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Bettys Horrortrip

Bettys Horrortrip

Titel: Bettys Horrortrip
Autoren: Jason Dark
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Es war einfach nur grauenhaft gewesen, diesen so jammernden und auch hilflos anmutenden Schrei oder Laut zu hören.
    Ich huschte über die Schwelle in den spärlich beleuchteten Flur. Dort wandte ich mich nach rechts, wo die Tür nicht geschlossen war und der schmale Lichtstreifen in den Flur fiel. Ich schob die Tür vorsichtig auf, aber nur so weit, daß ich mit dem nächsten Schritt hindurchschlüpfen konnte. Gleichzeitig zog ich die Beretta hervor und war im ersten Moment erleichtert, daß noch das Licht brannte, so konnte ich zumindest etwas von dem erkennen, was in diesem Zimmer vor sich ging.
    Betty kniete auf dem Bett. Ich sah sie nicht überdeutlich, aber was ich entdeckte, ließ mein Herz schon schneller schlagen. Ihr Körper war über und über mit kleinen, roten Streifen bedeckt. Wunden, die von denen hinterlassen worden waren, die um das Bett herumtanzten, wobei sie keinen laut abgaben.
    Sie waren still, sie bewegten sich kreisförmig, sie waren dunkel und zugleich formlos – Schatten!
    Totengeister?
    Ich schlich an die Wesen heran. Beim Näherkommen nahm das Bild eine andere Form an. Aus der Distanz betrachtet hatte es ziemlich kompakt gewirkt, das war nun nicht mehr der Fall, denn es gelang mir, Unterschiede auszumachen.
    Die Schatten standen nebeneinander. Sie sahen aus wie unheimliche Mönche, die ihre Kutten trugen und die Kapuzen übler die Köpfe gestreift hatten. Nur gab es bei den Schatten einen großen Unterschied. Die Kutten umhüllten keine Körper, die Kapuzen keine Gesichter. Die dunklen Seelen der Toten waren nicht vergangen, weil sie sich noch rächen wollten.
    Ich trat näher an sie heran. Es war der Zeitpunkt, wo ich nicht nachdachte. Ich wollte Betty von diesem Bett wegholen und somit auch aus dem Mittelpunkt der tanzenden Schatten.
    Die Kälte glitt über meine Hand hinweg, als ich sie in die dunkle Gestalten hineinstieß. Sie kam mir klebrig und hart vor, als sollte meine Haut ebenfalls aufgeschnitten werden, und tatsächlich erwischte mich dabei ein Schmerz. Ich warf mich auf das Bett. Betty van Steen wirkte wie eine Puppe. Sie sah mich, aber sie schaute einfach durch mich hindurch, denn ihr Gehirn war entweder dumpf gemacht oder völlig ausgeschaltet worden. Sie bestand aus einem menschlichen Bündel der Angst. Ich packte sie.
    Die Schatten bewegten sich noch immer, sie fielen über mir zusammen, so daß ich Betty loslassen mußte, um mich um sie zu kümmern. Es war noch kein richtiger Kampf mit Vernichtung und Zerstörung.
    Es war auch niemand da, der schrie, und trotzdem nahm ich die Mischung der Gefühle in mich auf, wie ein trockener Schwamm das Wasser.
    Auf der einen Seite die Angst der Frau, auf der anderen das böse Image der Schatten.
    Betty kippte dem Kopfende entgegen, als ich sie losgelassen hatte. Das Kreuz steckte noch in meiner Tasche. Ich wußte, daß es die Schatten vertreiben würde, aber sie waren schneller als ich, denn mit einem letzten Hauch von Totenkälte, der über meinen Körper hinwegglitt, zogen sie sich zurück.
    Schatten können nicht explodieren wie Granaten, aber so ähnlich kam es mir vor, als sie lautlos gegen die Wände prallten und sich dann auflösten. Es gab sie nicht mehr. Ihr Totenreich hatte sie wieder verschluckt, und Bettys Horrortrip war beendet.
    Da im Moment keine Gefahr mehr für sie bestand, Heß ich sie auf dem Bett liegen und ging aus dem Zimmer, um kurz die Wohnung zu durchsuchen. Ich wollte sichergehen, daß sich die Schatten auch vollständig in ihre Welt zurückgezogen hatten und sich nicht noch in irgendwelchen Verstecken aufhielten, um eine günstige Gelegenheit abzuwarten.
    Im Flur und in den Räumen sah ich sie nicht. Sie schienen diese Welt tatsächlich verlassen zu haben. So einfach war dies. Eigentlich schon zu einfach. Ich blieb weiterhin vorsichtig, als ich wieder in das Schlafzimmer zurückkehrte und an das Bett herantrat.
    Betty war wach.
    Sie lag auf dem Rücken, hatte das Laken wieder bis zum Kinn hochgezogen und weinte.
    Es war kein lautes Weinen, mehr ein Schluchzen, denn ihr Mund war dabei geschlossen. Nur in ihren Augen leuchtete die Angst wie ein eisiger Glanz, dem auch ich nicht entwischen konnte.
    Sie blutete im Gesicht, sie blutete auch am Körper, und auch das Laken war rot.
    Ich streichelte ihr Gesicht, dann fuhr meine Hand über ihr dichtes Haar, und ich lächelte sie an, um ihr ein wenig Mut zu machen. Dann sagte ich:
    »Sie sind verschwunden, Betty. Ich habe sie wohl vertreiben können.«
    Die Frau
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