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Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe
Autoren: J Downham
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Hand mit meiner und führt mich durchs Wohnzimmer zur Treppe. Zoey küsst den Kiffer. Sie hat ihn mit dem Rücken zur Wand, ein Bein zwischen seine beiden geschoben. Als wir vorübergehen, hören sie uns und drehen sich nach uns um. Beide sehen sie zerzaust und erhitzt aus. Zoey wackelt mit der Zunge in meine Richtung. Die glitzert wie ein Fisch in einer Höhle.
    Ich lasse Jake los, um Zoeys Handtasche vom Sofa zu holen. Während alle mich ansehen und Kiffer ein träges Grinsen im Gesicht steht, wühle ich drin rum. Jake lehnt wartend am Türrahmen. Gibt er dem anderen das Daumen-hoch-Zeichen? Ich kann nicht hinsehen. Die Kondome kann ich auch nicht finden, weiß nicht mal, ob es eine Schachtel oder ein Päckchen ist oder wie sie überhaupt aussehen. In meiner Verlegenheit beschließe ich, die ganze Tasche mit nach oben zu nehmen. Wenn Zoey ein Kondom braucht, muss sie halt kommen und es sich holen.
    »Gehen wir«, sage ich.
    Hinter Jake gehe ich die Treppe rauf, konzentriere mich auf seinen Hüftschwung, um in Stimmung zu bleiben. Mir ist ein wenig komisch, schwindlig und eine Spur schlecht. Ich hätte
nicht gedacht, dass mich hinter einem Typen die Treppe hochsteigen an Krankenhausflure erinnern würde. Vielleicht bin ich bloß müde. Ich versuche, mir die Übelkeitsregeln ins Gedächtnis zu rufen: so viel frische Luft wie irgend möglich, reiß ein Fenster auf, oder geh raus, wenn du kannst. Versuch es mit Beschäftigungstherapie – tu etwas, irgendwas, um dich davon abzulenken.
    »Hier rein«, sagt er.
    Sein Zimmer ist nichts Besonderes – ein kleiner Raum mit einem Schreibtisch, einem Computer, auf dem Boden verstreuten Büchern, einem Stuhl und einem Einzelbett. An den Wänden ein paar Schwarz-Weiß-Poster – hauptsächlich Jazzmusiker.
    Er sieht mich an, wie ich mich in seinem Zimmer umschaue. »Du kannst deine Tasche hinlegen«, sagt er.
    Er hebt schmutzige Wäsche vom Bett auf und schmeißt sie auf den Boden, zieht die Decke glatt, setzt sich und klopft den Platz neben sich flach.
    Ich rühre mich nicht vom Fleck. Denn wenn ich mich auf dieses Bett setze, dann muss das Licht aus sein.
    »Kannst du die Kerze da anzünden?«, frage ich.
    Er zieht eine Schublade auf, fischt Streichhölzer raus und steht auf, um die Kerze auf dem Schreibtisch anzuzünden. Dann knipst er die Deckenlampe aus und setzt sich wieder.
    Hier ist ein richtiger lebendiger Junge, der zu mir hochsieht und auf mich wartet. Das ist mein Augenblick, aber ich spüre ein Pochen in meiner Brust. Vielleicht komme ich hier nur durch, ohne von ihm für einen Volltrottel gehalten zu werden, indem ich so tue, als wäre ich jemand anderes. Ich entscheide mich für Zoey und knöpfe ihr Kleid auf.
    Er sieht mir dabei zu, erst ein Knopf, dann zwei. Und fährt sich mit der Zunge über die Lippen. Drei Knöpfe.
    Da steht er auf. »Lass mich das machen.«

    Seine Finger sind flink. Er macht so was nicht zum ersten Mal. Ein anderes Mädchen in einer anderen Nacht. Ich wüsste gern, wo sie jetzt wohl ist. Vier Knöpfe, fünf, und das rote Minikleid rutscht mir von der Schulter auf die Hüften, fällt zu Boden und landet sanft zu meinen Füßen. Ich trete raus und stehe nur in BH und Slip vor ihm.
    »Was ist das?« Stirnrunzelnd betrachtet er die knittrige Haut auf meiner Brust.
    »Ich war krank.«
    »Was hattest du?«
    Ich verschließe ihm den Mund mit Küssen.
    Seit ich so gut wie nackt bin, rieche ich anders – moschusartig und sexy. Er schmeckt anders – nach Rauch und etwas Verlockendem. Vielleicht Leben.
    »Ziehst du dich nicht aus?«, frage ich in meiner besten Zoey-Imitation.
    Mit erhobenen Armen zieht er sich das T-Shirt über den Kopf. Kurz kann er mich nicht sehen, aber ich ihn – seine schmale Brust, sommersprossig und jung, die dunklen Haarnester in seinen Achselhöhlen. Er wirft sein T-Shirt zu Boden und küsst mich wieder. Dann versucht er, seinen Gürtel aufzuschnallen, ohne hinzugucken, nur mit einer Hand, schafft es aber nicht. Also macht er sich los, lässt mich aber nicht aus den Augen, während er mit Knopf und Reißverschluss kämpft. Er steigt aus seiner Hose und steht in Unterhose vor mir. Vorübergehend wird er vielleicht unsicher, denn er zögert, wirkt schüchtern. Mir fallen seine Füße auf, unschuldig wie Gänseblümchen in ihren weißen Socken, und ich will ihm etwas schenken.
    »Ich hab das noch nie vorher gemacht«, sage ich. »Das ganze Programm mit einem Typen.«
    Die Kerze tropft.
    Erst sagt er gar nichts, dann
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