gebetsteppiche auf der Ablage vorne und hinten. Zeki konnte nicht umhin, seine Landsleute ob des zur Schau gestellten Kitsches zu tadeln.
    »Das können Sie doch nicht machen«, echauffierte er sich, als er die Politesse erreichte. »Was tun Sie da?«, fragte er erbost weiter und griff ohne Vorwarnung nach dem Gerät, um es der verdutzten Frau aus der Hand zu reißen.
    Mit offenem Mund starrte die Politesse den schwarzhaarigen Mann an. Seine voluminösen Augenbrauen dominierten das offene, sympathisch wirkende Gesicht, und wahrscheinlich bemerkte sie zum ersten Mal, wie sehr Augenbrauen den Charakter eines Menschen prägten.
    »Sie geben mir das auf der Stelle zurück!«, forderte sie nicht ganz so bedacht, wie sie es in Antiaggressions-Schulungen gelernt hatte. Als ihr Gegenüber keine Reaktion zeigte, holte sie sich kurzerhand den Kleincomputer zurück. Froh, es wieder in Händen zu halten, fragte sie
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