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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen
Autoren: Neve Maslakovic
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ein derart klassisches Krimiszenario, dass ich kaum glauben konnte, jemand hätte es in die Tat umgesetzt.
    »Punkt drei. Freitag. Zielperson wieder in eigenem Wagen unterwegs. Schwarzer Speedster. Im Berufsverkehr in der Stadt aus den Augen verloren ...«
    »Moment«, unterbrach ich ihn. »Das ist Gabriellas Auto? Das Ding, das so tiefschwarz ist wie die Innenseite einer Antihaftpfanne? Der Wagen, der die ganze Zeit versucht hat, mich zu überfahren?«
    »Ich fürchte ja«, sagte Mrs Noor. »Er ist angemietet«, fügte sie hinzu, als würde das einen Unterschied machen.
    »Später wieder die Spur von Zielperson aufgenommen«, berichtete Ham weiter. »Punkt vier. Vor sechs Minuten. Zielperson versucht Klienten zu lasern. Von Mutter und mir selbst überwältigt.« Er klappte das Notizbuch zu.
    Mrs Noor lächelte Felix B an. »
Dieser
Felix hier hat nicht lange nach Ihnen Kontakt zu mir gesucht. Hatte dasselbe Problem. Wollte mehr über sein Alter in Universum A erfahren, war vom DIM über dessen Anwesenheit in der Stadt informiert worden. Die Schweigepflicht verbot mir, Ihnen mitzuteilen, dass ich denjeweils anderen getroffen hatte, aber ich lieferte Ihnen so viele Informationen, wie ich durfte. Und als Felix B mich anrief, weil er besorgt war über Gabriellas Verhalten – er fand einige ihrer Fragen nach Ihnen, Felix, ziemlich
eigenartig
 – setzte ich Ham auf die Angelegenheit an.«
    »Sie wollte wissen, ob du meiner Ansicht nach gerne alleine zum Schwimmen gehst oder zu einsamen Spaziergängen mitten in der Nacht neigst«, warf mein Alter Ego ein.
    »Das war sehr aufmerksam von Ihnen, Felix«, fuhr Mrs Noor fort. »Ich ließ Gabriella also von Ham beschatten. Er folgte ihr hierher und sah, dass sie im Wagen wartete, bis Sie im Haus verschwunden waren, und sich dann im Gebüsch versteckte. Aufs Höchste besorgt rief er mich zu Hilfe. Ich kam, so schnell ich konnte. Mit Felix B bin ich am Gartentor zusammengetroffen.«
    »Ich bringe Tante Henrietta ihr Rollenpaket für das Krimi-Dinner heute Abend«, erklärte Felix. Er zeigte auf eine beachtlich große Schachtel, die er bei sich trug.
    »Unglücklicherweise«, meinte Mrs Noor, »war Gabriella noch in der Lage, einen Schuss aus der Laserpistole abzugeben, bevor ich sie ihr hiermit aus der Hand schlagen konnte.« Sie hielt das
Chicago-Handbuch für Detektive
in die Höhe. »Wie gesagt, ich habe es im Notfall gerne zur Hand.«
    Das Handbuch war doppelt so groß und breit wie
Die neun Schneider
und sah so aus, als hätte der kleine Band fünfmal hineingepasst, selbst bevor er gelöchert worden war und mir dabei das Leben rettete. Ich betrachtete den immer noch qualmenden Krimi und musste daran denken, dass Professor Maximilian recht hatte: Entscheidend waren die kleinen Dinge, etwa, welche Reiselektüre man bei sich hatte. Ich fragte: »Aber warum? Aus welchem Grund hat sie es getan?«
    »Die alte Geschichte«, seufzte Mrs Noor. »Rache.«

35
DAS MOTIV
    So unmöglich das scheinen mochte, ich hatte ihre Anwesenheit fast vergessen. Gabriella Short fixierte mich mit ihren grauen Augen und stieß nur ein Wort hervor, bevor sie wegsah.
    »
Sie!
«
    »Aber was habe ich denn getan?«, fragte ich verständnislos.
    »Sie haben ihr die Chance genommen, Schauspielerin zu werden«, antwortete Mrs Noor. »Es kann nur eine Gabriella Love geben.«
    Es konnte nur eine Gabriella Love geben.
Der Schnuller eines Kindes war von einem Brückengeländer abgeprallt und war für Felix B, der schweigend neben Bean stand, auf der richtigen Seite heruntergefallen, und auf der falschen für mich. In meinem Universum hatte sich die Gummiente gelöst und Gabriella Short hatte sich keinen klangvolleren Namen zulegen müssen. Es ist schwer, berühmt zu werden, wenn dein Alter Ego dir zuvorgekommen ist. Genau genommen hatte sie nie die geringste Chance gehabt. In Universum A waren die Kinos in den letzten zwei Jahrzehnten ausgestorben und durch andere Formen der Unterhaltung ersetzt worden. Sehr schwierig, ein Filmstar zu werden, wenn es keine Filme mehr gibt.
    »Gabriella ...«, setzte ich an.
    »Sie haben mein Leben zerstört!«, spuckte sie aus. »Sprechen Sie nicht so mit mir!«
    »Dann eben Bürgerin Short. Es war doch nur ein winziger Augenblick ...«
    »Können Sie sich vorstellen, wie es ist, Ihr eigenes Gesicht überall zu sehen, auf Plakaten, T-Shirts und in der Werbung? Im Übergangsterminal war sie auf dem Titelblatt eines Modemagazins aus Universum B, das ich kaufen wollte. Ich
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