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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien
Autoren: Nancy Kress
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unterdrückt, bekommen die Patienten keine Depressionen mehr! Die nichtschlafenden Kinder sind daher ausgeglichen, vergnügt, extrovertiert – fröhlich. Es gibt kein besseres Wort dafür.«
    »Und um welchen Preis?« fragte Mrs. Camden. Sie hielt den Nacken gerade, aber ihr Unterkiefer arbeitete ohne Unterlaß.
    »Um keinen. Es existieren absolut keine negativen Begleiteffekte.«
    »Bisher«, schnaubte Mrs. Camden.
    Susan hob die Schultern. »Bisher.«
    »Die Kinder sind doch erst vier Jahre alt! Allerhöchstens!«
    Ong und Krenshaw beobachteten jede ihrer Regungen, und der Moment, in dem Mrs. Camden das merkte, entging Susan nicht. Die junge Frau sank in sich zusammen, zog den Pelzmantel enger um sich und verstummte mit ausdrucksloser Miene.
    Camden vermied es sichtlich, seine Frau anzusehen, und blies statt dessen eine Rauchwolke aus. »Alles hat seinen Preis, Frau Doktor Melling.«
    Die Art, wie er ihren Namen aussprach, gefiel ihr. »Für gewöhnlich schon. Und ganz besonders bei gentechnischen Veränderungen. Aber in diesem Fall haben wir alles genau geprüft und dennoch nichts finden können, was man als Preis bezeichnen könnte.« Sie sah Camden in die Augen und lächelte. »Ist es denn so schwer, daran zu glauben, daß uns der Kosmos ein einzigesmal etwas geschenkt hat, das zur Gänze positiv ist, nur Vorteile hat und die Menschheit einen echten Schritt weiterbringt? Ohne daß wir dafür in irgendeiner Weise bezahlen müßten?«
    »Nicht der Kosmos. Der Intellekt von Menschen wie Ihnen«, sagte Camden und überraschte damit Susan mehr als alles, was zuvor zur Sprache gekommen war. Sein Blick hielt den ihren fest. Sie spürte, wie es ihr eng wurde in der Brust.
    »Ich finde«, wandte Ong trocken ein, »daß wir uns im Moment nicht mit philosophischen Betrachtungen über den Kosmos aufhalten sollten. Mister Camden, falls Sie keine weiteren Fragen zur medizinischen Seite der Angelegenheit haben, könnten wir jetzt vielleicht auf die rechtlichen Aspekte zurückkommen, die Miss Sullivan und Mister Jaworski bereits angeschnitten haben. Ich danke Ihnen, Kollegin Melling.«
    Susan nickte. Sie sah Camden nicht mehr an, aber sie wußte, was er sagte, sie wußte, wie er dreinsah, und sie wußte, daß er da war.
     
    Das Haus war mehr oder weniger das, was sie erwartet hatte, ein riesiges Gebäude in englischer Pseudo-Spätgotik nördlich von Chicago, direkt am Michigansee. Zwischen der Einfahrt zum Anwesen und dem Haus war das Grundstück dicht bewaldet, doch dahinter, zwischen dem Haus der Camdens und dem bewegten Wasser des Sees, lag offenes Land. Letzte Schneereste sprenkelten den schlummernden Rasen. Seit vier Monaten arbeitete Biotech nun schon mit den Camdens zusammen, doch dies war das erste Mal, daß Susan die beiden daheim aufsuchte.
    Als sie vom Wagen zum Haus ging, traf ein weiteres Fahrzeug hinter ihr ein. Es war ein Laster, der in die Zufahrt zum Lieferanteneingang seitlich am Haus einbog und dort hielt. Ein Mann klingelte; ein zweiter öffnete die Hecktür des Lasters und lud ein in Plastik verpacktes Laufställchen aus. Weiß, mit rosa und gelben Häschen. Susan schloß für einen Moment die Augen.
    Camden öffnete ihr persönlich. Sie merkte, wie er sich bemühte, nicht besorgt zu wirken. »Sie hätten nicht herausfahren müssen, Susan! Ich wäre doch gern zu Ihnen in die Stadt gekommen.«
    »Nein, das wollte ich nicht, Roger. Ist Mrs. Camden auch zu Hause?«
    »Drüben im Wohnzimmer.« Er führte sie in einen großen Raum mit offenem Kamin; englische Landhausmöbel und alte Drucke von Hunden und Schiffen, die alle einen halben Meter zu hoch hingen. Elizabeth Camden war wohl für den dekorativen Part zuständig gewesen. Sie blieb in ihrem Ohrensessel sitzen, als Susan eintrat.
    »Ich möchte es kurz und klar machen«, sagte Susan, »und nur so weit ausholen wie unbedingt nötig. Wir haben jetzt die Ergebnisse der Fruchtwasser- und Ultraschalluntersuchung und des Langston-Tests. Der Embryo ist gesund und für das Alter von zwei Wochen normal entwickelt. Es gibt keine Probleme mit der Einnistung in der Gebärmutterschleimhaut. Dennoch hat sich eine Komplikation ergeben.«
    »Und welche?« fragte Camden. Er zog eine Zigarette aus der Packung, sah auf seine Frau und steckte sie wieder zurück.
    »Mrs. Camden«, sagte Susan mit ruhiger Stimme, »durch puren Zufall hat im vergangenen Monat jeder Ihrer beiden Eierstöcke ein Ei abgegeben. Eines davon haben wir, wie vereinbart, für den gentechnischen Eingriff
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