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Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Titel: Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Autoren: Brenda Joyce
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selbst!“
    Ihm wurde bewusst, dass die Mauer, die er um sein Inneres errichtet hatte, nachzugeben begann, doch das war genau das, was er nicht wollte. „Wo ist das Porträt?“
    „Es steht vorne im Foyer“, antwortete sie angespannt.
    Er begann zu überlegen, wie er es am besten zerstören sollte. Vielleicht mit einem Messer?
    „Hör bitte auf, dir die Schuld zu geben! Wir haben das Bild, die Krise ist überstanden. Farr hat es am Samstagabend aus der Galerie gestohlen, um es eines Tages als Druckmittel gegen Bragg und mich einzusetzen. Damit das Porträt nicht vor Gericht als Beweismittel präsentiert werden muss, können wir Farr allerdings nicht anklagen.“
    „Wir.“ Es war nicht als Frage gemeint.
    „Du bist der, den ich liebe, Calder.“
    „Vielleicht. Aber vielleicht wirst du dich auch daran erinnern, dass ich Randall heute eine Waffe an den Kopf gesetzt habe, ohne zu wissen, in welcher Kammer sich die Patrone befindet, und dass ich zwei Mal abgedrückt habe.“
    Francesca wurde schneeweiß im Gesicht. „Ich glaube, heute Nacht brauchst du mich.“
    Er legte Daumen und Zeigefinger um ihr Kinn. „Wirst du am Wochenende mit Rick essen gehen?“
    „Daran habe ich nicht einen einzigen Gedanken verschwendet!“
    Die Eifersucht, die immer unterschwellig brodelte, brach zu einem Inferno aus. „Du bist so selbstlos“, sagte er, „und ich bin so schrecklich egoistisch, dass ich dich einfach nicht aufgeben kann.“
    Sie stieß einen leisen Schrei aus.
    „Lass uns heiraten, Francesca … noch heute Abend!“
    Als Bragg ins Haus kam, sah er Leigh Anne. Das Gepäck stand an der Tür, sie saß in ihrem Rollstuhl im Foyer und war reisefertig gekleidet. Ihre Miene war angespannt und missbilligend. Es war fast sechzehn Uhr, und in einer Stunde fuhr ihr Zug ab. „Wir werden unseren Zug verpassen, Rick“, erklärte sie in einem erschreckend ruhigen Tonfall. „Du musst dich beeilen.“
    Er schloss die Tür hinter sich und sah Leigh Anne schweigend an. Den ganzen Tag über hatte ein unerträglicher Druck auf seiner Brust gelastet, der jetzt nur noch schlimmer wurde. Seine Erkenntnis, zu der er kurz zuvor gelangt war, fand er in diesem Moment bestätigt. Seine Ehe war am Ende gewesen, noch bevor sie überhaupt begonnen hatte. Er würde bis zum Ende seiner Tage für sie und die Mädchen sorgen, aber mit Leigh Anne würde ihn niemals eine warmherzige, liebevolle Beziehung verbinden. Und er würde niemals in der Lage sein, eine wirkliche Beziehung zu der Frau zu schaffen, die er über alles liebte.
    Auf keinen Fall jedoch war er bereit, jetzt mit ihr nach Sag Harbor zu reisen. Das wäre die Hölle auf Erden, und das wussten sie beide. Sein Entschluss stand fest. Sie konnte sich mit den Mädchen, mit Peter und Mrs Flowers auf den Weg machen, er dagegen würde in der Stadt bleiben und arbeiten. Er musste sich noch um so viel Papierkram kümmern. Randall war in Haft, und es mussten Anklagen vorbereitet werden.
    „Es tut mir leid, wenn ich dich aufgehalten habe, aber wir müssen unter vier Augen reden.“
    „Jetzt?“, fragte sie ungläubig.
    „Bedauerlicherweise ja.“
    „Wir werden den Zug verpassen, und das ist der letzte, der heute fährt!“
    Wusste sie, dass er nicht mitkommen wollte? Er überlegte, ob er wohl immer dieses Gefühl haben würde, dass er etwas verloren hatte, wenn er in Wahrheit doch gar nichts besaß, was er wirklich verlieren konnte.
    Ehe er etwas erwidern konnte, kam Katie die Treppe nach unten geeilt, dicht gefolgt von Dot. Sie lächelte ihn ängstlich an. „Brechen wir jetzt auf?“
    „Noch nicht, ich muss erst mit eurer Mutter reden.“ Es schmerzte ihn sogar, die Worte „eure Mutter“ in den Mund zu nehmen. Er griff an Katie vorbei zu Dot und nahm sie in seine Arme, bevor sie auf den letzten Stufen den Halt verlor und hinfiel. Dann drückte er Katie an sich. „Als ich heute Morgen nach Hause kam, hast du geschlafen.“
    „Das ist nicht schlimm“, gab die Kleine zurück. „Fahren wir jetzt los? Verpassen wir sonst nicht den Zug?“ Ihre großen dunklen Augen waren von Begeisterung und Sorge zugleich erfüllt.
    „Sag, Sag!“, rief Dot aufgeregt.
    Bragg drückte sie an sich und küsste sie, woraufhin sie zu quieken begann. Wenigstens gab es einen Menschen in diesem Haushalt, der tatsächlich glücklich ist, dachte er. Er musste tun, was für sie alle das Richtige war. Katie schaute noch nervöser von einem zum anderen. Er lächelte sie beruhigend an, während er Dot absetzte.
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