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Beth

Beth

Titel: Beth
Autoren: Vampira VA
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wohnte ihrem Ton etwas beinahe Bettelndes inne.
    »Reden?« Beth lachte gehässig auf. »Mit Reden ist nichts getan. Spüren sollst du es, Lilith Eden - leiden sollst du. Wie ich! Seit einer Ewigkeit .« »Beth ...?«
    »Da, nimm!« brauste es durch Liliths Gedanken. »Und quäle dich damit! Mein Schmerz sei dein Schmerz - meine Liebe!«
    Etwas - sichtbar, aber unmöglich zu identifizieren - raste auf Lilith zu. Sie fühlte sich wie vom Schlag einer eisigen Faust getroffen, taumelte. Doch was immer sie da berührte, es ließ nicht von ihr ab, sondern - drang in sie! Ignorierte Haut und Fleisch, eroberte ihr Denken im Sturm und ersetzte es durch fremde Gedanken. Durch Beth MacKinseys Erinnerung -- an ihren Tod.
    *
    Nicht in die ferne Zeit verliere dich, den Augenblick ergreife, der ist dein. Friedrich von Schiller, Übersetzung des »Macbeth« von Shakespeare
    Niemals werde ich meinen Tod vergessen .
    ... und ewig soll meine Mörderin ihn bedenken! Dazu tu' ich, was ich kann. Denn dies ist meine Rache! Beth MacKinsey erwartete, Genugtuung - oder wenigstens doch etwas Vergleichbares - zu verspüren, als sie jenen kleinen, aber bedeutsamsten Teil ihrer Erinnerungen gleichsam auf Lilith Eden hetzte. Doch sie empfand - nichts. Das Gefühl der Freude darüber, daß sie ihre Mörderin büßen ließ, blieb aus. Im Gegenteil bedauerte sie Lilith, beinahe jedenfalls. Vielleicht, dachte Beth, hat mein Tod, die Tatsache, daß Lilith mich kalt-blütig hingerichtet hat, an Bedeutung verloren in der Flut all jener Ereignisse ... So vieles ist seitdem geschehen, soviel Furchtbares, daß sich unmöglich bestimmen läßt, was davon am schlimmsten war.
    Und es endete, wo es begann - hier, in diesem Tunnel. In Uruk. Vielleicht schließt sich der Kreis. Von neuem ...
    Vor Jahrhunderten hatte Beth als Elisabeth Stifter Zuflucht gesucht im Korridor der Zeit. Er hatte ihr Weg sein sollen aus der Vergangenheit hin in die Zukunft, die sie als Beth MacKinsey nicht mehr hatte erleben dürfen. Hier hatte sie ihr Leben fortsetzen und ihren eigenen Tod rächen wollen!
    Mit Triumph hatte dieser Gedanke sie erfüllt, als sie sich nach gelungener Flucht aus der Gefangenschaft in der Wüstenfestung endlich in den magischen Korridor gestürzt hatte. Denn wem war dies schon beschieden - Rache zu nehmen an der eigenen Mörderin?
    Doch nichts von all dem war Beth vergönnt. Der magische Tunnel hatte ihr nicht zur Rettung gereicht, sondern war ihr zum Kerker geworden!
    Zu wenig hatte sie über die Beschaffenheit, die Struktur des Zeitkorridors gewußt und ihre eigenen Kräfte und Fähigkeiten maßlos überschätzt. Die jahrzehntelange Macht hatte Elisabeth blind gemacht für die eigenen Grenzen. So hatte sie letztlich den Preis dafür zahlen müssen - und einmal mehr war dieser Preis ihr Leben, ihre Existenz gewesen.
    Der Korridor hatte sich von ihr nicht manipulieren, nicht in die Zukunft verlängern lassen. Statt dessen hatte die Macht dieses Ortes, die jeder Beschreibung nur spotten konnte, ihrerseits reagiert und Elisabeth Stifter als das entlarvt, was sie ihr endloses Leben lang gewesen war - gestohlene Kraft. Geraubtes Leben. Nur Zeit . ..
    Der magische Tunnel durch die Jahrhunderte und -tausende hatte Elisabeth Stifter verschlungen, gefressen, sie sich buchstäblich einverleibt! Er hatte ihren Körper aufgelöst und seine Substanz wieder zu dem gemacht, was sie ursprünglich war - bloße Energie ...
    Einzig Elisabeth' Innerstes, ihr Wesen, ihre Seele war übriggeblieben. Und fortan gefangen gewesen im Korridor. Über alle Zeit.
    Wie es angehen konnte, daß sie sich nicht quasi selbst begegnet war, als sie mit Lilith den Korridor aufgesucht hatte, wußte Beth nicht zu sagen. Vielleicht hatte die Zeit selbst dafür gesorgt, daß es nicht geschah. Vielleicht einfach deshalb, weil es nicht hatte geschehen dürfen . Beth MacKinsey hatte Jahrhunderte gehabt, um darüber nachzusinnen. Ohne je eine Antwort zu finden.
    Eine Spanne, die einem Menschen eine Ewigkeit bedeuten mußte, war verstrichen, vollkommen ereignislos. Beth war allein gewesen, zum bloßen Sein verdammt. Keine irdische Gefangenschaft konnte schlimmer sein, und keine Folter quälender als die Geißelung allein durch eigene Gedanken, die nie aufhörten und kein Echo in einem fremden Geist fanden.
    Längst hatte Beth nicht mehr daran geglaubt, daß sich an all dem je etwas ändern würde - - bis er gekommen war!
    Er, von dem sie nicht wußte, wer und was er war. Wie sollte sie auch - ohne
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