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Beth

Beth

Titel: Beth
Autoren: Vampira VA
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Augen zu sehen, reduziert auf pures Empfinden? Immerhin genügte dies aber, um zu erkennen, daß er anders war als alles, was Beth in ihren beiden Leben kennengelernt hatte. Seine Präsenz war - nichtmenschlich. Gewaltig. Und unsagbar fremd. Nicht einmal Landru und Salvat, die beiden abseitigsten Wesen, die Beth je getroffen hatte, waren diesem vergleichbar.
    Wie er in den Korridor gelangt war, wußte Beth nicht. Aber sie spürte, daß er nicht allein war. Und diese zweite Präsenz kannte und erkannte Beth. Es war - - Felidae?
    Sie erinnerte sich, wie sie der in ein Riemenkleid geschirrten Vampirin an Liliths Seite einst begegnet war. Felidaes Existenz hatte in Verbindung gestanden mit der des magischen Tunnels; sie war zur Wächterin des Korridors geworden - und hatte ihr Leben verloren.
    Wie ging es an, daß sie nun wieder auftauchte?
    Beth erfuhr weder dies noch anderes, das ihr weiteren Aufschluß über die Ereignisse gegeben hätte.
    Denn er vernichtete Felidae! Bestrafte sie für einen Verrat, den sie in seinen Augen begangen hatte.
    Die Art und Weise, in der er es tat, bekam Beth ihrer beschränkten Wahrnehmung wegen nicht mit. Wohl aber registrierte sie die Urgewalt, mit der es geschah. Und Felidaes Schmerz! Er sprengte die Kraft alles Vorstellbaren, war schiere Agonie, und Beth, die nur etwas wie seinen Widerhall empfangen hatte, fühlte sich davon wie erschlagen, selbst zerbrochen. Taub und fast dem Tode nahe kam sie sich vor.
    Sie kam erst wieder zu sich, als er sich ihr näherte. Wie ein Raubtier, das Beute witterte.
    Er suchte und tastete nach ihr; sicher nicht, um nur zu erfahren, mit wem er es zu tun hatte. Beth war überzeugt, daß sie Felidaes Schicksal teilen würde, wenn er ihrer habhaft wurde - oder daß ihr ein noch grausameres bevorstand!
    Sie floh. Entzog sich ihm, so gut sie konnte und die Gegebenheiten es zuließen. Auf Dauer jedoch würde sie ihm nicht entkommen können. Irgendwann, bald schon, würde er das Terrain gut genug kennen, um sie überall aufzuspüren, ganz gleich, wo und wie sie sich auch verkriechen mochte.
    Und dann, als Beth schon meinte, seinen imaginären Odem auf ihrer nackten Seele zu spüren, wurde ihr Aufschub gewährt von einer Seite, mit der sie nie und nimmer gerechnet hätte .
    Liliths Erscheinen hatte den anderen unvermittelt zum Rückzug bewegt!
    Er war nicht vollends verschwunden. Beth war sich seiner Gegenwart nach wie vor bewußt. Wäre sie noch zu riechen imstande gewesen, hätte sie gemeint, seine Nähe wahrzunehmen wie übelsten Kloakengestank, der sich nicht verflüchtigte, sondern nur geringfü-gig abnahm.
    Er lauerte. Sondierte. Prüfte, mit wem er es da zu tun hatte.
    Und dann schlug er zu! So plötzlich und mit solcher Macht, daß Beth zu spüren glaubte, ihr Herz, das sie seit Unzeiten nicht mehr besaß, würde schockgefroren!
    Einem lautlosen Orkan gleich raste er auf sie zu, selbst körperlos, aber seine pure Macht, sein nacktes Wesen würden genügen, sie zu zerreißen, zu zermalmen. Unvorstellbares würde er ihr antun, ihre Seele vergewaltigen, verwüsten, verheeren.
    Stumm schrie Beth auf, und doch tat sie es lauter, eindringlicher, als sie es mit ihrer echten Stimme je vermocht hätte. Ihr ganzes Sein, alle Kraft lagen in diesem Schrei, und er galt jener, die allein Beth noch retten konnte - - ihrer Mörderin ... »Lilith!«
    *
    Anum war nach Uruk gereist, weil er hier zu finden hoffte, was die EWIGE CHRONIK ihm nicht hatte verraten können: alles über das Schicksal der Alten Rasse - seines Volkes. Dessen Geschichte sich gänzlich anders entwickelt hatte, als es prophezeit gewesen war -nicht der Triumph der Hohen Zeit markierte ihren Höhepunkt, sondern der Niedergang der vampirischen Rasse.
    Aus der BLUTBIBEL - jenem Buch, das den Hütern des Lilienkelchs bestimmt war, auf daß sie nach vieltausendjährigem Schlaf daraus erführen, wie die Geschicke der Welt ihren Lauf genommen hatten - hatte er nicht alles über das Mißlingen des einstigen Planes erfahren. Wohl aber die Namen jener, die schuld daran waren:
    Landru. Sein Bruder, der versagt hatte.
    Felidae. Seine Schwester, früher Ea genannt, die ihr Volk verraten hatte.
    Und das sogeheißene Kind zweier Welten, Lilith Eden ...
    Ihrer aller Spur führte nach Uruk. Zum Korridor der Zeit.
    Und um sie zur Verantwortung zu ziehen war Anum dorthin gereist, wo sie - er und seine Geschwister - schon einmal über die Menschen geherrscht hatten, vom Weißen Tempel Uruks aus.
    Der entweihte Kelch, der
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