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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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so sollt auch ihr erfahren, was bisher nur wenige wissen. Ich habe Donna Bianca geheiratet, wenige Tage, ehe sie verschied. Für Manfred macht das keinen Unterschied, denn er ist von Geburt an kaiserlicher Prinz. Da er jetzt nicht im Raum ist, werde ich ihm selber zu gegebener Zeit von dieser Hochzeit berichten.“
    Warum er es dann doch nicht tat, ist schwer zu verstehen. Vielleicht wollte er damit sich selber beweisen, dass das Kind der Liebe über allen anderen stand, die gleichsam in einem Staatsakt in königlichen Betten gezeugt wurden.
     
    Ehe Friedrich im Hafen von Pisa an Bord seiner Galeere ging, hatte er für einen Vormittag den Dom für Besucher sperren lassen. In Biancas Grabkapelle kniete er nieder und schaute auf die schlichte, nur mit Rosenreliefs verzierte Grabplatte. Dort stand in großen goldenen Buchstaben:
    |415| Bianca, Margravia de Lancia
    nata Octobris nonus A.D. 1213
    mortua Julius duodecimus A.D. 1245
    REQUIESCAT IN PACEM.
    „Da liegst du nun, einzig Geliebte, und harrst der Auferstehung. Das wäre ein schönes Wiedersehen, aber da sind ja auch die anderen in Christo Verstorbenen und bei den meisten lege ich kaum Wert auf deren Gesellschaft in alle Ewigkeit. Endlich habe ich jetzt dein Elternhaus besucht und ich vermute, dass es sich unter seiner jetzigen Herrin etwas verändert hat. Insgeheim ist Donna Giulia erleichtert, dass es dich nicht mehr gibt, das war ihr anzusehen. Da musste ich ihr einfach etwas Bitteres in den Trank der Freude mischen und habe von unserer Heirat berichtet. Vielleicht tue ich ihr Unrecht, vielleicht hat sie bei deinem Tod keine Freude empfunden, aber gewiss auch kein Bedauern.
    Wäre unsere Verbindung kinderlos geblieben, so müsste ich mich mit der Erinnerung begnügen, aber unsere Liebe hat im Fleisch Früchte getragen, sodass etwas von dir geblieben ist, das man berühren, küssen, liebhaben kann. Die Nachrichten von unserer Erstgeborenen treffen spärlich ein, doch es scheint ihr gut zu gehen an der Seite eines Mannes, der von Erfolg zu Erfolg eilt. Violante ist seit kurzem mit einem meiner Treuesten, dem Grafen von Caserta, verheiratet, ich sehe sie erfreulich oft und dann muss ich jedes Mal meine Rührung verbergen, so sehr gleicht sie dir. Ich sehe dich ungeduldig werden, Geliebte, und weiß auch, warum. Ja, unseren Manfred habe ich mir bis zuletzt aufgespart und über ihn gibt es nur zu sagen, dass er mir viel Freude bereitet und meine Vorlieben und Abneigungen teilt, was mich beglückt und auch verblüfft. Ob ich ohne ihn mein Falkenbuch verfasst hätte, ist mehr als fraglich. Er hat gebeten, gedrängt, ermuntert und viel Eigenes dazu beigetragen. Kopisten sind dabei, es abzuschreiben, denn ich möchte es weit verbreitet wissen und in manchen Fällen als besondere Auszeichnung verschenken. „
De arte venandi cum avibus
“ heißt das Werk und fast bin ich versucht, dir ein Exemplar aufs Grab zu legen. Aber was hättest du davon? Du lebst in anderen Sphären und anderes, uns Lebenden Unbekanntes mag für dich wichtiger sein.
    Auch wenn mein Körper dich jetzt verlässt, über alles Geliebte, so bleibt dein Bild, bleibt die Erinnerung an dich in meinem Herzen immerfort lebendig, solange ich selber am Leben bin.“
    |416| Als er sich erhob, um hinauszugehen, hörte er hinter sich eine Stimme, ein Flüstern nur: „Falcone …“
    Er blieb stehen und wandte sich um. Wieder traf der geflüsterte Kosename sein Ohr: „Falcone …“
    Er flüsterte zurück: „Bist du das, Bianca? Willst du mir etwas sagen?“
    „Von uns Toten bleibt nicht viel und das wenige wird schnell zu Staub. Eines aber besteht fort, solange du lebst, und nach dir wird es auf andere übergehen – bis in alle Ewigkeit. Es ist das Band der Liebe, das uns umschlungen und verbunden hat, und glaube nur ja nicht, mein Tod habe es zerrissen. Nach dir werden andere es übernehmen und vielleicht mag Gott es fügen, dass dieses unsichtbare und doch fühlbare Band die Menschen in aller Welt umschlingt, weil im Grunde doch alle dasselbe wünschen und erhoffen, wenn auch vorerst noch oft einer dem anderen im Wege steht. Ein Wunschtraum nur? Vielleicht. Der große Vergilius hat gesagt:
Qui amant, ipsi sibi somnia fingunt
. Mag die Liebe auch nur vom Traum leben, so ist dieser Traum doch der schönste, den ich mir denken kann.
Addio, mio falcone, addio
…“

Informationen zum Buch
    Sie ist die große Liebe des Kaisers Friedrich II.: Bianca Lancia, eine schöne Pisanerin, ist dem Staufer in
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