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Beth

Beth

Titel: Beth
Autoren: Vampira VA
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nicht mehr zur Taufe vampirischen Nachwuchses taugte, hatte ihm das Tor zum Tunnel geöffnet 6 - und eines seiner Geheimnisse, vielleicht sein letztes offenbart: Felidae!
    Sie, auf deren Fährte sich Anum voller Haß gesetzt hatte, war die ganze Zeit über bei ihm gewesen - im Lilienkelch! So tief darin verborgen, daß seine Versuche, den Gral zu reinigen und wieder seinem ursprünglichen Zweck nutzbar zu machen, sie nicht hatten aufstöbern können. Nicht der geringste Verdacht war ihm gekommen, und Anum wurde in diesem Augenblick, da ihm Felidae erschien, fast schmerzhaft bewußt, daß nicht einmal er selbst den Kelch wirklich und in aller Konsequenz zu beherrschen vermochte ...
    Wie Phönix aus der Asche entstieg Felidae dem Unheiligtum, nachdem Anum es in eine paßgenaue Wandvertiefung der Vorkammer zum Tunnel gesetzt hatte. Als purpurflirrender Schemen, ohne Körper und feste Kontur, nur reiner Geist. Doch betörend schön wie eh und je .
    Anums inzüchtige Gedanken, von der Erinnerung an längst vergangene und nie wiederkehrende Zeiten heraufbeschworen, verbrannten im Feuer von Zorn und Haß, so machtvoll und gewaltig, wie er sie niemals zuvor empfunden hatte!
    Lautlos lachte ihm Felidae ins Gesicht, dreist, doch konnte sie ihre abgründige Furcht vor ihm hinter der Maske aufgesetzten Lachens kaum verbergen. Schon wollte Anum sie erschlagen, ihren Geist zerschmettern kraft seines Geistes, der die Macht eines schlichten Hüters weit übertraf, als Felidae floh, über die Schwelle, hinein in den Tunnel der Zeit .
    ... den Anum sich anders vorgestellt hatte.
    Er hätte nicht einmal konkret benennen können, was er jenseits des Tores erwartet hatte. Einen Anblick, wie er sich ihm nun tatsächlich bot, jedenfalls nicht.
    Doch fand Anum kaum Gelegenheit, seine Eindrücke gedanklich in Worte zu fassen. Denn von neuem überschlugen sich die Ereignisse.
    Etwas griff nach ihm. Jemand? Ihm war, als schnitten Skalpelle aus blankem Eis und doch schärfer als jedes Metall durch seine Haut, sein Fleisch und immer tiefer.
    Wer führte sie? Felidae? Ihr gespenstisches Lachen umspielte ihn wie Sturmwind.
    »Ea!« schrie er. »Was tust du? Ich -«
    Seine Stimme brach ab, als die kalten Klingen etwas in ihm kappten. Als sie - seinen Geist vom Leibe trennten!
    Anum fühlte sich gleichsam aus seiner fleischlichen Hülle herausgeschält. Und als ihm schließlich jede Möglichkeit genommen war, sich seiner körperlichen Kraft zu bedienen, erfaßten ihn die jenseitigen Winde, die noch immer Felidaes Lachen zu ihm trugen, und rissen ihn mit sich - hinein in den Korridor! Anum vermochte nichts dagegen zu tun; hilflos war er dem Sog ausgeliefert. Ganz wie ein Blatt im Winde trieb sein Geist in den Schlund des Tunnels .
    ... bis die unsichtbare Kraft schließlich von ihm abließ. Ihn quasi ausspuckte auf den Boden, der wie erstarrte Nacht war.
    Anum fühlte sich gedemütigt. Und dieses Gefühl schürte ein anderes, ließ es lohen wie das mächtigste Feuer, das je gebrannt hatte, und sein Haß auf Felidae war das Öl im Feuer seines Zorns.
    »Verräterin!« Anums Gedanke rollte wie Donner durch das schattenhafte Tunnelreich. »Dafür wirst du büßen - und für alles, was du unserem Volke angetan hast!«
    Von fern kam Felidaes Antwort. »Anum, du Narr. Was glaubst du, wer du bist, daß du dich den Wünschen unserer Mutter entgegen-stellen dürftest? Warum willst du Rache nehmen für etwas, das in ihrem Sinn geschah?«
    »Es kann unmöglich in Mutters Sinn sein, was aus ihren Kindern und Nachkommen geworden ist!« grollte Anum. »Und noch ist es nicht zu spät, die Weichen des Schicksals neu zu stellen.«
    Er mühte sich, seine Wut im Zaum zu halten, wollte Felidae in Sicherheit wiegen. Ein Gedanke genügte ihm, sich ihr zu nähern, langsam, um sie nicht zu schrecken. Noch nicht ...
    Und tatsächlich verließ sie ihr Versteck, zeigte sich ihm offen, wahrte aber noch Distanz.
    »Das steht dir nicht zu«, wandte sie ein.
    »Weshalb nicht?« fragte er. »Wer sollte mich daran hindern? Bedenke - ich bin nicht länger nur ein Hüter. Ich bin mehr - ich bin einzigartig auf dieser Welt! Ein Gott!«
    »Du überschätzt deine Ma-«
    Anum ließ seine Schwester nicht ausreden. Seine Attacke erfolgte überraschend und so schnell, daß Felidae sich nicht zur Wehr setzen konnte. Und ohnedies wäre sie der Kraft ihres Bruders unterlegen.
    Sein schierer Geist riß den ihren nieder, begrub ihn unter sich und zerschmetterte ihn. Doch ließ es Anum in seiner
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