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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen
Autoren: Neve Maslakovic
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ist zu sehr angestiegen, Bürger Sayers. Die Flügel lassen sich nicht mehr weit genug anheben.«
    »Da wir von der alten Brücke sprechen ...«
    »Ja, richtig, Bürger Sayers, Sie haben nach Ausflugszielen gefragt. Ich muss sagen, es ist schön, einmal einen A-Bewohner zu sehen, der hier Urlaub macht. Die meisten kommen nur aus geschäftlichen Gründen.«
    »Die Leute müssen schließlich ihren Lebensunterhalt verdienen, nicht wahr?«, brummelte Trevor, was vielleicht der längste Satz war, den ich bisher von ihm gehört hatte. Er hängte den glänzenden Schlüssel zurück und griff nach dem nächsten.
    »Jeder braucht mal Urlaub, egal, was er beruflich macht, sage ich immer«, gab Franny zurück, wobei sie plötzlich herrisch klang wie mein Boss Wagner, wenn er einem seiner Angestellten befahl, endlich einmal auszuspannen. »Und Sie sind also Kulinaria-Autor, wie schön«, fügte sie milder hinzu und nickte mir zu. »Schreiben Sie Restaurantkritiken?«
    »Nein.«
    »Also Kochbücher?«
    »Ich stelle Gebrauchsanleitungen für kulinarische Produkte zusammen.«
    »Ach, das ist ja interessant. Und für welche Art von kulinarischen Produkten?«
    »Alles. Ich arbeite in einer Firma für Küchenzubehör«, erwiderte ich, während ich von einem Fuß auf den anderen trat. Ehrlich, hatte die Frau denn noch nie von Paragraf 3 (Datenschutz) gehört?
    »Oh, eine Firma für Küchenutensilien?« Sie verstummte, erwartete anscheinend mehr Details, aber ich lieferte keine. »Ja, wie schön. Ich stelle Ihnen die Broschüren zusammen. So lernt man die Stadt am besten kennen. Unsere Gäste aus Universum A sind immer überrascht, wie anders hier alles ist, weil sie vergessen, dass wir das große Erdbeben nicht hatten.«
    Sie ging ins Hinterzimmer, um die Broschüren zu holen, und ich verlagerte mein Gewicht wieder auf den anderen Fuß, dessen Blasen ein schmerzhafter Beweis für die Richtigkeit ihrerWorte waren. Die Stadt war
wirklich
anders, wie ich festgestellt hatte, während ich nach dem
Queen Bee Inn
suchte. Nachdem ich die Mitfahrgelegenheit von Murphina und ihrem Gefolge ausgeschlagen hatte, hatte ich mich vom Übergangsterminal entfernt, neugierig darauf, mehr von dieser Stadt zu sehen, die denselben Namen trug wie die, von der ich gerade herübergequert war. Der Buchstabenzusatz am Ende schien mir da noch ein unwichtiges Detail zu sein. Aber es dauerte nicht lange, bis meine Schritte sich zum zögernden Tappen eines Touristen in einem fremden Land verlangsamten. Die Hyde Street befand sich zwar da, wo sie sein sollte, und auch der Broadway, aber wo war der Memorial Park mit seinen vertrauten Bäumen und dem kreisförmigen Springbrunnen hin? Alles wirkte irgendwie leicht
fehl
am Platz, als würde man Mousse au Chocolat auf einem Pappteller servieren oder Wein in einem Styroporbecher. Ich probierte eine Straße nach der anderen aus, dachte immer wieder, sie würde zur Bucht führen, musste dann aber umkehren und die nächste probieren. Es war nicht besonders hilfreich, dass der Nebel, anstatt sich aufzulösen, immer dichter vom Meer heranwallte und alles in einen kühlen, rauchigen Dunst hüllte, der mich wünschen ließ, ich hätte anstelle der Sonnenbrille Handschuhe mitgebracht, obwohl es Mitte Juli war.
    San Francisco ist eine hügelige Stadt. Während ich einen der steilen Anstiege in Richtung des entfernten Klangs eines Nebelhorns emporkletterte, stieß ich auf eine Reihe chinesischer Restaurants und Touristenläden. Die Restaurants wirkten einladend, und das Klügste wäre gewesen, mich zu einem frühen Abendessen hinzusetzen und dann ein Taxi zu rufen. Klüger, ja. Aber wider die menschliche Natur. Ich wollte mir meine Niederlage nicht eingestehen und suchte weiter. Schließlich lag die Pension laut Karte nur fünfzehn Stadien vom Übergangsterminal entfernt, eine Distanz, die auf dem Display meines Omni absolut machbar gewirkt hatte – und täuschend flach.
    Als ich das
Queen Bee Inn
ein paar steile Blocks weit von der Bucht endlich fand, stand die Sonne schon tief am Himmel, meine Haare waren feucht vom Nebel und ich hatte einen tief sitzenden Hass gegen meinen Rucksack entwickelt. Ich trug mich ein, stapfte die Treppen zum Fliederzimmer hinauf, das eine schöne Aussicht auf den Parkplatz, nicht jedoch auf die Bucht hatte, schleuderte die Sandalen von den schmerzenden Füßen und ließ mich aufs Bett fallen, fest entschlossen, mich bis zum Morgen nicht mehr wegzurühren. Das Abendessen ließ ich mir von einem
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