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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen
Autoren: Neve Maslakovic
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Universenschöpfer eine irreführende Bezeichnung ist. Sie impliziert Absicht.« Sie zog einen dünnen kupferfarbenen Schal aus ihrer Tasche, zupfte gedankenlos ein Stück Papier ab, das daran klebte, legte ihn sich dann um die Schultern und schlang vorne einen losen Knoten. »Kalt heute. Glauben Sie, dass sie existieren?«
    »Wer?«
    »Viele parallele Universen, wie die Passivisten behaupten.« Beim Klingeln eines näher kommenden Cablecars glitt ihr Blick zur Straße.
    »Ich hoffe nicht. Zwei reichen mir völlig.«
    »Warum fahren Cablecars immer in die falsche Richtung? Da geht es ja schneller, wenn ich nach Hause laufe, mein Auto hole und selbst fahre.« Sie fügte hinzu: »Zum bihistorischen Institut. Ich habe ein paar Daten aus Universum A mitgebracht, die ich eingeben muss.«
    Eigenartig, dass sie Arbeitsplatzdetails einem Wildfremden anvertraute, aber mir war aufgefallen, dass die Einzigartigen (zu denen ich auch einmal gehört hatte) sich weniger um ihre Privatsphäre sorgten. Obwohl ich nur eine vage Vorstellung davon hatte, worum es bei Bihistorie ging (die Dokumentation kleiner und großer Unterschiede zwischen unseren beiden Universen, in der Art wahrscheinlich), sagte ich: »Bihistorie? Das klingt interessant.«
    »Manchmal schon. Wo wir gerade davon sprechen ...«
    Wir traten auseinander, um zwei DIM-Beamte in ihren avocadogrünen Uniformen durchzulassen. Sie gingen auf die Passivisten zu, die einen hilflosen Touristen eingekreist hatten. Einer der DIMs warf mir im Vorbeigehen einen strengen Blick zu, bei dem ich mir nervös die Frage stellte, ob man mir ansah, dass ich vorhatte, Paragraf 7 zu ignorieren und mein Alter auszuspionieren.
    »Was sagten Sie gerade?« Ich wandte mich mit aufgesetzter Nonchalance wieder der Mathematikerin zu, doch ihr Blick war auf etwas hinter meiner Schulter gerichtet. Ich hörte, wie die Passivisten versuchten, Pamphlete an die Beamten zu verteilen, und Paragrafen zitiert wurden. Die Mathematikerin zog ihren Schal enger um sich. »Ich muss gehen.«
    »Aha, ja«, sagte ich.
    »Danke für die Schokolade«, meinte sie und wandte sich ab.
    »Moment, ich weiß gar nicht, wie Sie heißen ...?«
    Ich glaubte noch zu hören, dass sie »Bean« sagte, Bohne, während sie auf die Kreuzung zueilte, wo die Schienen des Cablecarsvon der Hyde Street in eine aufwärts führende Straße abbogen. Sie ging um die Ecke und war verschwunden.
    Und das wars dann.
    Die DIM-Beamten führten die Passivisten, die duldsam nachgaben, vom Terminal weg.
    Ich brauchte ein Taxi. Nirgendwo eines in Sicht.
    Aber warum überhaupt fahren? Ich war ein Mann in den besten Jahren, gerade mal dreieinhalb Jahrzehnte alt, und absolut in der Lage, mein Hotel zu Fuß zu erreichen. Wahrscheinlich war das eine ganz brauchbare Methode, um mal damit anzufangen, die lästige Beule meines Bauchs zu reduzieren. Es war zwar ein bisschen kalt, aber das hier war San Francisco und der Nebel konnte sich jede Minute lichten. Ich stellte die Riemen meines Rucksacks bequemer ein und ging die Hyde Street entlang Richtung Broadway.
    Noch bevor ich eine Ecke weiter war, hörte ich ein kurzes Hupen über dem Straßenlärm. Ein Wagen, so einer mit Dach zum Aufklappen, das im Moment offen stand, kroch im Schritttempo neben mir entlang. Die Quasi-Hündin Murphina, deren wolliges weißes Fell vom Westwind platt gedrückt wurde, thronte auf dem Beifahrersitz des gurkengrünen Fahrzeugs. »Können wir Sie ein Stück mitnehmen?«, fragte Murphinas Besitzer, der am Steuer saß. Er deutete auf den einzigen freien Platz im Auto, neben der A-Bewohnerin (oder B-Bewohnerin), die in der Übergangskammer so viel Aufsehen erregt hatte und jetzt gelassen auf der Rückbank saß. Der weiße Schal, den sie sich um die Haare geschlungen hatte, reichte bis auf das Mandarinenkleid herab, und ihre grauen Augen waren unverwandt auf mich gerichtet.
    »Danke«, sagte ich, »aber ich gehe lieber zu Fuß. Ein bisschen Bewegung kann nicht schaden.«
    Der schlaksige A-Bewohner beugte sich über Murphina und reichte mir eine Visitenkarte. »Na dann, man sieht sich.«
    Ich musterte die Karte – 
Past & Future
stand darauf, Vergangenheit & Zukunft, sonst war sie leer. Der Wagen fädelte sich wieder in den Verkehr ein und fuhr davon.

3
EIN PAAR GUTE NEUIGKEITEN
    Am nächsten Morgen erwachte ich im
Queen Bee Inn
, einem dreistöckigen, älteren Reihenhaus auf einem Hügel mit Blick über die Bucht. Hinter dem auf Hochglanz polierten antiken Empfangstisch saß
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