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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast
Autoren: Gmeiner-Verlag
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seinen Personalien seit seiner letzten Vernehmung nichts geändert habe.
    »Sie haben uns etwas zu berichten.«
    Häberle hatte am Zeugentischchen Platz genommen. »Wir haben seit heute Nacht eine neue Situation«, begann er, »… und wir haben ein Geständnis.«
    Ketschmar fühlte sich wie vom Blitz getroffen. Ein Geständnis? Hatte Häberle das wirklich gesagt? Und von wem? Noch war er unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Manuel schien dies zu spüren und legte wieder die Hand auf seinen Unterarm.
    »Wir haben die Leiche des vermissten Eugen Blücher gefunden – und gleichzeitig den Täter überführt. Und dieser wiederum hat vor wenigen Stunden gestanden, auch Herrn Grauer getötet zu haben.«
    Muckenhans lächelte. »Sie haben es mir am Telefon berichtet, aber Sie sollten auch den anderen Prozessbeteiligten die Details schildern.«
    Häberle hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Er versuchte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. »Im Zuge der Nachermittlungen hat sich ein gewisser Verdacht gegen einen Landwirt in diesem Tal ergeben. Deshalb haben wir gestern Abend seine Hofstelle nochmal genauer überprüft und dabei auch seinen Misthaufen umgeschichtet. Dort sind wir dann auf die Leiche des Herrn Blücher gestoßen. Ja – und noch im Laufe der Nacht hat der Hofbesitzer erklärt, er habe Herrn Blücher erschlagen, wie dieser bei ihm nachts in den Kartoffelkeller eingedrungen sei, wohl um herauszufinden, was es mit den Ausländern zu tun habe, die dort angeblich ›Ferien auf dem Bauernhof‹ machten.«
    »Vielleicht sollten Sie uns einmal den Namen des Hofbesitzers hier nennen.«
    »Entschuldigung«, bat Häberle um Nachsicht, »wir haben telefoniert, klar – für die anderen sei es gesagt: Der Mann heißt Hudelmaier, Jakob Hudelmaier. Haftbefehl ist erlassen. Hudelmaier ist schon drüben.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Untersuchungshaftanstalt.
    »Er hat also gestanden, Herrn Blücher umgebracht zu haben?«, führte Muckenhans die Vernehmung fort, während Ketschmar die Szenerie noch immer kreidebleich verfolgte.
    »Ja. Aus Sorge, die ganze Schwarzarbeiterbande könnte auffliegen. Es sieht nämlich ganz danach aus, als ob der immer wieder in den Akten geäußerte Verdacht zutreffe. Der alte Blücher scheint Lunte gerochen zu haben, möglicherweise über seinen Neffen, der bis zu seinem dubiosen tödlichen Verkehrsunfall beruflich so etwas wie ein Schwarzarbeiterjäger war. Jedenfalls ist Blücher in letzter Zeit oft mit fadenscheinigen Begründungen in Hudelmaiers Erlenhof aufgetaucht, um herauszufinden, was dort wirklich geschah. Nicht ›Ferien auf dem Bauernhof‹ gab es dort nämlich, sondern eine geschickt getarnte Unterkunft für eingeschleuste Schwarzarbeiter.«
    Häberle sah in die Runde. Er fühlte sich matt und ausgelaugt und hatte deshalb Mühe, den Ablauf des Geschehens chronologisch verständlich darzustellen. Alle hörten ihm gespannt zu.
    »Und gelaufen ist dies alles über Pottstett-Bau – und damit auch über Herrn Eckert«, erklärte Häberle weiter, »Hudelmaier und Eckert waren ein Dream-Team. Warum nun Blüchers Neffe auf die Schleuserbande aufmerksam geworden ist, entzieht sich noch unserer Kenntnis. Möglich, dass die Projekte von Pottstett-Bau dort im Tal, also der Ferkelstall und der Kuhmilchstall, seine Aufmerksamkeit erregt haben. Jedenfalls hat dieser Ulrich Blücher seinen freien Mitarbeiter Friedbert Grauer angeheuert, die Baustellen von Pottstett-Bau genauer unter die Lupe zu nehmen. Das hat der auch getan, wie wir wissen: Er hat sie fotografiert und bespitzelt.«
    Im Saal wagte niemand, sich zu räuspern. Ketschmar wurde es heiß. Er spürte plötzlich eine ungeheure Erleichterung. Es war, als falle von ihm die Anspannung, die sich seit fünf Monaten aufgebaut hatte. Doch bislang, das wurde ihm plötzlich bewusst, fehlten die neuen Erkenntnisse zum Fall Grauer. Noch war er nicht entlastet. Noch immer konnte der Staatsanwalt aufstehen und sagen, dass dies alles nicht zwangsläufig den Angeklagten entlaste.
    »Vielleicht«, so fuhr Häberle fort, »vielleicht hat Grauer, der die detektivische Kleinarbeit sozusagen als Hobby betrieb, anfangs gar nicht gewusst, dass Hudelmaiers ›Ferien auf dem Bauernhof‹ nichts weiter als die Schwarzarbeiterunterkunft war. Irgendwann aber ist Hudelmaier, vermutlich aber zuerst Eckert, hinter die heimlichen Kontrollen gekommen. Wie der Unfalltod von Ulrich Blücher einzustufen ist, können wir im Moment nicht sagen. Aber
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