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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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bekannt gemacht und brachte Innozenz in eine Lage, in der er gar nicht anders handeln konnte, als diese Bedingungen anzunehmen.
     
    Am Gründonnerstag des Jahres 1244 versammelten sich die Kardinäle und Prälaten, die römischen Fürsten und Senatoren zusammen mit einer dicht gedrängten Volksmenge vor dem Lateranspalast. Für den Kaiser hob Petrus de Vinea die Hand zum Eid und der Papst nannte Friedrich in seiner kurzen Predigt einen rechtgläubigen Fürsten und treuen Sohn der Kirche. So hätte alles gut werden können, wären da nicht einige Tage später die Proteste der lombardischen Städte gewesen. Ohne sich mit dem Kaiser abzusprechen, änderte Innozenz eigenmächtig einige der Vertragspunkte, darunter den, der die Freilassung der Gefangenen und die Räumung der besetzten Gebiete erst nach der päpstlichen Absolution vorsah.
    Friedrich, durch den Vertragsbruch von Viterbo gewarnt, war nicht gesonnen, seine wertvollen Pfänder aus der Hand zu geben, doch er war zu neuen Verhandlungen bereit. Nach kurzem Zögern erklärte sich auch der Papst dazu geneigt, bestand aber darauf, dass ein Treffen innerhalb des Kirchenstaates stattfinden müsse. Man einigte sich auf das Städtchen Narni und den Monat Juni. Dass Innozenz kurz zuvor zwölf neue, unbedingt papsttreue Kardinäle ernannt hatte, wäre dem Kaiser eine Warnung gewesen, hätte er nicht mit wachsender Ungeduld das entscheidende Treffen erwartet.
    Schon am neunten Juni traf der Papst in Civita Castellana ein, während Friedrich im unweit gelegenen Terni darauf wartete, mit Innozenz in Narni verhandeln zu können. Er fasste sich in Geduld, bis zwei Wochen später endlich ein Terminvorschlag eintraf. Friedrich erklärte sein Einverständnis, musste wenig später aber zu seinem Entsetzen erfahren, dass der Papst inzwischen in aller Stille entflohen war. Später stellte sich heraus, dass Innozenz schon Wochen vorher mit Genua über die Entsendung von Galeeren verhandelt hatte, die in Civitavecchia auf ihn warteten.
    Der Kaiser zeigte sich tief betroffen, im Kreise seiner Freunde sogar verzweifelt.
    |396| „Womit habe ich das verdient? Was kann der Papst mir vorwerfen? Hatte ich mir doch selber Vorwürfe gemacht, ihm so weit entgegengekommen zu sein.“
    Innozenz setzte Gerüchte in die Welt, der Kaiser habe das Treffen als Vorwand benutzt, um ihn gefangen zu nehmen. Diese Behauptung war so absurd, dass nicht einmal dem wortgewandten Friedrich eine Entgegnung einfiel. Was aber wollte der Papst in Genua?
    Die christlichen Könige verhielten sich insgesamt abweisend, nicht einmal der sonst so verständnisvolle Ludwig von Frankreich zeigte Entgegenkommen und überließ es den einzelnen Kommunen, ob sie den Flüchtling aufnehmen wollten. Die reiche und mächtige Handelsstadt Lyon zeigte sich schließlich dazu bereit, verwies auf ihren Status als freie Reichsstadt. Das war freilich widersinnig, denn gerade als solche hätte sie den Kaiser um sein Einverständnis bitten müssen.
    Aber Friedrich gab nicht auf und es trat ein Ereignis ein, das seine Absichten unterstützte. Im August eroberte der ägyptische Sultan Jerusalem und zwei Monate später besiegte er die christlichen Truppen bei Gaza. Daraufhin flehte der Patriarch von Antiochia Papst und Kaiser um Hilfe an. Friedrich reagierte sofort und erklärte sich zu einem Kreuzzug bereit, auch wolle er sich aus allen im Kirchenstaat noch besetzten Gebieten sofort zurückziehen – die Lombardenfrage überließ er einem Schiedsspruch des Papstes.
    Selbst Friedrichs engste Vertraute rieben sich erstaunt die Augen. Es konnte doch nicht wahr sein, dass der Kaiser alles aufgab! Gerade er, der bisher seine Zugeständnisse genau abwog, warf nun alles in einen Topf. Der Papst sah sich in seiner Macht bestätigt und pries die durch Gott bewirkte Einsicht des Kaisers.
    Eines allerdings konnte Friedrich nicht mehr rückgängig machen: Im Sommer des vergangenen Jahres hatte eine oströmische Flotte in Barletta angelegt, um die Braut des Kaisers Johannes von Nikaia feierlich einzuholen. Costanza stand zu dieser Zeit in ihrem fünfzehnten Lebensjahr und ließ alles mit vor Kummer versteinertem Gesicht über sich ergehen. Der Plan hatte ja schon länger bestanden, doch aus Zorn über die Täuschung und die Flucht des Papstes hatte Friedrich ihn schnell in die Tat umgesetzt.
    Schon Anfang des Jahres hatte er Bianca gegenüber angedeutet, dass es für Costanza einen kaiserlichen Bewerber gab, und sie hatte sofort an die Prophezeiung des
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