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Beruf - Herzensbrecher

Beruf - Herzensbrecher

Titel: Beruf - Herzensbrecher
Autoren: Aimee Carson
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ihm direkt hinterherzufliegen. Er hatte das Hotelzimmer galanterweise für sie noch eine Nacht verlängert – als ob sie gerne hierblieb und ihr Geld verspielte, wo sie doch schon ihr Herz an ihn verloren hatte.
    Das Hin und Her ihrer Gefühle hatte sie völlig erschöpft.
    Abby setzte sich neben Carly aufs Bett. „Sieh es mal so“, beruhigte diese ihre Freundin. „Als er gesehen hat, wie du mit seinem alten Kollegen gesprochen hast, ist er explodiert. Richtig? Das wäre nie passiert, wenn du ihm nicht ungeheuer wichtig wärst.“
    Wichtig. Er sagte, er liebte sie. Seit Jahren hatte sie sich gewünscht, diese Worte einmal von jemandem zu hören, den sie selbst auch liebte – doch sie hatte nie gedacht, dass dieser Augenblick so wehtun könnte.
    „Ich weiß ja nicht“, stöhnte Carly. Sie wusste wirklich gar nichts mehr.
    „Nun, weißt du …“ Der Zweifel in Abbys Stimme klang so gar nicht gut. „Er hat dem Typen eine geballert, um deine Ehre zu retten.“ Abbys Lächeln wirkte gekünstelt, und das tat Carly weh. „Das muss doch was bedeuten.“
    „Das bedeutet, dass er endlich tun konnte, was er sich schon viele Jahre lang gewünscht hat. Meine Ehrenrettung war nur die Ausrede dafür.“ Carly drehte sich auf den Bauch und vergrub ihr Gesicht unter ihren Armen. „Wenn man mal davon absieht, dass er mich nicht für ehrenwert hält.“
    „Du liebst ihn“, sagte Abby sanft.
    Nun fühlte sich Carly noch mieser.
    Carly hob den Kopf und sah zu Abby hoch. „Du hast selbst gesagt, solche Geschichten gehen nie gut.“
    „Aber manchmal tun sie es eben doch. Du musst nur daran glauben.“
    Mit enormem Kraftaufwand schob Carly all die Schmerzen beiseite und starrte ihre Freundin an. Sie war sich nicht sicher, was härter war: den typischen Pessimismus zu ertragen, wie immer – oder das neue, hoffnungsfrohe Grinsen im Gesicht ihrer Freundin zu sehen. „Seit wann glaubst du denn an die große Liebe?“
    Schuldig blickte sie Carly an. „Seit ich geheiratet habe.“
    Die Worte waberten in der Luft und erreichten Carly nur allmählich. Schließlich sprang sie auf und kniete sich aufs Bett: „Geheiratet?“
    „Pete und ich sind gestern in eine Kapelle gegangen“, sagte sie lächelnd. „Elvis hat uns getraut.“
    Carly blinzelte ihre Freundin an und versuchte, diese neue, unbekannte, fröhliche Abby mit ihrer pessimistischen Weltuntergangsfreundin in Einklang zu bringen. Die Freude für Abby und ihre Trauer überwältigten sie. „Ich freu mich so für dich“, schluchzte Carly und schloss Abby fest in die Arme.
    Abby erwiderte gerührt: „Bald bist du sicher auch dran.“
    Carly wollte ihrer Freundin nicht die Stimmung verderben, also sagte sie besser nichts. Außer Spott kam ihr nichts in den Sinn. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihrer Chefin die Wahrheit über Hunter sagen sollte, ohne den Job zu verlieren. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich mit ihrem Vater versöhnen sollte, vor allem nun, da sie wieder Mist verzapft hatte. Und sie hatte keinen blassen Schimmer, wie sie sich jemals von Hunter erholen könnte. Was für eine Katastrophe.
    Abby löste sich vorsichtig aus der Umarmung und sah sie an. „Was hast du vor?“
    Carly versuchte, eine Antwort zu finden. Weglaufen? Noch mal von vorne anfangen? Es klang verlockend, doch vor drei Jahren hatte es ihr schon nicht geholfen. Und jetzt wäre es auch nicht das Richtige.
    Sie blickte Abby so entschlossen an, wie es ging. „Ich muss zurück und reparieren, was ich reparieren kann.“ Sie atmete bebend aus. „Und ich fange bei meinem Vater an.“
    Carly fuhr die lange, von Eichen gesäumte Auffahrt zu dem Zuhause ihrer Jugend empor und wünschte sich irgendwie, diese Auffahrt würde nie enden, damit sie ihrem Vater nicht begegnen müsste. Bei dem schönen Wetter und diesem Lied im Radio konnte sie sich leicht einreden, dass alles gut war. Sie war auf dem richtigen Weg, aber Gott sei Dank weit genug weg von ihrem Vater.
    Netter Versuch, Carly.
    Sie war von der Heimreise erschöpft und vermisste Hunter mehr, als sie sich je hätte vorstellen können. Diesmal war der Jetlag nicht nach zwei Tagen vergessen. Doch auch hundert Jahre später hätte sie sich diesmal nicht besser gefühlt. Es war an der Zeit, mit ihrem Vater zu reden. Sie hatte nicht nur wieder großen Mist verzapft und würde vermutlich gefeuert werden – diesmal hatte sie es sich auch mit dem einzigen Mann, den sie je geliebt hatte, verscherzt. Sie hatte also nicht nur alte Fehler wiederholt,
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