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Bestiarium der deutschen Literatur (German Edition)

Bestiarium der deutschen Literatur (German Edition)

Titel: Bestiarium der deutschen Literatur (German Edition)
Autoren: Fritz J. Raddatz
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Barrier Reef vor Australien – beheimateten Krustentiere sind mit dem komplexesten aller bisher bekannten Sehsysteme ausgestattet: Spezielle lichtempfindliche Zellen in den Augen dieser Krebsart fungieren als sogenannte Verzögerungsplatten, die Phase und Polarisation des durchfallenden Lichts ändern. Linear polarisiertes Licht wird so in zirkular polarisiertes umgewandelt. Diese Funktion benötigen DVD- und CD-Player zum Lesen von Daten. Da das menschliche Auge nur drei Rezeptortypen hat, der im Dunkel des Meeres lebende Krebs dagegen zwölf, hat die Industrie ihre Fangquoten gesteigert.

Grass, der
    Aal-Art, deren Herkommen aus der Danziger Bucht als gesichert gilt. Obwohl als einziger Fisch von Leichenfleisch lebend – die «Deutsche Nationalzeitung» sprach von ganzen Kompanien ritterkreuzgeschmückter, gleichwohl onanierender Pimpfe, die von ihm verzehrt wurden –, ist der Grass heute eine weitverbreitete Delikatesse. Vor allem an der amerikanischen Ostküste, wo er «Flounder» heißt, aber auch in Paris unter dem Namen «Turbot» gern genossen, gefällt das Tier sich zur Laichzeit in barock gewundenen Bewegungen, klumpt aber danach zu schimmelpilzförmigen Knollen zusammen. Getrocknet wird der Grass auch in asiatische Länder exportiert, kann aber in dieser Form nur mit einer scharfen Sauce genossen werden, weil er sonst einen pestilenzartigen Gestank in einer rötlichen Wolke verbreitet. Wissenschaftler haben versucht, die Substanz zu destillieren und unter dem Etikett «Espehdeh» auf den Markt zu bringen. Das Hilferding wurde aber vom Finanzkapital nicht aufgenommen. Unförmig.

Habermas, das
    Das Habermas. Oberbayerische Redensart – Ha’mer a Mas – für eine besonders gefährdete Art von Primaten. Forschern ist es bislang nicht gelungen, seine Verständigungssprache zu enträtseln, obwohl sich in den letzten Jahrzehnten ein internationales Dechiffrierkartell gebildet hat. Auf dessen Kongressen wird behauptet, das Habermas könne sich durch bestimmte Ruflaute zum Clan-Herrscher aufschwingen und durch wiederum andere – begleitet von aggressivem Vorderarmwedeln – Feinde in die Flucht schlagen. Die These dieser Experten, es handele sich um eine Form von Sprache, ist pure Spekulation geblieben.

Hacker, die
    Gehört zur Gattung der Milben. Die berühmteste wissenschaftliche Untersuchung charakterisiert die Art folgendermaßen: «Die Gewohnheiten der Milben würden jeden Pornographen sprachlos machen. Ein Heuschreckenparasit etwa bringt zwei Sorten Männchen zur Welt. Die erste Art klettert in die Mutter zurück und befruchtet sie. Daraufhin bringt diese eine zweite Brut hervor, zu der auch wieder einige Männchen gehören. Diese Männchen paaren sich dann mit ihren Schwestern. Bei einer anderen Art vereint sich die Mutter mit dem Enkel, dem Nachkommen ihrer Tochter, die ihrerseits ein Sprößling der Mutter und eines ihrer Söhne ist. Wieder andere Milben beschränken sich auf die Paarung von Bruder und Schwester.»

Hacks, der
    Gehört zur Gattung der Schreitvögel, die ihren Namen einem majestätisch anzusehenden Gehabe verdanken. Sie können auf der Suche nach Nahrung durch Wasser laufen, ohne daß ihr Gefieder naß wird. Dazu zählen Ibisse, Löffler, Störche und Seidenreiher. Hacks ist ein Purpurreiher, dessen Prachtgefieder zur Goethezeit besonders bei Hutmachern sehr beliebt war. Er besitzt auch ganz spezielle sogenannte Puderfedern; wenn sie ausfransen, wird ein feiner Puder daraus, den der Vogel in den Schnabel nimmt und bei seiner Gefiederpflege zur Entfernung von Schleim und Fett benutzt. Der Purpurreiher gilt als wenig sozial, lebt vornehmlich allein und kann über dem Wasser Schattenspiele aufführen, indem er die Flügel ausbreitet und zu einer Art Schirm aufspannt; damit täuscht er Fische und Konkurrenten bei der Nahrungssuche.

Hahn, die
    Herpestes urva ist der wissenschaftliche Name für die Krabbenmanguste, eine Sub-Kategorie der Schleichkatzen, verwandt mit der in Südfrankreich und auf der Pyrenäenhalbinsel verbreiteten Ginsterkatze. Schon die Pharaonen vergötterten das gedrungene, aber kräftige Raubtier mit seinen hochgestellten Innenzehen und großen Spannhäuten. Das mal eisengrau, mal dunkelbraun gemusterte Fell – von den Augen zur Schulter zieht sich eine weiße Binde, die einen vornehmen Eindruck macht – verleiht dem ca. einen Meter langen Tier eine spielerische Eleganz. Unterstützt wird dieser Eindruck gewiß durch die bevorzugte Nahrung der aus Nepal
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