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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis
Autoren: Stefan Wolf
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die zweifelhaften
Konserven, von ihm eingeführt und nach deutschem Lebensmittelgesetz nicht
zulässig, hatten längst ihren Weg zum und durch den Verbraucher gefunden. Da
ging nichts mehr.
    Anders war es mit dem von ihm
importierten Wein. Das war wirklich der letzte Dreck — und
gesundheitsgefährdend. Die Etiketten auf den Flaschen logen, daß eigentlich das
Glas hätte splittern müssen. Und von diesem Edel-Gesöff stand noch verdammt
viel in den Regalen ahnungsloser Supermärkte und Einzelhändler.
    Wenn da analysiert ( untersucht )
wurde, würde schnell aufkommen, welche Zuckerpanscher und Schädlingsbekämpfer
ihre Finger im Spiel hatten. Der Weg ließ sich zurückverfolgen zu ihm, Zenke;
und dann saß er in der Tinte.
    Aber um die Lawine loszutreten,
mußte es schon mit dem Teufel zugehen. Und den wähnte Zenke ganz auf seiner
Seite.
    Bevor er sich vom Fenster
abwandte, sah er über seinen parkgroßen Garten zum Nachbarhaus.
    Es schien ihm zuzulächeln.
    Die Gier, sich Schottloffs
Grundstück einzuverleiben, war zur fixen Idee geworden.
    Und gerade vorhin, beim dritten
Pfeil, hatte er gewußt, wie er es anstellen mußte.
    Die Bude würde in Flammen
aufgehen — und niemand es für möglich halten, daß er der Brandstifter war.
Zumal jetzt nicht, da er doch wußte, daß er bei den Bullen in der Schußlinie
stand. Nein, soviel Dreistigkeit würden selbst die für undenkbar halten.
    Viel Geld hat Schottloff nicht,
dachte er. Ein Wiederaufbau kommt für den nicht in Frage. Außerdem ist es nur
sein Wochenendhaus. Verkaufen wird er. Natürlich nicht an mich. Das wäre
blamabel. Aber an Herrn X. Der ist natürlich mein Strohmann. Und dann gehört
das Grundstück mir.
    Er lief die breite Treppe
hinunter in die Kaminhalle.
    Riesige Gemälde, die er
scheußlich fand, hingen dort an den Wänden.

    Lena, seine Freundin, machte
Abendkurse in Kunstgeschichte. Erklärt hatte sie ihm, daß solche Ölschinken in
ein vornehmes Haus gehören. Der gebildete Besucher wisse dann gleich, wo er
sei. Das beeindrucke mehr als Bargeld. Und es wäre doch enorm aufwertend, wenn
er, Albi — wie sie Zenke nannte — , seine Abstammung auf jene dargestellten
Figuren zurückführe.
    Als da waren: Graf Otto der
Einohrige oder Herzogin Isabella, genannt Krötenmaul.
    Also gut! Die hatte er zu
seinen Vorfahren ernannt, und die Bilder schmückten weiterhin die Wände.
    Er blieb vor dem riesigen Kamin
stehen, verschränkte die Arme und paffte eine blau-graue Wolke in Richtung
Herzog Theobald, den Gottgefälligen. Mit gefalteten Händen war der abgebildet —
und mit verschlagenem Lächeln.
    „Chef!“ sagte eine Stimme bei
der geöffneten Terrassentür. Zenke wandte sich um.
    Otto Rödl streckte den Kahlkopf
herein.
    „Hugo ist da.“
    Zenke nickte. Er hatte ein
Motorengeräusch gehört. „Kommt rein.“
    Rödl verschwand. Offenbar holte
er Hugo Patzke, der auf dem Wendeplatz parkte.
    Dann traten sie ein, und Patzke
grinste wie eine Ratte beim Anblick frischer Speckseiten.
    Er war — ohne Zweifel — der
Bösartigere der beiden Ganoven.
    Für ihn und Rödl hatte Zenke
immer Verwendung. Er lebte nach dem Grundsatz, sich selbst die Hände nie
schmutzig zu machen. Für Dreckarbeit waren andere da. Er schöpfte den Rahm ab.
    Patzke war mittelgroß, hager
und einige Jahre älter als Rödl. Trotz grauer Haut, die an billiges Papier
erinnerte, wirkte er gesund. Seine nahezu quadratischen Zähne schimmerten gelb.
Hinter den schmalen Schlitzlidern war die Farbe seiner Augen kaum zu ergründen.
In seinem Ausweis stand, sie seien grau.
    „Tag, Chef!“ sagte er.
    Zenke nickte und ließ eine
Wolke durch den Mundwinkel ab.
    Ohne Einleitung kam er zur
Sache.
    „Der Alte heißt Bernhard
Goldmann. Ist mindestens 70. Er hat das Haus Burgdorfer Allee 50. Eine alte
Villa. Keine Alarmanlage, soviel ich weiß. Aber verlaßt euch nicht darauf.
Goldmann ist Schmucksammler. Er war Fabrikant. Hat Kohle genug. Was seine Gier
im Lauf der Jahrzehnte angerafft hat, soll enorm sein. Meistens befindet sich
das Geklunker in einem Banksafe. Aber ab und zu will er’s sehen, und dann hat
er’s bei sich. Wie jetzt. Ganz zufällig erfuhr ich das. Eine Verbindung über
die Info zu mir ist nicht drin — für die Bullen. Ich hab’s sozusagen im
Vorbeigehen gehört. Bei der Bank. Das ist unsere Gelegenheit.“
    „Goldstein ist solo ( allein )?“
fragte Patzke.
    „Der ist Witwer und
Menschenfeind. Null Nachkommen.“
    „Dann drehen wir das Ding.“
Patzke nickte. „Bist
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