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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution
Autoren: Alexander Merow
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Tag und Nacht waren sie aktiv, bis sich ihre Kräfte vollkommen erschöpft hatten.
    Als der Frühsommer des Jahres 2036 mit dem sonnigen Monat Mai anbrach, flog Außenminister Wilden nach Japan, um mit Präsident Matsumoto wichtige Fragen einer zukünftigen Bündnispolitik abzusprechen. Seine Familie, die in Ivas geblieben war, hatte der ehemalige Geschäftsmann aus Westfalen bereits seit Wochen nicht mehr gesehen.

    Mit einem lauten Schnaufen ließ sich Frank auf dem zerbeulten Plastiksitz einer heruntergekommenen Bushaltestelle am Stadtrand von Roslavl nieder und schleuderte seinen Rucksack, der bis oben hin mit Flugblättern und Werbeschriften der Freiheitsbewegung angefüllt war, in die Ecke des Wartehäuschens aus grauem Beton. Alfred Bäumer und einige Russen kamen zu ihm herüber und stellten sich mit fragenden Blicken vor ihn.
    „Wir müssen noch in einigen Straßenzügen Material verteilen, General Kohlhaas“, sagte ein abgehetzt wirkender junger Mann und sah Frank etwas verunsichert an.
    „Verdammt! Ich bin doch kein Postbote, mir reicht es langsam. Für heute habe ich die Schnauze voll!“, murrte Kohlhaas und sank erschöpft in sich zusammen.
    „Nur noch ein paar Straßen, Alter, die andere Truppe ist doch auch noch …“, bemerkte Bäumer und fing sich von seinem Freund einen verärgerten Blick ein.
    „Nein, ich will nicht mehr! Für heute ist Feierabend! Ruft den Rest der Männer zusammen und dann machen wir uns wieder in Richtung Weißrussland auf die Socken“, meinte Frank genervt.
    Alf, dem man unschwer ansehen konnte, dass auch er langsam keine Lust mehr hatte, mahnte Frank zur Disziplin, doch dieser verharrte auf dem Plastiksitz wie ein störrischer Maulesel.
    „General Kohlhaas mit den abgelaufenen Hacken hat keinen Bock mehr!“, stöhnte er.
    „Artur Tschistokjow hat gesagt, dass jeder Mann für unsere Werbeoffensive notwendig ist. Auch die Männer der Ordnertrupps“, sagte Bäumer.
    „Gute Nacht!“, erwiderte Kohlhaas mit einem müden Grinsen und schloss die Augen.
    Nach einigen Minuten zogen Alf und die anderen Aktivisten der Rus leicht verstimmt ab und machten sich wieder daran, das Werbematerial zu verteilen. Frank beachtete sie nicht weiter und war nach einer Weile eingenickt.
    Roslavl war eine trostlos wirkende Stadt in der unmittelbaren Nähe der weißrussischen Ostgrenze. Hier draußen in den Vororten traf man heute nur wenige Anwohner auf den Straßen an. Alles erschien grau und bedrückend, genau wie der bewölkte Himmel, durch den an diesem Tag kaum ein Sonnenstrahl dringen konnte.
    Etwa eine Stunde später kamen Bäumer und die anderen Männer zurück, sie hatten nun auch endgültig die Lust am Flugblätterverteilen verloren. Kohlhaas war inzwischen eingeschlafen, lag ausgestreckt über drei Plastiksitze und erinnerte von weitem an einen Obdachlosen, der sich im Wartehäuschen einer Bushaltestelle eingenistet hatte.
    „Steh auf, du Penner!“, flüsterte Alf seinem Freund leise ins Ohr, während die Russen laut zu lachen begannen. Knurrend richtete sich Frank auf und rieb sich die Augen, schließlich grinste er breit.
    „Ich könnte nur noch schlafen und schlafen und schlafen“, meinte Kohlhaas, als sie den Nachhauseweg antraten. Jetzt ging es erst einmal zurück nach Minsk.
    „Es geht mir ja auch nicht anders, aber wir müssen uns zusammenreißen, Frank!“, sagte Bäumer.
    „Sollen wir jetzt bis nach Sibirien überall diese dämlichen Flugblätter verteilen? Ich dachte, wir sind Ordner und keine Laufburschen …“
    „Ohne eine geistige Vorarbeit ist nun einmal keine Revolution möglich. Das hat Artur doch schon mehrfach erklärt, Frank.“
    „Ja, aber Frank hat einfach keinen Bock mehr, diesen Mist auch noch zu machen, Frank ist nämlich kein Roboter mit einer Superbatterie im Arsch“, maulte Kohlhaas.
    „Aber Artur hat gesagt …“
    „Artur ist nicht mein Papa!“
    „Trotzdem muss so etwas auch sein“, erklärte Alf energisch.
    Sein Freund winkte ab und antwortete: „Ich will doch nur einmal für ein paar Tage meine Ruhe haben. Artur hat einen Sprung in der Schüssel, wenn er glaubt, dass wir jetzt einfach mal Russland befreien können. Das ist das größte Land der Erde!“
    „Strategisch gesehen meinen Artur und auch Wilden, dass sich die Freiheitsbewegung zunächst im Westen …“, setzte Alf an, doch Kohlhaas übertönte seine Worte mit einem langgezogenen Murren.
    „Halte jetzt endlich die Fresse, du Dortmunder Riesenbaby! General Kohlhaas will
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