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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt
Autoren: Nancy Kress
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hätte sie gehört, fragte Theresa: »Und was treiben sie aus? Dämonen?«
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete Landau. Seine Bienen summten lauter. »Unreine Gedanken.«
    Cazie lachte. »Nein, das ist nicht ganz richtig. Es sollte eher ›ideologisch inkorrekte Gedanken‹ heißen. Eigentlich ist es nichts anderes als eine Kontrollhandlung, um sicherzugehen, daß all die braven kleinen Mutter-Miranditen von ihrem halbgöttlichen Wesen überzeugt sind. Sie nennen es nur deshalb Exorzismus, weil sie falsche Ideen austreiben. Und dann verfassen sie alle zusammen die nächste Sendung, die zu Sanctuary hochgestrahlt werden soll.«
    »Ein wahrer Gehirntrab zur Unterhaltung!« warf Landau ein.
    Jackson konnte sich nicht zurückhalten. »Und dieses Ritual ist der Öffentlichkeit zugänglich?«
    »Selbstverständlich nicht«, sagte Landau. »Wir sind sozusagen ungeladene Gäste. Neubekehrte, demütig auf der Suche nach etwas Glauben in unserem sinnlosen und überprivilegierten Leben.«
    Theresas stille Erregung steigerte sich. Cazie sagte: »Was ist los, Tess?«
    »Das dürft ihr nicht!« platzte Theresa heraus. Doch sofort sank sie wieder in sich zusammen, um gleich darauf unsicher von ihrem Stuhl hochzuschwanken. Jackson, der immer noch ihre Hand hielt, spürte, wie ihre Finger zitterten. »Gute Nacht«, flüsterte sie und zog ihre Hand aus der seinen.
    »Warte, Tessie!« rief Cazie. »Geh nicht!« Aber Theresa lief schon in ihr Zimmer.
    »Gratuliere«, sagte Jackson.
    »Tut mir leid, Jack. Ich hätte nicht gedacht, daß sie so reagieren würde. Es handelt sich ja nicht um echte Religion.«
    »Oh, sie ist religiös? Mein innigstes Beileid«, sagte Landau. »Und noch dazu in der engsten Familie…«
    »Halt den Mund«, sagte Cazie. »Gott, wie du mir manchmal auf die Nerven gehst, Landau! Wird dir denn deine affektierte Herablassung nie langweilig?«
    »Nie! Was hat man denn sonst schon vom Leben? Und darf ich dich erinnern, liebste Cassandra, daß auch du auf dem Weg zu diesem Ex-or-zisss-mus bist – hmmmm?«
    »Nein!« erwiderte Cazie heftig. »Bin ich nicht. Hau ab!«
    »Ein plötzlicher Stimmungsumschwung! Wie aufregend!«
    Jackson stand auf. Landau berührte eine Stelle auf seiner Brust, und die Bienen summten lauter. Zum erstenmal fragte sich Jackson, ob sie alle Holos waren oder einige von ihnen in Wirklichkeit Waffen. Ganz sicher würde ein Typ wie Landau einen Personenschild tragen…
    »Raus!« schrie Cazie. »Hast du nicht gehört, du Geschwür? Raus!« Ihre grün-goldenen Augen schossen Blitze; sie sah ebenso lächerlich aus wie Landau. War es auch bei ihr nur Pose, Freude am Dramatischen? Jackson merkte, daß er es nicht mehr sicher sagen konnte.
    Landau streckte sich träge, gähnte ostentativ und schlenderte zur Tür. Irv folgte ihm, heftig am Inhalator schnüffelnd. Er hatte kein einziges Wort von sich gegeben.
    Als Cazie vom Zuknallen der Apartmenttür zurückkam, sagte Jackson ruhig: »Nette Freunde hast du.«
    »Es sind nicht meine Freunde.« Sie atmete schwer.
    »Du hast sie aber als solche vorgestellt.«
    »Na ja, du weißt, wie das ist… Es tut mir leid wegen Tessie, Jack. Ich wußte wirklich nicht, daß Landau so blöd ist.«
    Falls diese Zerknirschtheit Pose war, dann war es eine neue. Jackson traute der Einsicht nicht – er traute Cazie an sich nicht. Er enthielt sich einer Antwort.
    »Soll ich nach Tessie sehen?« fragte Cazie.
    »Nein. Laß ihr ein bißchen Zeit.«
    Doch hinter ihm sagte Theresas sanfte Stimme: »Sind sie weg?« Sie mußte das Zuschlagen der Tür gehört haben und leise aus ihrem Zimmer gekommen sein.
    »Ja, Liebes«, sagte Cazie. »Tut mir leid, daß ich sie mitbrachte. Ich hatte mir nichts dabei gedacht. Sind echte Ärsche, alle beide. Nein, nicht einmal Ärsche. Bloß Arschlöcher. Teilstücke. Fragmentarische Menschen.«
    »Aber genau das habe ich vorhin zu Jackson gesagt!« pflichtete Theresa eifrig bei. »Die Menschen sind alle… irgendwie nicht vollständig! Und heute nachmittag hat Jackson gesehen…«
    »Ich kann über einen der Vertraulichkeit unterliegenden medizinischen Fall nicht sprechen«, unterbrach Jackson sie schroff, obwohl er das natürlich bereits getan hatte. Theresa biß sich auf die Lippe, und Cazie lächelte; ihre Zerknirschung war bereits dem gewohnten spöttischen Gesichtsausdruck gewichen.
    »Ein Mord, Jack? Sonst fällt mir nichts ein, wofür sie dich brauchen könnten und über das du nicht reden darfst. Eine kleine Abwechslung vom monatlichen
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