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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders
Autoren: M Goldstein
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besitze und dies ein Fehler sein müsse, worauf der Mitarbeiter ihr die letzten vier Ziffern ihrer Sozialversicherungsnummer und ihr Geburtsdatum nannte und ihr dann alle Details zum horrenden Saldo lieferte. Zuerst war Jackie noch davon ausgegangen, dass sie Opfer eines Datendiebstahls geworden war, doch dann hatte ihr der Mitarbeiter die Ausgabenliste vorgelesen, auf der sich auch die Xbox fand, die jetzt auf dem Boden ihres Wohnzimmers stand, und die hellgrünen aerodynamischen Laufschuhe, die Kevin einen Monat zuvor mit nach Hause gebracht hatte. Als Jackie Kevin mit dem Anruf konfrontierte, sagte er nur, er habe aufgrund von Depressionen eine heimliche Kaufsucht entwickelt. Er versprach, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und versicherte ihr, dass der Grund für seinFehlverhalten eine erbliche Stoffwechselstörung sei. Nachdem Kevin die sechste Therapiesitzung hinter sich gebracht hatte, war er nach Hause geeilt und hatte Jackie mitgeteilt, dass sie »eine Mittäterin« sei und er aus Gründen des Selbstschutzes ausziehen müsse. Er versprach ihr hoch und heilig, die Kreditkartenschuld abzuzahlen, doch dieses Versprechen hielt er nicht ein. Er ließ sich noch nicht einmal die Post nachschicken. Und so hatte sie die Verantwortung für die verbleibende Summe übernommen und nicht weiter versucht, ihn zu kontaktieren. Ihre nüchterne Begründung dafür war, dass es ihr nur recht geschehe, weil sie eine Straftat nicht bemerkt hatte, auf deren Aufdeckung sie spezialisiert war.
    Jackie kam Bee ein Jahr nach der Trennung von Kevin reservierter und zynischer denn je vor. Bee hatte Hannah und den anderen Brautjungfern an der Hotelbar die Geschichte erzählt, als handle es sich um ein unwirkliches, gespenstisches Horrormärchen.Sie hatte theatralisch geflüstert und die Augen weit aufgerissen. Fehlt nur noch die Taschenlampe unterm Kinn, hatte Hannah gedacht.
    Laut Bee hatte ihre langjährige Freundin Jackie auf die Frage, ob sie ihre Brautjungfer werden wolle, erst nach langem Zögern geantwortet. Und Bee gab zu, dass sie sich oft gefragt habe, ob die Sache mit der Kreditkarte und Kevins Seitensprünge Jackie für das Glück anderer unempfänglich gemacht hatte.
    »Vielleicht dauert es einfach ein bisschen, bis man über einen solchen Schmerz und Verrat hinwegkommt«, hatte Hannah Bee angezischt, nachdem sie die Geschichte an der Hotelbar gehört hatte. »Wenn man ohne Vorwarnung verlassen wird … das kann einen ganz schön fertigmachen«, hatte sie hinzugefügt und dabei Bee und den anderen Brautjungfern, die alle bereits verheiratet waren oder kurz davorstanden, vielleicht ein wenig zu viel von ihrem eigenen Leben preisgegeben.
    Hannah hatte sich ausgemalt, dass sie und Jackie sich beim Junggesellinnenabschied und der darauf folgenden Hochzeit in Annapolis verbünden würden, weil sie die einzigen New Yorkerinnen und zugleich Singles waren. Doch schon nach ein paar Stunden in Atlantic City stellte sich heraus, dass Jackie an Hannahs Kumpanei nicht viel lag und sie überhaupt recht wenig Interesse an den Pflichten einer Brautjungfer zeigte. Außerdem hatte Jackie wieder einen neuen Freund. Als sie sich endlich zu den anderen Frauen an die Hotelbar gesellte, verkündete sie sogleich, dass es einen neuen Mann in ihrem Leben gebe und dass er Will heiße. Er sei HNO -Arzt und würde sie auf die Hochzeit begleiten. Als Bee sich erkundigte, ob es etwas Ernstes sei, zuckte Jackie nur mit den Achseln.
    Einige Stunden nach dem Abendessen im Hotel sackte Bee in einem Club namens Smile völlig betrunken in sich zusammen. Die hyperaktive Dawn wollte noch länger bleiben, Hannah jedoch sah Hilfe suchend Jackie an. Sie erhoffte sich von ihr Unterstützung, um die Gruppe zurück zum Hotel zu führen, wo die aufgelöste Braut endlich kotzen und schlafen könnte. Doch noch bevor Hannah den Mund öffnen und einen Versuch unternehmen konnte, Dawn gemeinsam mit der vernünftigen Jackie in ihre Schranken zu weisen, verkündete Jackie, sie habe Kopfschmerzen und wolle früh auf ihr Zimmer gehen.
    »Ihr könnt aber gerne noch bleiben und euch amüsieren«, sagte sie und wich Hannahs Blick aus.
    Wütend über diesen Verrat warf Hannah den Kopf in den Nacken. Ohne Jackies Veto gelang es Dawn natürlich spielend, die müde Truppe in zwei weitere Lokale zu lotsen, dort mit Männern in Baseballkappen zu flirten und Hannah die Verantwortung für die völlig betrunkene Bee zu überlassen. Hannah redete auf Dawn ein, die um elf Uhr abends
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