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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen
Autoren: Neve Maslakovic
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Franny, eine feingliedrige, silberhaarige Frau mit vorspringendem Kinn. »Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen im Fliederzimmer, Bürger Sayers. Heute Morgen war Besuch für Sie da, aber Paragraf 3 schützt Ihre persönlichen Daten, daher haben wir nicht zugegeben, dass Sie hier wohnen. Aber ich
weiß
, dass unsere Gäste nichts dagegen haben, wenn
wir
sie besser kennenlernen ...«
    Franny hatte sich bereits danach erkundigt, in welcher Angelegenheit ich diese Welt besuchte (»nur als Tourist«) und womit ich meinen Lebensunterhalt verdiente, und sie wusste auch, dass ich nicht verheiratet war.
    »Jemand hat nach mir gefragt? Das ist eigenartig«, meinte ich. »Ich kenne niemanden in der Stadt.«
    »Ein netter junger Mann. Lockige Haare, vorspringende Nase.«
    »Das sagt mir nichts. Wie war der Name?«
    »Er hat keinen hinterlassen, Franny«, rief eine männliche Stimme aus dem Hinterzimmer.
    »Aber natürlich hat er einen Namen hinterlassen, Schatz«, rief Franny zurück und griff nach einem Notizblock. Sie blätterte darin. »Nur wo ...?«
    Mein Magen zog sich vor Hunger zusammen, und während ich wartete, ging ich im Geiste schnell eine Liste von Restaurants durch, die ein üppiges Frühstück servierten. Irgendwie erschien es mir nicht richtig, dass ich das
Coconut Café
(
existierte
es hier überhaupt?) und den Spezialpfannkuchen verpasste, nur weil es irgendeine blöde Regel gab, dass man vertraute Orte meiden sollte. Warum nicht einfach in einen Beförderer springen – also ein Taxi rufen – und nachsehen, ob das
Coconut Café
sich an seinem angestammten Platz am El Camino Real befand und ob auf der Speisekarte Pekanpfannkuchen standen?
    Glücklicherweise hatte ich mich für das
Queen Bee Inn
entschieden. Das Frühstück war inklusive, bereits bezahlt und stand als Buffet in einem gemütlichen Esszimmer rechts von der Treppe bereit.
    Franny tippte mit dem Finger auf den Notizblock. »Hier steht es, zwei Besucher, kurz nacheinander. Der erste Bürger, der mit der vorspringenden Nase, hat keine Nachricht hinterlassen. Die Frau – die hat nur angerufen – sagte, dass sie mit Bürger Sayers aus Universum A in einer Sache von gemeinsamem Interesse Kontakt aufnehmen wolle. Hat aber auch keinen Namen genannt.«
    Ein kleiner, grauhaariger Mann mit kantigem Kinn kam mit einem Tuch und einer Art Möbelpolitur aus dem Hinterzimmer. »Habe ich doch gerade gesagt, Franny.«
    »Du hattest recht, mein Schatz.«
    Er grunzte als Antwort, nickte mir im Vorübergehen zu und trat an eine Reihe von Fächern, wo antike Schlüssel unter den Zimmernamen hingen.
    »Fang mit dem Rosenzimmer an, Trevor, Schatz. Wir erwarten heute ein frisch getrautes Ehepaar.« Wie als Echo meiner vorigen Überlegungen fügte sie hinzu: »Hat man Sie eigentlich über die Imbiss-Regel informiert, Bürger Sayers? Ich meine, bevor Sie ausgehen und sich die Stadt ansehen ...«
    Ich hatte eigentlich nach Broschüren über lohnende Ausflugsziele gesucht.
    »Es ist nämlich besser, unsere beiden Welten nicht miteinander zu vergleichen, so viel ist sicher.«
    Trevor grunzte abermals zustimmend, ohne von dem großen Schlüssel aufzublicken, den er polierte.
    »Obwohl ich zugeben muss, dass ich mich immer gefragt habe, wie Franny und Trevor A ihre Pension genannt haben. Beim
Queen Bee Inn
, wissen Sie, steht das ›Bee‹ für unser Universum. Früher hieß es
Tipsy Sailor
.« Sie seufzte. »Was für ein Jahr, 1986 – wir waren jung, hatten gerade erst die Pension gekauft und alle Mühe, im Geschäft zu bleiben ... und dann herauszufinden, dass Professor Singh eine Kopie des Universums mit all seinem Inhalt hergestellt hatte! Und wir hatten uns noch kaum an festen Boden gewöhnt.«
    »Verzeihung?«
    »Trevor und ich sind auf einem Ozeandampfer geboren worden und wuchsen auch dort auf,
Two Thousand Sails
hieß er, vielleicht haben Sie schon einmal davon gehört. Unsere Erziehung bestand darin, zu lesen und die Welt kennenzulernen. Nach unserer Hochzeit gingen wir im nächsten Hafen von Bord und wurden sesshaft. Der Hafen hieß zufällig Oakland, gleich nördlich von hier. Sie hoben die Golden Gate Bridge an und wir segelten hinein in die Bucht.«
    »Das«, sagte Trevor, der immer noch denselben Schlüssel polierte, »war damals.«
    »Ganz recht, Schatz. Heute würde das Schiff nicht mehr unter der Brücke durchpassen.«
    »Warum nicht?«, fragte ich neugierig. »Die alte Golden Gate Bridge ist eine Zugbrücke, oder nicht?«
    »Der Meeresspiegel
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