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Betty kann alles

Titel: Betty kann alles
Autoren: Betty McDonald
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bedeckt. «Ihr müßt herauskommen», sagten alle, die von draußen hereinkamen. «Es regnet ja kaum, und es ist so herrlich.»
    Widerstrebend begaben Dede und ich uns endlich auch hinaus. Ich schnallte meine Skier an und glitt einen kleinen Hügel hinunter. Es ging sehr gut, und begeistert rief ich Dede zu: «Komm, Dede, es macht wirklich Spaß.»
    Nach dem Mittagessen war es bedeutend kälter geworden, und die nasse Oberfläche des Schnees war hart gefroren. Wir rutschten und glitten auf Schritt und Tritt und fanden es sehr vergnüglich.
    «Drüben an der Landstraße ist ein Stand mit heißen Würstchen», meinte Dede. «Komm, wir brauchen bloß über diesen vereisten Hügel zu fahren. Glaubst du, wir können es schaffen?»
    «Das kleine Ding?» sagte ich verächtlich, denn mittlerweile hatte sich mein Selbstvertrauen ungemein gestärkt. «Los!» Und ich stieß mich ab. Aber nur ein Ski folgte meiner Aufforderung. Der andere Fuß blieb festgeklebt oben auf dem Hügel, und mein Kopf verschwand so tief in meiner wasserdichten Parka, daß ich kaum Luft bekam. «Hilfe! Hilfe!» rief ich, aber mein Verzweiflungsschrei löste nur Gelächter aus. Niemand machte Miene, mich aufzuheben.
    «Hilfe, ich bin verletzt», schrie ich so laut ich konnte. Ein Mädchen rief: «Los!» und fuhr direkt über meinen Arm. Endlich erbarmte sich ein Mann in einer weißen Jacke meiner. Er brachte meinen am Hügel festgeklebten Fuß wieder in die normale Lage, löste die Skier von meinen Füßen, half mir aus der Parka heraus und sagte tröstend: «Sie haben sich nur das Gelenk verstaucht. Stehen Sie auf und versuchen Sie zu gehen. Das ist das beste.»
    Er half mir aufstehen, und sofort wurde mir schwarz vor den Augen. Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich, wie er mir das Gesicht mit Schnee einrieb. «Bei Verstauchungen gibt es nur ein Mittel: gehen», sagte er.
    «Ich kann aber nicht», stöhnte ich. «Es ist ein Gefühl, als ob mein Bein gebrochen sei.»
    «Unsinn», sagte ein hochgewachsener Mann mit einem Schnurrbart, packte mein schmerzendes Bein mit festen Händen und tastete es nach eventuellen Bruchstellen ab.
    «Au!» schrie ich. «Fassen Sie das Gelenk nicht an.»
    Beleidigt ließ er mein Bein fallen, und ich stöhnte vor Schmerzen, während er sich abwandte und etwas von Unsportlichkeit und mißverstandener Hilfsbereitschaft murmelte.
    Zum Glück kam schließlich ein Fremder vorbei, der nicht zu unserer hartgesottenen Gruppe gehörte, aber etwas vom Skifahren zu verstehen schien. Er sagte, ich dürfe keineswegs auf dem Fuß stehen, und sorgte dafür, daß man mich auf einem Schlitten zum Wagen brachte.
    Als ich heimkam, schnitt Mutter mir den Schuh vom Fuß, tauchte mein schmerzendes Gelenk in einen Eimer mit heißem Wasser und rief gleich Marys Mann an. Er kam auch unverzüglich, gab mir Codein und erklärte, mein Gelenk sei gebrochen.
    «Und ich hielt meinen Körper entspannt, und meine Knie waren gebeugt», erklärte ich Mary.
    «Nur Narren fahren bei Regen Ski», erwiderte sie trocken.
    «Meine Frau packt den Sport von der sichersten Seite an», sagte Marys Mann. «Sie sitzt die ganze Zeit in der Hütte vor dem Kamin, trinkt Whisky und riskiert nicht ihre Knochen.»
    Der Skiausflug war endgültig meine letzte Bürofeier.

16
    Eines der ersten Dinge, die ich bei der Regierungsverwaltung lernte und liebte, war die Tatsache, daß ich nicht die einzige war, die nicht begriff, worum es bei der zu leistenden Arbeit eigentlich ging. Tausende arbeiteten hier, ohne eine Ahnung zu haben, was sie taten, aber sie taten es mit zehn Durchschlägen.
    Meine Karriere bei der Regierung fing eigentlich damit an, daß ich die Treppe hinunterfiel. Mary und ich waren zu einer Gesellschaft bei Freunden eingeladen, und ich erinnere mich noch, daß ich mich sträubte mitzugehen. «Ich muß in die Abendschule», erklärte ich Mary; «Man lebt nur einmal, Betty», hielt meine Schwester mir vor. «Es werden reizende Leute dort sein, und nachher gehen wir noch zu einem Konzert. Vergiß endlich einmal deine blöde Abendschule.»
    Ich ließ mich überreden und ging mit, und die Leute waren so nett, daß ich nicht darauf achtete, wohin ich trat, und prompt die Wendeltreppe im Haus unserer Freunde hinunterfiel.
    «Ach, du lieber Gott», stöhnte ich, während hilfreiche Hände mich aufhoben. «Keine Stellung, und mein letztes Paar Strümpfe ist hin!»
    «Sie haben keine Stellung?» erkundigte sich ein freundlicher Herr, der eine Französin zur Frau
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