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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders
Autoren: M Goldstein
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eine Mutter zu ihnen, plant das Konzept, geht mit ihnen shoppen, hilft ihnen, das Gewicht zu kontrollieren, die richtigen Absätze, die richtige Frisur zu wählen. Man feilt an ihrer Sprache, ist praktisch wie eine gute Fee. Und wenn sie gewinnen, fallen sie dir um den Hals.«
    »Eine gute Fee, die Gewichtsreduktion verlangt?«, fragte Hannah. Nach zwei Gläsern Riesling war sie bereits ein wenig beschwipst und fing sich von Bee einen mahnenden Blick über den Tresen hinweg ein.
    »Ich verlange von niemandem Gewichtsreduktion«, antwortete Dawn ruhig und nippte an ihrem schillernden Martini. »Die meisten Mädchen wollen von selbst so gut wie möglich aussehen. Manche müssen vor ihrem großen Tag also gar kein Gewicht verlieren. Andere hingegen schon.«
    Hannah nahm diese Antwort mit einem Nicken zur Kenntnis und ließ ihren Blick zur Tür der Hotellobby gleiten. Sie wartete sehnsüchtig auf Jackie, Bees beste Freundin aus Highschoolzeiten in Maryland. Hannah kannte Jackie zwar kaum, aber nach der superblonden, fremdartigen Trauzeugin Dawn mit ihrem üppigen Make-up und ihrem Südstaatenakzent verspürte Hannah das dringende Bedürfnis, Jackies dunkle Locken und blasse Haut vor sich zu haben.
    Hannah war Jackie zum letzten Mal vor ein paar Jahren auf Bees Party zum fünfundzwanzigsten Geburtstag begegnet. Sie hatte mit Jackie fast die ganze Nacht damit verbracht, jeden in der Bar zu veräppeln. Hannah hatte sich köstlich amüsiert, zumindest solange sie betrunken gewesen war. Hätte sie die Rolle der Jackie besetzen müssen, hätte sie Julia Stiles gewählt, auch wenn die blond war, denn sie hatte dasselbe ironische Lächeln wie Jackie und dieselbe rauchige Stimme.
    Bee und Jackie kannten sich von klein auf. Sie hatten sechs aufeinander folgende Jahre im selben Sommercamp in Maine verbracht, sich ein Stockbett geteilt und die ganze Highschoolzeit über Tennis-Doppel gespielt. Sie waren mit den Zwillingsbrüdern Chris und Ed Shanahan zum Abschlussball gegangen und hatten sich als Erstes angerufen, als sie als Studienanfängerinnen am College ihre Jungfräulichkeit verloren hatten.
    Doch je näher ihr dreißigster Geburtstag rückte, desto mehr entfremdeten sie sich, darum war Jackie als Trauzeugin nicht in Betracht gezogen worden. Jackies langjähriger Freund Kevin war einmal zu oft fremdgegangen, und so hatte Jackie sich letztes Jahr von ihm getrennt. Seitdem lebte sie sehr zurückgezogen und behandelte ihre Freunde zum Teil sehr nachlässig – vor allem frisch Verliebte wie Bee.
    Damit alle Brautjungfern Bescheid wussten, erzählte Bee ihnen beim Junggesellinnenabschied in der Bar in Atlantic City die traurige Geschichte von Jackie und Kevin. Über ihre Cocktails gebeugt lauschten sie Bees Ausführungen. Dass Jackie am College Finanzwesen studiert hatte und nun als Ermittlerin für ein Unternehmen arbeitete, das auf Firmenbetrug spezialisiert war und seinen Sitz in einem Wolkenkratzer im New Yorker Finanzviertel hatte. Das Unternehmen erhielt seine Aufträge von großen Konzernen, die ihre Mitarbeiter auf einen missbräuchlichen Umgang mit Firmenkreditkarten überprüfen wollten. Jackie hatte ihren Kunden Millionen gerettet, indem sie die Geschäftsleute ermittelte, die ihre firmengesponserte American Express vor allem nutzten, um private Autoreparaturen und Steaks in teuren Restaurants zu finanzieren. Sie hatte einmal einen Manager dabei erwischt, wie er mit seiner Karte dreißigtausend Dollar in bar abhob, um damit das Schulgeld für die Privatschule seiner Kinder zu bezahlen.
    Jackie und Kevin waren seit dem College ein Paar gewesen, und er war mit ihr nach New York gezogen. Sie hatten eine glückliche Beziehung geführt und wollten heiraten – bis Jackie herausfand, dass Kevin sie nicht nur mit ihrer Arbeitskollegin betrog, sondern sich auch noch auf ihren Namen und ohne ihr Wissen eine Kreditkarte hatte ausstellen lassen. Laut Bee stotterte sie noch immer die sechsundzwanzigtausend Dollar Schulden ab, die Kevin angehäuft hatte, um alte Collegedarlehen zu begleichen, sich allerhand elektronisches Spielzeug zu kaufen, das er nicht brauchte, und seine Geliebte zu heimlichen Essen einzuladen. Jackie war Kevin ganz einfach auf die Schliche gekommen. Eines Tages erhielt sie einen Anruf von der Kreditkartengesellschaft, mit der sie während ihrer Ermittlungen viel zu tun gehabt hatte. Man teilte ihr mit, dass sie mit ihren Zahlungen seit zwei Monaten im Verzug sei. Sie erklärte, dass sie gar keine Kreditkarte
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