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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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Zahnabdrücke waren tief. Für einen kurzen Moment sah sie ihn an, dann nutzte sie seine Überraschung aus, um auch den anderen Arm loszureißen.
    Obwohl er sofort nach ihr griff, fasste er ins Leere. Schon hatte sie einen Vorsprung.
    »Jetzt warte doch!«, rief er. »Du brauchst keine Angst zu haben!«
    Thor rutschte fluchend aus und landete im Schnee. Schmerz durchzuckte seinen Unterarm, als er auf den frostharten Boden prallte. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, war das Mädchen ihm bereits einige Meter voraus und bewegte sich scheinbar mühelos auf dem Schnee.
    »Haltet sie auf!«, schrie Thor.
    Doch er wartete nicht auf die Reaktion der anderen und setzte der Frau nach. Die kalte Luft stach in der Lunge, und die Flüchtige rannte, als ginge es um ihr Leben. Trotz der vielen Stunden im Fitnesscenter unter dem Politigården fühlte Thor sich mit einem Mal plump und schwer. Die Panik schien der fliehenden Frau ungeahnte Kräfte zu verleihen, und in ihrem Schockzustand wusste sie vermutlich nicht einmal, vor wem sie eigentlich floh.
    Innerlich schimpfte er mit sich selbst, während er ihr hinterherrannte und von dem Laufen auf dem holperigen Untergrund allmählich Seitenstechen bekam. Er war selbst schuld. Er hätte keinen Druck auf sie ausüben und sie zum Reden zwingen sollen, bevor sie selbst dazu bereit war. So viel zum ›Schlangentöter‹ …
    »Ich will doch nur mit dir reden«, rief Thor.
    Aber wahrscheinlich konnte sie ihn nicht einmal mehr hören. Sie hatte schon fast den Bretterzaun erreicht, der den Amager Strandpark von den umliegenden Schrebergärten sowie dem Kajakclub von Sundby, und was sich sonst noch dahinter verbergen mochte, trennte. Anscheinend hatte keiner der vielen Polizeibeamten und Techniker in der Gegend Thors Rufen gehört. Schon jetzt wurde der Tatort von zahlreichen Kollegen weiträumig untersucht, hinzu kamen etliche Schaulustige, die an der Straße aufgetaucht waren und die uniformierten Kollegen von der Streife in Beschlag nahmen.
    Als Thor erneut nach Hilfe rief, hatte Daniel Kraus zum Glück begriffen, was passiert war. Er lief auf den Bretterzaun zu, den die Frau gerade zu überwinden versuchte. Thor bremste ein wenig ab, begriff dann aber, dass es ihr tatsächlich gelingen würde.
    »Räuberleiter!«
    Kraus starrte Thor zunächst verständnislos an. Sie hörten, wie das Mädchen auf der anderen Seite herunterplumpste, in den Schnee fiel, wieder auf die Beine kam und weiterlief. Es gab nicht einmal ein Stöhnen von sich, als es stürzte, nur einige japsende und prustende Laute, wie ein verletztes Tier auf der Flucht.
    Endlich begriff Kraus, was gemeint war, und stützte Thor, während der sich an den Holzlatten nach oben zog. Im Gegensatz zu der Flüchtigen konnte er kein Astloch oder einen anderen Halt finden, doch dann bekam er einen Schubs in den Hintern und stemmte sich über dem Zaun. Er landete schwer und blieb anschließend ruhig stehen.
    In seinem Rücken hörte er, wie Kraus Anlauf nahm, um aus eigener Kraft auf die andere Seite zu gelangen. Davon abgesehen, herrschte völlige Stille. Die Spuren der Frau im Schnee waren deutlich zu erkennen, hören konnte er sie jedoch nicht mehr. Entweder hatte sie ihren Vorsprung genutzt oder sie versteckte sich irgendwo ganz in der Nähe.
    Im nächsten Moment kam Kraus neben ihm auf, und Thor gab ihm ein Zeichen, dass er den Spuren folgen sollte, die zu der alten Bunkeranlage und mehreren kleinen Schuppen führte. Ein geeignetes Versteck nach dem nächsten.
    Thor holte sein Handy hervor und bekam sofort eine Verbindung.
    »Wir müssen das ganze Gelände absuchen, und zwar sofort!«

4
    L innea stampfte mit den Füßen auf dem Eis, damit ihr wieder warm wurde.
    »Kann ich endlich loslegen?«
    »Ja, ich bin gleich fertig.«
    Der Kriminaltechniker kniete auf dem Eis, um die letzten Aufnahmen zu machen. Sie beobachtete ihn und versuchte, den angsterfüllten Blick der Frau zu verdrängen. Der Umgang mit lebendigen Menschen fiel ihr schwer, und für sie war es ungewohnt, dass sie so viel Raum einnahmen. Eine neue Herausforderung.
    Linneas Karriere in Kopenhagen hatte knapp zwei Jahre zuvor begonnen, als sie sich nach fünfzehn Jahren in den USA plötzlich in Dänemark wiederfand, ohne große Lust oder andere Gründe, ihr Leben in San Francisco als gut bezahlte Knochenexpertin im privaten Labor Forensic Consult wiederaufzunehmen. Sie war keine Rechtsmedizinerin, sondern als Quereinsteigerin zum Institut für Rechtsmedizin gekommen,
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