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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt
Autoren: P Cast
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früher, dachte er voller Zärtlichkeit. Immer nach den Dingen greifend, die sie in Ruhe lassen sollte. Zum ersten Mal seit Brennas Tod hätte er beinahe gelacht.
    „Ja“, sagte er zu ihrem blonden Schopf. „Du darfst ihn berühren, aber nur langsam und vorsichtig, er ist Kinder nicht gewohnt.“
    Der kleine Kopf hob sich, und sie beschenkte ihn mit einem breiten, dankbaren Lächeln. Scharfe Fangzähne blitzten auf und bildeten einen seltsamen Kontrast zu ihrem unschuldigen Blick.
    „Ihr Name ist Kyna.“
    Die geflügelte Frau trat an die Seite des Mädchens. Sie nickte Kyna ermutigend zu, und Cuchulainn verstärkte den Griff um die Zügel des Wallachs, damit er ruhig stehen blieb und das Mädchen seine feuchte Brust tätscheln konnte. Die anderen Kinder schauten zu und flüsterten aufgeregt miteinander.
    „Und ich bin Ciara, Enkelin der inkarnierten Göttin Terpsichore. Du bist hier sehr willkommen, Cuchulainn.“ Sie lächelte ihn an, und auch in ihrem Mund blitzten scharfe Eckzähne auf. „Ich glaube, die Kinder haben deine Frage für uns alle beantwortet. Wir warten seit über einhundert Jahren auf diesen Tag. Es wird uns eine große Freude sein, dir nach Partholon zu folgen.“
    Nach diesen Worten brach freudiger Tumult aus. Die Erwachsenen jubelten, und die Kinder tanzten herum, als hätten sie zusätzlich zu ihren Flügeln auch noch Sprungfedern an den Füßen. Da er Angst hatte, dass jemand überrannt werden könnte, sah Cu sich gezwungen, abzusteigen. Das führte zu einer weiteren Reihe von Fragen der Kinder, die seinen Rücken berühren wollten, um sicherzugehen, dass er keine Flügel unter seinem Umhang verbarg. Ciara und die anderen Erwachsenen hatten alle Hände voll zu tun, die springende, tanzende, lachende Meute zu bändigen.
    Cuchulainn versuchte, seine Fassade als unbeteiligter Beobachter aufrechtzuerhalten, und schaute der Jubelfeier stumm zu. Offensichtlich war Ciara die Anführerin der geflügelten Menschen.
    Sie entschuldigte sich für die etwas zu enthusiastische Begrüßung, während sie gleichzeitig einige Helfer aufforderte, eine der Hütten herzurichten, und ihm nebenbei weitere lächelnde Erwachsene vorstellte. Als er sie fragte, ob sie in Lochlans Abwesenheit zur Führerin erkoren worden war, lachte sie nur und meinte, sie sei noch dieselbe wie in der Zeit, als Lochlan bei ihnen lebte – einfach nur die Schamanin ihres Volkes.
    Cuchulainn erinnerte sich daran, wie erstaunt er an diesem ersten Tag gewesen war. Ihre Worte kamen für ihn vollkommen unerwartet. Schamanin? Wo waren die barbarischen hybriden Dämonen, die ihn misstrauisch beobachteten und scharf verurteilten?
    Die kleine Kyna stieß einen spitzen Schrei aus, und er zog sein Schwert. Bereit zum Kampf, folgte sein Blick dem ausgestreckten Zeigefinger des Mädchens, nur um zu entdecken, dass Fand endlich aus dem dichten Gebüsch kroch und auf ihn zukam. Er steckte die Waffe hastig wieder ein und kniete sich hin, um das nervöse Wolfsjunge zu beruhigen, während er die vielen Fragen beantwortete, die Kyna ihm stellte. Dabei spürte er Ciaras Augen auf sich gerichtet, und als er aufschaute, sah er, dass sie ihn wissend musterte.
    „Du hast hier keine Feinde, Cuchulainn, außer denen, die du in dir trägst“, sagte sie ruhig.
    Bevor er etwas erwidern konnte, öffnete sich der Himmel, und Schnee fiel in dicken, nassen Flocken auf die Erde.
    Einen Moment lang vergaß Kyna den Wolf und den großen Wallach und zupfte an seinem Umhang, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
    „Sieh mal, wie ich den Schnee mit der Zunge fangen kann!“
    Cuchulainn kniete neben Fand und sah zu, wie das kleine Mädchen die Arme ausbreitete und seine taubengrauen Flügel spreizte. Mit der Unschuld eines Kindes streckte sie die Zunge heraus und wirbelte und tanzte in dem Versuch herum, die flüchtigen Flocken zu erhaschen. Schnell gesellten sich Dutzende anderer Kinder zu ihr, und er war bald von der Freude und Begeisterung der Jugend umgeben. Einen unerwarteten Augenblick lang fühlte er, wie der erstickende Schmerz über Brennas Verlust sich verlagerte und fast erträglich wurde.
    Cuchulainn dachte, dass er sich für den Rest seines Lebens an diesen Moment erinnern würde. Auch wenn es ihm nicht bewusst war, an die Kinder zu denken vertrieb die Schwermut, die sich seit dem Unglück auf seinem Gesicht abzeichnete. Er sah beinahe wieder aus wie früher, wie der Cuchulainn, der immer schnell und fröhlich gelächelt und gelacht hatte, der voller
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