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BETA (German Edition)

BETA (German Edition)

Titel: BETA (German Edition)
Autoren: Rachel Cohn
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auch ich selbst bin davon überrascht.
    Beim letzten Mal habe ich nicht hart genug gekämpft.
    Aber dieses Mal werde ich es tun.
    Ich greife nach Astrids Messer, das ich unter meinem Kopfkissen versteckt habe, und stoße es Ivan ins Herz. Er versucht, sich zu wehren, doch mein Angriff überrascht ihn viel zu sehr. Er steht unter Schock. Er kann nicht mehr schnell genug reagieren. Er ist größer und stärker, aber ich bin flinker und wendiger. Und ich habe mehr zu gewinnen.
    Wieder und wieder stoße ich das Messer in sein Herz. Jeden Dolchstoß widme ich jemandem: Für Xanthe . Zustechen. Für Becky . Zustechen. Für Tahir. Zustechen. Für jeden Klonsklaven in dieser Inselhölle. Zustechen zustechen zustechen.
    Einer muss für alle ihre Sünden bezahlen.
    Ich werde es euch zeigen, ihr Menschen.
    Euch zeigen, wozu eine Teen-Beta in der Lage ist.
    Ich kann nicht einmal sehen, was ich tue. Ich weiß nur, dass alles von Wut, Panik und Dunkelheit erfüllt ist.
    Nach einer Ewigkeit sackt Ivan über mir zusammen. Dunkles rotes Blut strömt aus seinen Wunden, über die weißen Laken, in die Matratze. Ich spüre es feucht an meinen Armen und unter meinem Rücken.
    Ein ohrenbetäubender Schrei ist zu hören.
    Er stammt nicht von mir.
    Es ist Liesel, die mit einem Teller voller Nudeln in der Tür steht. Sie wollte mir Makkaroni mit Käse bringen.
    Mutter und der Governor kommen nach Liesels Schrei ins Zimmer gestürmt.
    Ich stoße Ivans Körper von mir herunter und richte mich auf. Ich stehe auf dem Bett.
    Sie sehen ihren toten Sohn zu meinen Füßen. Blutverschmiert. Sie sehen mich, ihre Beta, eine Mörderin, mit dem Blut ihres Sohnes befleckt, vor Wut und Schock und Furcht zitternd.
    »Wo ist mein Gewehr?«, brüllt der Governor. »Ich werde sie auf der Stelle erschießen. Liesel, geh sofort in dein Zimmer.« Er blickt Mutter an. »Da siehst du, was du angerichtet hast!«
    Mutter sinkt auf die Knie. »Mein Baby!«, schluchzt sie. »Mein Liebling! Mein Junge!«
    Was würde Zhara an meiner Stelle tun?
    Ich blicke zum offenen Fenster neben meinem Bett.
    Ich sollte aus dem Fenster springen.
    Ich springe.
    Keine Zeit, um nachzudenken. Einfach nur rennen.
    Die Bodyguards unter meinem Fenster haben nicht damit gerechnet. Jedenfalls nicht in diesem Moment. Sie hörten die Schreie und wollten gerade ins Haus, um dem Governor zu Hilfe zu eilen, als ich aus dem Fenster springe. Ich lande mit beiden Füßen auf dem Boden, richte mich sofort auf und renne blitzschnell los, bevor sie überhaupt begriffen haben, was da gerade passiert. Schnell, zu den Stufen im Felsen, die zum Strand hinunterführen. Wenn ich es bis zu den magischen Gewässern von Ion schaffe, bin ich gerettet. Das Meer wird mich bergen und behüten. Daran glaube ich ganz fest.
    Der Governor und seine Bodyguards folgen mir. Sie sind schneller, als ich gedacht habe. Sie treiben mich zur selben Stelle wie Xanthe. Ich kann ihnen nicht mehr entkommen.
    Nur noch wenige Augenblicke.
    An der Kante der Steilküste drehe ich mich um und blicke ihnen entgegen. Lieber durch eine Kugel aus dem Gewehr des Governor sterben, als vom Kliff ins Meer gestoßen zu werden. So bin ich schneller tot.
    Der Governor steht wenige Schritte vor mir, rechts und links neben ihm seine Bodyguards. Sie packen mich nicht, um mich festzuhalten. Wohin sollte ich denn auch fliehen?
    Der Governor drückt mit dem Finger auf den Abzug.
    Sie werden meinen Körper danach einfach über das Kliff ins Meer werfen.
    Oder ich springe doch?
    Ungefähr dreißig Meter bis hinunter in die Gischt. Der Fels fällt steil ab. Nur an einer Stelle ragt eine Felsnadel hervor.
    Ich wage es.
    Besser beim Sprung ins Wasser sterben als durch eine Kugel des Governor.
    Ich drehe mich blitzschnell um, gehe leicht in die Knie und –
    Ein Schuss.
    Ich springe.

Neununddrei ß igstes Kapitel
    A ls ich die Augen aufschlage, sehe ich einen wolkenlosen Himmel über mir, der sich bis in die Unendlichkeit zu erstrecken scheint.
    Hohe Bananenstauden breiten ihre Blätter über mich. Auf einem Eukalyptusbaum in der Nähe hat sich ein Tukan niedergelassen. Der Duft von Gardenien und Jasminblüten umhüllt mich. Eine laue Brise weht vom Meer her, das nicht weit entfernt sein kann.
    Ich huste. Wo auch immer ich bin, die schwüle, stickige Luft verrät mir, dass es nicht mehr Demesne ist. Ich schaukle wie in einer Wiege.
    Eine weibliche Stimme, die mir vertraut vorkommt, singt ganz in der Nähe vor sich hin, ich erkenne die Melodie. ›Children of
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