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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis
Autoren: Stefan Wolf
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wegen ihrer
guten Manieren. Sind sie Albert Zenke?“
    Der Bogenschütze schloß langsam
den Mund. Dann nickte
    er.
    „Bin ich. Wollen Sie zu mir?“
    „Allerdings.“
    Gaby hatte Oskar an die Leine
genommen und trat zu den Jungs.
    Polizeimeister Pauling, der
Chauffeur, war ausgestiegen, hatte begrüßend genickt und blieb neben dem Wagen.
    Kommissar Glockner blickte zur
Villa und über den Garten, während er fortfuhr: „Uns liegt eine Anzeige gegen
Sie vor. Frau Mathilde Habrecht — der Sie vorgestern nachmittag einen Besuch machten
— wurden 198.000 Mark gestohlen. Die Tatumstände weisen hin auf Sie.“
    „Was?“ Zenke riß die Augen auf
und schnitt eine Grimasse. Sie sollte Erstaunen ausdrücken. „Soviel Geld war in
der Tasche? Sie hat’s mir gezeigt, die... äh... Frau. Aber die Summe hat sie
nicht genannt. Moment mal! Sagten Sie, ich hätte das Geld gestohlen? Das ist ja
ein Hammer.“
    Er begann lauthals zu lachen.
Dabei bewegte er sich zu dem Gartentisch, an den er seinen Bogen lehnte.
    Die Zigarre qualmte noch.
    Zenke rammte sie sich in den
Mundwinkel und paffte.
    „Sie bestreiten das also?“
stellte Glockner fest.
    „Na, und ob! Erstens bin ich
kein Dieb. Zweitens mag ich alte Schachteln. Drittens hatte ich gar keine
Gelegenheit, das lederne Sparschwein an mich zu nehmen. Ich war ja keinen Moment
allein in Mathildes guter Stube. Viertens, Kommissar, können Sie gern meine
Villa durchsuchen. Natürlich nur mit Haussuchungsbefehl.“
    Glockner sagte: „Bevor ich
herkam, habe ich einen Blick in Ihre Akte geworfen. Wir kennen uns zwar nicht,
Zenke. Aber meinen Kollegen fiel zu Ihrem Namen gleich was ein. Sechs Jahre
waren es insgesamt, nicht wahr? Wegen Betrugs und Hehlerei.“
    Zenkes Blick wurde tückisch.
„Das waren Jugendsünden. Ist lange vorbei, vergessen und vergeben. Die moderne
Rechtsprechung geht doch davon aus, daß der Mensch sich bessert. Sogar im
Knast. Stellen Sie sich vor, Kommissar, ich bin geläutert. Mich interessiert
nur noch Im- und Export und Bogenschießen. Der alten Schachtel können Sie
bestellen, sie soll mal im Mülleimer nachsehen. Die ist doch schon so verkalkt,
daß sie sich zum Fernsehen vor die Waschmaschine setzt — und anschließend übers
schlechte Programm schimpft. Wenn sie wirklich bestohlen wurde — das kann
sonstwer gewesen sein. Die Putzfrau, die Damen vom Kaffeekränzchen, der Schornsteinfeger
— oder liebe Verwandte. Ich war es nicht. Und nun belästigen Sie mich nicht
länger. Sie sind ja schlimmer als diese Bengels.“
    Glockner blickte wieder zum
Haus. Er schien zu überlegen, ob eine Durchsuchung sinnvoll sei.
    Bestimmt nicht! dachte Tim. Die
Kollegmappe ist längst vernichtet, verbrannt — das Geld gut versteckt,
wahrscheinlich woanders. Außerdem ist von Banknoten bekannt, daß sie sich
ähneln. Abgesehen von der Seriennummer sehen zwei Hunderter aus wie Zwillinge,
drei wie Drillinge. Oder etwa nicht? Wer wollte also behaupten, daß diese und
jene Scheine Oma Habrechts Geld sind — und nicht Zenkes Portokasse.
    „Mit dem Diebstahl, den wir
Ihnen wahrscheinlich nicht nachweisen können“, sagte Glockner, „haben Sie einen
erheblichen Fehler gemacht, Zenke. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit wiedermal
auf sich. Das wird Sie vielleicht teurer kommen als Ihr jetziger Gewinn von
198.000 Mark. Ich glaube nicht, daß Ihre Im- und Export-Geschäfte unser
wachsames Auge vertragen. Aber wachsam werden wir sein. Das verspreche ich
Ihnen.“
    „Und das muß ich mir von einem
Bullen sagen lassen!“ schrie Zenke. „Einfach aus der Luft gegriffen ist das.
Weil Sie was gegen mich haben. Weil ihr die Terroristen nicht findet, aber eure
Erfolgsquote braucht, wollt ihr jetzt unsereinem auf die Finger klopfen. Das
ist polizeiliche Willkür. Ein Bullenstaat. Wo sind da die Rechte des
einzelnen?“

    „Das wird Ihnen Ihr Anwalt
erklären, wenn es wiedermal so weit ist.“
    Der Kommissar ging zum Wagen.
    Der stand für Zenke außer
Hörweite.
    Die TKKG-Bande schob ihre Räder
und folgte Gabys Vater. Oskar, der offenbar seinen faulen Tag hatte, sprang
gleich auf den Rücksitz.
    „Es ist bitter“, sagte Glockner
mit gedämpfter Stimme. „Aber wir können nicht viel tun für Frau Habrecht. Der
Verdacht gegen Zenke ist riesig, und ich bin überzeugt, daß er’s war. Euch muß
ich nicht erklären, daß das nicht reicht. Jedenfalls nicht für einen
Durchsuchungsbefehl. Der außerdem ein Schuß in den Ofen wäre. Nein. Dem Kerl
ist nichts zu wollen. Theoretisch
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