Beruehmt und beruechtigt
ein Kribbeln lief ihr durch die Fingerspitzen in den Arm.
Easy starrte ihre Hand an. »Was machst du da?«
»Was?« Callie zog eilig die Hand zurück, und Easy schlenzte hinaus auf den Balkon, wo Jeremiah und Benny eine rauchten.
Callie spürte eine Hand auf der Hüfte. »Du siehst aus wie eine Göttin.« Sie wirbelte herum und ihr Haar flog Brandon in die Augen. Es schien ihm nichts auszumachen. In seiner italienischen Flanellhose von Theory und dem schwarzen Buttondown-Hemd von Hugo Boss mit ech ten Manschetten sah er genau wie immer aus – vornehm, attraktiv und so was von langweilig. »Wie Aphrodite. Die Göttin der Liebe.«
»Äh, danke.« Callie sah auf. Jemand hatte Tanzmusik eingestellt. Sie schenkte sich noch ein Glas Wein ein.
»Falls du hier die Nase voll hast, können wir uns in das Zimmer zurückziehen, das ich gebucht habe. Für uns beide.«
»Brandon.« Callie rieb sich mit den Fingerspitzen über das Gesicht und drohte, ihr Make-up zu verschmieren. Du liebe Güte, was bildete Brandon sich ein? Glaubte er wirklich, sie würde die Party verlassen, um mit ihm in sein leeres Zimmer zu gehen und zu kuscheln? Seit sie ihn letzte Woche geküsst hatte, benahm er sich, als seien sie wieder zusammen. Sie sah sich nach Easy um. »Das hier ist’ne Party. Benimm dich entsprechend.«
»Kannst du mir vorwerfen, dass ich allein mit dir sein will? Du siehst so umwerfend aus. Ich will einfach nur in deiner Nähe sein.« Na gut, das war ja ganz putzig. Callie war schon ein bisschen besänftigter, wenn auch nicht so sehr, um mit ihm zu verschwinden .
»Guter Versuch.« Callie tätschelte seine Wange. »Aber lass es sein.«
»Ihr zwei seht wie ein altes Ehepaar aus.« Alan St. Girard kam an und legte einen Arm um jeden von ihnen. Er spitzte die Lippen in Callies Richtung. »Bisschen Liebe für mich übrig?«
»Schätzchen …«, fing Brandon an.
Schätzchen? »Ich bin nicht dein Schätzchen, Brandon Buchanan.« Sie schwenkte ihr Weinglas in seine Richtung. »Ich bin für keinen das Schätzchen, verstanden?« Sie funkelte ihn an. Plötzlich war sie wütend, dass der Einzige, der sie liebte, der langweilige, vorhersagbare Brandon war. Ihm würde sie es zeigen. Sie war nämlich genau das Gegenteil von langweilig.
32 Eine Waverly-Eule lässt eine betrunkene Freundin nicht allein – besonders nicht mir ihrem Handy
»Findest du es nicht auch angenehm, wenn Tinsley und Callie nicht da sind? Ich spür schon, wie mein Blutdruck auf Normalniveau sinkt.« Brett streckte ihre langen Beine über die Armlehne des Sofas im oberen Gemeinschaftsraum von Dumbarton. Nachdem alle Mädchen der Café Society für einen Abend aus dem Haus waren, wirkte das Wohnhaus viel ruhiger. Brett trug ein lindgrünes Kapuzenshirt und eine schwarze Hose mit weiten Beinen. Auf dem Schoß hatte sie eine Schüssel mit buttrigem Popcorn, das frisch gemacht und leicht angebrannt war.
Jenny öffnete eines der Dachfenster und wedelte den Geruch nach Verbranntem hinaus. »Ich weiß, was du meinst.« Sie sog die kalte Nachtluft ein, bis es ihr in der Lunge kribbelte. »Die beiden – die lassen mich manchmal vergessen, wie gut es mir hier gefällt.«
»Genau. Zum Beispiel der Abend heute – als wir über den Innenhof geschlendert sind und raufgeguckt haben und die ganzen Sterne gesehen haben. In New Jersey sieht der Himmel nie so aus.« Brett zog die Flasche Stoli-Wodka, die schon halb leer war, aus ihrer roten Ledertasche von Sigerson Morrison und goss davon in ihren Becher mit Preiselbeersaft. »Nachschub?«
»Danke.« Jenny reicht ihr den Becher. Brett war aus New Jersey? Hatte sie nicht den Eindruck vermittelt, sie wäre aus East Hampton oder sogar aus Neuschottland? »Mir gefällt es hier wirklich. Ich fühl mich so – ich weiß auch nicht – so gesund.« Das klang lahm, aber es stimmte nun mal. Waverly mit seinen gepflegten Sportfeldern und gut ausgestatteten Bibliotheken und Ateliers, mit der blaublütigen Schülerschaft mit ihren perfekten Patriziernasen und Kaschmir-Twinsets – das erschien ihr seltsamerweise wie das Paradies auf Erden. Und obwohl sie sich ab und zu etwas unbehaglich fühlte, hatte sie gleichzeitig das Gefühl, hierher zu gehören.
Brett grinste. »Genau, das liegt wahrscheinlich an dem ganzen Saufen und Pot rauchen und dem Sex hier, dass du das meinst.« Sie zog eine Strähne ihres feuerroten Haars vor die Augen und untersuchte die Spitzen mit geübtem Blick nach Haarspliss. »Aber ich weiß schon. Mir gefällt es
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