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Bianca Spezial Band 8

Bianca Spezial Band 8

Titel: Bianca Spezial Band 8
Autoren: Lilian Darcy , Sharon de Vita
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dann lehnte sie sich auch gegen das Bett ihrer Schwester.
    „Genau, Onkel Max, das ist jetzt schon sooo lange her. Und wir vermissen dich.“
    „Ganz doll.“
    „Wir haben jetzt beide vorn einen Zahn verloren, Onkel Max.“
    „Grandma lernt jetzt von Mr. Rizzo von nebenan, wie man Tango tanzt.“
    „Und Mom hat einen Freund“, fügte Carrie hinzu, sah ihre Schwester an und rollte mit den Augen. „Er heißt Mr. Beardsley. Und er ist der stellvertretende Direktor an unserer Schule.“
    „Ja, aber alle Kinder nennen ihn nur Mr. Bugs-bee, weil er nämlich wie ein fieser, großer Käfer aussieht, Onkel Max“, erklärte Mary und kicherte. „Er hat so rosa Wulstlippen, die sehen aus, als hätte er zwei dicke, fette Würstchen mitten im Gesicht.“
    Jetzt war es an Carrie, laut loszukichern. Und weil sie sich nicht so einfach von ihrer Schwester in den Hintergrund drängen lassen wollte, lieferte sie sogleich ihre eigene Beschreibung des derzeitigen Feindbildes: „Ja, Onkel Max, und Mr. Bugs-bee hat auch so struppige, schwarze Augenbrauen, die sehen aus, als würden ihm zwei dicke, fette, eklige Raupen über die Stirn krabbeln.“ Carrie schauderte. „Vor allem dann, wenn er mal wieder fies guckt.“
    „Uns guckt er auch fies an. Richtig oft“, ergänzte Mary finster. „Besonders wenn Mom oder Grandma nicht dabei sind.“
    „Genau, Onkel Max“, bestätigte Carrie, streckte den Arm nach ihrer Lieblingspuppe aus, die auf ihrem Bett lag, und drückte sie ganz fest an sich. „Und wenn Mr. Bugs-bee uns fies anguckt, dann sehen seine Augen durch die Brille ganz groß aus, wie bei einem riesigen Käfer.“
    „Darum nennen wir ihn ja auch Mr. Bugs-bee“, schloss Mary und krümmte sich vor Lachen.
    „Ich glaube, er mag uns nicht“, meinte Carrie und schaute zu ihrer Schwester hinüber, die ihr bestätigend zunickte.
    „Aber das macht nichts, wir mögen ihn nämlich auch nicht“, sagte Mary. „Stimmt’s?“
    „Stimmt.“ Carrie schüttelte langsam den Kopf, sodass ihr das schwarze Haar ums Gesicht flog. „Er ist gruselig, Onkel Max.“
    „Ja, Onkel Max, richtig gruselig. Er hat Carrie sogar schon mal angeschrien.“
    „Genau, Onkel Max, er hat mich ganz laut angeschrien. Als nämlich mein Ball gegen sein Auto geflogen ist.“ Erneut schaute Carrie zu ihrer Schwester hinüber. Sie schauderte und drückte ihre Puppe noch fester an sich. „Dabei war das aus Versehen, ganz ehrlich. Ich hab das nicht mit Absicht gemacht“, verteidigte sie sich.
    „Wir mögen ihn beide nicht, aber Mom mag ihn. Grandma meint, wir sollen dich grüßen und dir sagen, dass Mr. Bugs-bee vielleicht der Richtige ist. Wir wissen nicht, was das heißt, aber wir glauben, dass das nichts Gutes bedeutet. Oder glaubst du das?“, erkundigte sich Mary. „Kannst du uns vielleicht mal anrufen, Onkel Max, und uns sagen, ob du über Thanksgiving nach Hause kommst?“
    „Mom macht auch wieder diesen großen Truthahn und süße Kartoffeln dazu …“
    „Und dann macht sie noch gefüllte scharfe Eier und Kürbiskuchen.“
    „Sag uns also Bescheid, ob du auch kommst, ja?“, rief Carrie ins Telefon.
    „Bye, Onkel Max. Ich hab dich lieb.“
    „Genau, Onkel Max, ich hab dich auch lieb. Ruf uns an!“
    Eine Woche später.
    Max McCallister seufzte, nahm sein Glas in die Hand und bahnte sich vorsichtig einen Weg an den Reisetaschen vorbei, die noch unausgepackt im Flur standen. Dann drückte er die Wiedergabetaste seines Anrufbeantworters.
    Als die Stimmen der Zwillinge sein kahles Wohnzimmer erfüllten, lächelte er und ließ sich in seinem Lieblingssessel nieder – äußerst vorsichtig, denn ihm tat noch immer der ganze Körper weh.
    Beinahe zwei Monate lang war Max als Kriegsberichterstatter und Fotoreporter im Irak gewesen, um dort Aufnahmen für eine amerikanische Zeitschrift zu machen. Den letzten Monat hatte er dann in einem ausländischen Krankenhaus verbracht, um sich dort von diversen Schusswunden zu erholen. Mit den Mädchen hatte er nicht mehr gesprochen, seit er die USA verlassen hatte, und erst als er ihre Stimmen hörte, wurde ihm klar, wie sehr er die beiden vermisst hatte.
    Sie und ihre Mutter Sophie.
    Max rieb sich den Dreitagebart, nahm einen Schluck aus dem Glas und ließ sich ganz von den fröhlichen Stimmen der Mädchen erfüllen. Dabei versuchte er allerdings, nicht an Sophie zu denken.
    Von dem Moment an, in dem sein Zwillingsbruder Michael und er Sophie vor fast zehn Jahren zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatten, war
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