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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien
Autoren: Nancy Kress
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entfernt und dann wieder eingesetzt. Doch durch einen weiteren puren Zufall wurde auch das zweite befruchtet und hat sich in der Gebärmutter eingenistet. Sie sind mit zwei Embryos schwanger.«
    Mrs. Camden saß ganz still da. »Mit Zwillingen?«
    »Nein«, Susan schüttelte den Kopf. Dann wurde ihr klar, was sie gesagt hatte. »Ich meine, ja. Ja, natürlich, es sind Zwillinge, aber keine eineiigen. Nur einer davon wurde genetisch verändert. Zwischen den beiden wird es nicht mehr Ähnlichkeit geben als zwischen beliebigen Geschwistern, denn das zweite ist ein sogenanntes normales Baby. Und ich weiß, Sie wollten kein sogenanntes normales Baby.«
    Camden sagte: »Nein, wollte ich auch nicht.«
    Elizabeth Camden sagte: »Ich schon.«
    Camden schoß ihr einen sonderbaren Blick zu, den Susan nicht deuten konnte. Er nahm die Zigarette wieder aus dem Päckchen und diesmal zündete er sie an. Dabei wandte er Susan das Profil zu und dachte konzentriert nach; sie hätte gewettet, daß er sich weder der Zigarette noch des Anzündens überhaupt bewußt war. »Wird der Embryo in irgendeiner Weise von der Existenz des anderen beeinträchtigt?«
    »Nein«, sagte Susan. »Natürlich nicht. Die beiden… existieren einfach nebeneinander.«
    »Könnte man ihn abtreiben?«
    »Nicht allein. Wenn wir den normalen Embryo abtreiben, würde das Veränderungen in der Gebärmutterschleimhaut hervorrufen, die sehr wahrscheinlich auch zu einem spontanen Abortus des anderen führen würden.« Sie holte tief Atem. »Dennoch steht Ihnen diese Möglichkeit selbstverständlich offen. Wir könnten dann den ganzen Vorgang von Anfang an wiederholen. Aber wie ich Ihnen schon damals sagte, Sie hatten Glück, daß die künstliche Befruchtung gleich beim zweiten Versuch klappte. Bei manchen Paaren ist es erst nach acht oder zehn Versuchen soweit. Wenn wir noch mal von vorn anfangen, könnte sich die Angelegenheit hinziehen.«
    »Wird das Vorhandensein dieses zweiten Embryos meiner Tochter schaden? Ihr Nährstoffe entziehen oder etwas anderes in dieser Art? Oder könnten sich im späteren Verlauf der Schwangerschaft die Bedingungen für sie verschlechtern?«
    »Nein. Es besteht in diesem Fall nur die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt. Zwei Föten brauchen mehr Platz in der Gebärmutter, und wenn es ihnen zu eng wird, könnte es zu einer vorzeitigen Beendigung der Schwangerschaft kommen. Aber die…«
    »Wie vorzeitig? Daß Gefahr für das Leben des Kindes besteht?«
    »Sehr unwahrscheinlich.«
    Camden rauchte seine Zigarette; ein Mann erschien in der Tür. »Ein Anruf aus London, Sir. Ein James Kendall in Vertretung von Mister Yagai.«
    »Ich komme schon.« Camden erhob sich. Susan sah zu, wie er seiner Frau nachdenklich ins Gesicht starrte. Dann sagte er zu Mrs. Camden: »Na gut, Elizabeth. Na gut.« Er ging aus dem Zimmer.
    Die beiden Frauen saßen eine Weile schweigend da; Susan spürte ihre eigene Enttäuschung; das war nicht der Camden, den sie erwartet hatte. Und dann merkte sie, daß Elizabeth Camden sie ein wenig amüsiert ansah.
    »O ja, Frau Doktor. Genau so macht er es bei allen Menschen.«
    Susan sagte nichts.
    »Der geborene Tyrann. Nur bei Ihnen nicht.« Sie lachte leise und wirkte plötzlich erregt. »Zwei… Wissen Sie… Wissen Sie schon, welches Geschlecht das andere hat?«
    »Beide Embryos sind weiblich.«
    »Ich wollte immer ein Mädchen, das wissen Sie. Und jetzt werde ich auch eines haben.«
    »Dann werden Sie die Schwangerschaft also nicht abbrechen?«
    »Keinesfalls. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen, Frau Doktor.«
    Was wohl als Verabschiedung gemeint war. Niemand begleitete Susan hinaus, doch als sie in ihren Wagen steigen wollte, stürzte Camden ohne Mantel aus dem Haus. »Susan! Ich möchte Ihnen noch danken, daß Sie sich auf den weiten Weg hier heraus gemacht haben, um es uns persönlich zu sagen!«
    »Sie haben sich doch schon bedankt.«
    »Nun… ja. Sind Sie wirklich überzeugt davon, daß der zweite Embryo keine Gefahr für meine Tochter darstellt?«
    »Und der gentechnisch veränderte Embryo ist auch keine Gefahr für den, der auf natürliche Weise empfangen wurde«, erwiderte Susan mit unüberhörbar schneidender Stimme.
    Er lächelte. Seine Stimme klang leise und ein wenig melancholisch. »Und Sie meinen, das sollte mir ebenso wichtig sein? Aber das ist es nicht. Und warum sollte ich jemandem etwas vormachen? Noch dazu Ihnen?«
    Susan öffnete die Wagentür und stieg ein. Darauf war sie nicht vorbereitet;
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