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Bianca Spezial Band 8

Bianca Spezial Band 8

Titel: Bianca Spezial Band 8
Autoren: Lilian Darcy , Sharon de Vita
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verloren, schoss es ihr durch den Kopf. Das habe ich schon mit zwölf gelernt.
    Nein, dass sie Brady liebte, änderte noch nichts. Es war bloß der Anfang.
    In diesem Augenblick bewegte sich Colleen in Libbys Schoß, und das Flugzeug setzte zur Landung an, um sie wieder auf den Boden und zurück in das Leben dort unten zu bringen.
    „Hallo, Val“, sagte Brady in den Hörer. Libbys Mutter rief kurze Zeit nach Libbys Aufbruch an. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, ihre Tochter noch zu erwischen. „Es tut mir leid, aber Libby hat vor einer Stunde das Haus verlassen.“
    „Oh. Ach so. Mir ist bloß noch eine Frage wegen der Operation eingefallen. Ist Libby denn selbst zum Flughafen gefahren?“
    „Nein, sie hat sich ein Taxi genommen. Was für eine Operation meinst du?“
    „Das ist gut, nach manchen Eingriffen sollte man nämlich möglichst nicht selbst fahren. Und das müsste sie sonst ja, auf dem Rückweg.“
    „Was für eine Operation, Val?“
    Am anderen Ende der Leitung wurde es plötzlich still. „Sie wird dir doch wohl davon erzählt haben?“
    „Nein“, erwiderte Brady knapp. „Wenn sie mir etwas erzählt hätte, würde ich jetzt nicht fragen.“
    „Oje, jetzt habe ich wohl eine Dummheit gemacht. Sie hätte mir sagen sollen, dass sie dir nichts …“
    „Nein. Sie hätte mir etwas davon sagen sollen. Ich bin schließlich ihr Ehemann. Was hat es damit auf sich?“
    Krebs, dachte er.
    Davon hatte Libby vor Kurzem gesprochen, bloß hatte er da noch gedacht, es ginge um Glenn. Und sie hatte ihn in diesem Glauben gelassen.
    „Sie hat Myome, ein paar gutartige Geschwüre in der Gebärmutter, die ihr Probleme bereiten, also werden sie jetzt entfernt“, erklärte Val.
    „Myome“, wiederholte er. Ihm war schwindelig vor Erleichterung. „Das ist aber nichts Gefährliches, oder? Oder? “
    „Nein, nur sehr schmerzhaft.“
    Die Schmerzen hatte Libby gut vor ihm verborgen. Wie immer hatte sie gelitten, ohne etwas zu sagen. Richtig wütend machte ihn das!
    „Sie wollte den Eingriff von ihrer Ärztin in St. Paul durchführen lassen“, fuhr Val fort. „Dr. Crichton. Obwohl es bloß eine Routineangelegenheit ist. Darum hat sie wahrscheinlich auch nichts davon erzählt. Weil es bloß eine Routineoperation ist.“
    Brady wusste ganz genau, dass das nicht der Grund war, aber er sagte nichts dazu. Stattdessen sagte er: „Hör mal, ich sage jetzt alle Termine hier ab und komme nach St. Paul. Gleich mit dem ersten Flug, den ich kriegen kann.“
    „Libby schafft das schon allein. Sie ist stark.“
    „Ich will sie damit aber nicht allein lassen. Und so stark ist sie gar nicht. Sie tut bloß so, damit andere Leute nicht merken, wie es in ihr aussieht, und damit sie es selbst auch nicht merkt. Aber das lasse ich jetzt nicht mehr zu!“
    „Na ja, dann sehen wir uns wohl in St. Paul, Brady“, erwiderte Val.
    „Val, könntest du vielleicht …“ Er hielt inne und setzte dann noch mal neu an: „Ich möchte erst mal allein mit ihr sein. Könntest du also deine Reise zwei Tage nach hinten verschieben? Ich kümmere mich bis dahin schon um Colleen und Scarlett.“
    Die Sonne stand tief am eisklaren Himmel, als Libby die ihr so vertraute Straße erreichte, in der sie während ihrer gesamten ersten Ehe und über vier Jahre danach gewohnt hatte. Im Haus war es kalt und dunkel. Ihre Freunde, Stephanie und Richard Sawyer, hatten es sauber und ordentlich hinterlassen, vor ihrem Auszug allerdings auch den Thermostat heruntergedreht.
    Libby knipste das Licht an und drehte die Heizung auf. Dann ging Libby von Raum zu Raum, während die Temperatur langsam wieder stieg. Colleen lief hin und her. „Erinnerst du dich noch an unser Haus, Schatz?“, fragte Libby. „Ja, ich glaube schon. Es ist ja noch nicht so lange her, dass wir hier gewohnt haben – selbst aus deiner Sicht nicht.“
    Aber Colleen war noch zu klein für nostalgische Gefühle.
    Als Libby in ihr eigenes Herz hineinhorchte, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass auch sie nichts dergleichen empfand. Die einzige Traurigkeit, die sie spürte, hatte mit Brady zu tun. Bei ihrer Abreise waren sie beide sehr wütend aufeinander gewesen, aber sie traute ihm nicht zu, dass er Colleens und Scarletts Beziehung zerstören würde, selbst wenn er ihre Ehe aufgeben sollte. Er war einfach nicht so ein Mensch, nein, auf gar keinen Fall!
    An dieser Gewissheit musste Libby festhalten. Sie musste einfach versuchen, ihm zu vertrauen. Daran zu glauben, dass er nie ein
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