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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Hauses Lancia, sagte von oben herab:
    „Liebe Schwägerin, ich bin Euch zu Dank verpflichtet, denn Ihr habt mir die Mühe erspart, eine
margravia
empfangen zu müssen. Wir sind ja nur Grafen und im Umgang mit Höhergestellten nicht so geübt.“
    Bianca strahlte sie an.
    „Dann trifft es sich ja bestens! Bei mir könnt Ihr es lernen und bis der Kaiser kommt, seid Ihr perfekt.“
    |403| Giulias rundem Gesicht war anzusehen, dass sie angestrengt nachdachte. Schließlich erwiderte sie:
    „Wie kommt Ihr denn mit einer Rangerhöhung zurecht, die Euch über die eigene Familie stellt? Seht Ihr in uns jetzt so etwas wie Untertanen? Dazu kommt noch, dass Ihr neuerdings nicht nur Geliebte eines Kaisers, sondern Mutter einer Kaiserin seid.“
    Noch ehe Bianca darauf anworten konnte, wies Galvano seine Frau zurecht.
    „Es ist doch sonst nicht deine Art, einen solchen Unsinn zu reden!“
    Bianca drückte schwesterlich seinen Arm.
    „Nein, nein, Giulia stellt nur Fragen, die sich ihr aufdrängen, für mich aber ohne Bedeutung sind. Dazu hat sie noch das Glück, sich nur einer Familie zugehörig zu fühlen, da ihre Eltern tot sind und sie keine Geschwister hat. Ich aber bin mit zwei Familien verbunden: mit der, aus der ich kam, und mit der, die ich zusammen mit Friedrich geschaffen habe. Sind damit Eure Fragen beantwortet, Donna Giulia?“
    Sie sah, wie Galvano in einer bittenden Geste eine Hand auf die Schulter seiner Frau legte. Giulia verstand.
    „Ja, ich glaube schon und verzeiht meine … meine Aufdringlichkeit.“
    Bianca küsste sie lächelnd auf beide Wangen.
    „Fragen soll man nicht herunterschlucken, sondern schnell klären.“
    Dann wandte sie sich den anderen Gästen zu. Mit dem
podestà
erläuterte sie den nur zögerlich anlaufenden Weiterbau am schiefen Glockenturm, der alte und ziemlich schwerhörige Bischof verstand alles falsch, sodass kein Gespräch zustande kam. Die Häupter der ghibellinischen Familie scharten sich um ihren Stuhl und immer wieder kamen besorgte Fragen nach dem Fortgang der Verhandlungen in Lyon. Bianca wehrte sie mit lächelnder Höflichkeit ab.
    „Weder bin ich befugt noch imstande, dazu Stellung zu nehmen. Seine Majestät wird innerhalb der nächsten zwei Wochen hier eintreffen, er wird eure Fragen nach bestem Wissen beantworten.“
     
    Dies war dann leider nicht der Fall, denn der Kaiser befand sich nach wie vor im Ungewissen, musste sich aber im Stillen eingestehen, dass sein blutiger Rachefeldzug gegen Viterbo so unklug wie |404| ungerecht gewesen war. Er hatte die nach Lyon jagenden Boten vor Augen, die Kardinal Raniero eilends dorthin entsandt hatte. Damit lieferte er dem Papst endlich die greifbaren und stichhaltigen Argumente für ein Verdammungsurteil. Dennoch blieb die kleine Hoffnung, Innozenz möge seinen Hass überwinden und der politischen Vernunft gehorchen, die ihm gebot, den Streit zu beenden.
    Zu den politischen Sorgen kamen nun auch noch private. Bianca war nach dem Begrüßungsfest plötzlich schwer erkrankt. Der „Stein“ in ihrem Leib hatte sich plötzlich durch einen heftigen Blutsturz aufgelöst. Den Ärzten war es zwar schließlich gelungen, durch Eiskompressen die Blutung zum Stillstand zu bringen, aber Bianca war derart geschwächt, dass sie blass und regungslos in ihrem Bett lag und kaum die Kraft zu ein paar geflüsterten Worten fand. Als Friedrich sich über sie beugte und behutsam die blassen, eingefallenen Wangen küsste, brachte sie nur ein klägliches Lächeln zustande. Ihre Lippen bewegten sich, als wolle sie etwas sagen, doch es war kein Laut zu vernehmen. Er flüsterte ihr ins Ohr:
    „Jetzt tue ich, was ich längst hätte tun sollen,
mia amante unica
.“
    Er sandte einen Eilboten zu dem vor einigen Jahrzehnten gegründeten und von ihm stets unterstützten Franziskanerkloster mit der Bitte, ein Beichtvater möchte sich schnell auf den Weg hierher machen.
    Inzwischen war Bianca etwas munterer geworden und ein im Nebenraum wachender Arzt richtete sie behutsam auf. Sie trank mühsam schluckend etwas Eisenwein, dann richtete sie ihre Blicke auf Friedrich.
    „Falcone …“, hörte er sie flüstern.
    „Ja, ich bin es, bin endlich gekommen. Du wirst wieder gesund werden, das weiß ich, doch zuvor gibt es einiges zu erledigen.“
    Sie schaute ihn fragend an. Er lächelte.
    „Du wirst schon sehen …“
    Wenig später kam der Priester, zwei Ministranten trugen die liturgischen Geräte. Als Bianca sie sah, malte sich etwas wie Erschrecken in ihrem
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