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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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doch mit ernster Stimme:
    „Mein Leben ist Euch anvertraut. Gebt mir nicht Gift anstelle des Heilmittels zu trinken.“
    Der Arzt erschrak sichtlich und beteuerte mit lauter, doch falsch klingender Stimme:
    „Aber Majestät, wo denkt Ihr hin? Niemand an Eurem Hof würde es wagen, Euch auch nur ein Haar zu krümmen.“
    „Gut, dann beweist es mir und trinkt den ersten Schluck.“
    Der Arzt griff zitternd nach dem Becher und stieß ihn dabei um, natürlich in voller Absicht. Ein flinker Diener hob das Gefäß schnell auf und rettete so einen fingerbreiten Rest. Den musste ein zum Tode Verurteilter trinken, der wenig später daran starb. Der Leibarzt |413| gestand auf der Folter, dass er sich, in parmesische Gefangenschaft geraten, durch eine hohe Summe hatte bestechen lassen. So ergab sich der kuriose Fall, dass der Kaiser, als er seinen Leibarzt auslöste, den eigenen Mörder zurückkaufte.
    Für Friedrich reichten die wochenlang gesammelten Beweise aus, um ein Manifest zu verbreiten, das den Papst schwer belastete.
    „Unlängst nämlich hat dieser Priester, dieser Hüter und Lenker unseres Glaubens, versucht, durch schändliche und heimtückische Anschläge Unser Leben zu vernichten. Er hat einen gottlosen Arzt gekauft, der Uns Gift in Form eines Heiltrankes reichen sollte. Seht die würdigen Werke dieses Priesterfürsten! In größter Bestürzung erkennen Wir, dass Giftmischerei von denen betrieben wird, die Wohltaten spenden sollten. Bei Gott, welches Unrecht haben Wir ihm getan, dass er so fluchwürdig und grausam handeln musste?“
    So vernahm es die Welt mit Unglauben und Empörung, manchmal wohl auch mit heimlicher Genugtuung.
    Petrus de Vinea wurde all seiner Würden entkleidet, sein riesiges Vermögen eingezogen. Geblendet wurde er in die Festung San Miniato gebracht, wo er seinen Kopf mit solcher Wucht gegen eine Säule stieß, dass er daran starb. Vermutlich wollte er dem Schicksal des Arztes entgehen, der geblendet, mit abgeschnittenen Ohren und verstümmelter Nase von Stadt zu Stadt bis ins Königreich Sizilien gebracht und dort hingerichtet wurde.
     
    Anfang April traf der Kaiser in Pisa ein, wo er wie stets begeistert empfangen und bejubelt wurde. Die kaisertreue Stadt sah in der Entdeckung des Anschlags einen Wink Gottes und nicht wenige wünschten dem Papst einen schmählichen Untergang.
    Jetzt endlich tat Friedrich, was er bisher versäumt hatte, er fand sich zu einem Besuch auf dem Gut der Grafen Lancia ein. Nun, es war kein „offizieller“ Besuch, sondern eher eine Auszeichnung für seine durch alle Fährnisse treuen Gefolgsleute und nicht zuletzt sollte Manfred seine Verwandten kennenlernen, denn Galvano und Giordano waren ja immerhin seine leiblichen Onkel und deren Kinder seine
cugini
. Eine Familienähnlichkeit gab es zwar kaum, da Manfred eher wie der jüngere Bruder seines Vaters aussah, abgesehen von seinem zarteren Körperbau, der auf Bianca hinwies.
    Beim Eintreten hatte Friedrich gut gelaunt wissen lassen, dass er Kaiser wie König draußen lasse und ihm ein „Don Federico“ genüge. |414| Fast alle hielten sich daran, nur der sonst so mundfertigen Giulia rutschte immer wieder die „Majestät“ heraus. Warum? Vielleicht weil ihre Verwandtschaft mit Manfred eine sehr weitläufige war, da sie ja aus einem Lancia-Zweig stammte, dessen gemeinsame Wurzeln sehr weit zurücklagen. Möglicherweise auch deshalb, weil es ja seit jeher ihr Wunschtraum gewesen war, der Kaiser möge ihr Gast sein: der Kaiser und nicht der Anverwandte Don Federico.
    Friedrich wusste sehr wohl, dass das Haupthindernis im Umgang mit Tieferstehenden sein sakraler Glanz als gesalbter Kaiser und König war, der alles überstrahlte und den er selber aus Nützlichkeitserwägungen heraus in der Öffentlichkeit pflegte und zeigte. Mit Galvano und Giordano war am ehesten ein unbefangener Ton zu finden, man sprach sozusagen von Krieger zu Krieger. Galvanos Sohn Federico, jetzt achtundzwanzig und etwas aus der Art geschlagen, fand zu dem um gut zehn Jahre jüngeren Manfred sofort Kontakt und mit Erlaubnis des Kaisers zogen sich die beiden zurück, denn Federico wollte dem Gast seine Bücherschätze vorführen. Seltsam nur, dass kaum Biancas Name fiel, fast so, als sei dessen Nennung verboten. Gegen Ende seines Besuches kam Friedrich selbst auf sie zu sprechen.
    „Es sind jetzt schon fast vier Jahre vergangen, seit Gott meine innig geliebte Gemahlin zu sich gerufen hat. Ich sehe großes Erstaunen in euren Gesichtern und
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