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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection
Autoren: Uwe Klausner
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sein!«, entrüstete sich Rohde und strafte den Kastellan mit einem missbilligenden Blick. »Denken Sie nur an unsere Ausstellung. Halb Königsberg war damals auf den Beinen.« Der Direktor geriet ins Schwärmen. »Das achte Weltwunder, für immer in unserem Schloss. Zurückgekehrt nach Ostpreußen, von dessen Küste sein unvergleichlicher Werkstoff stammt. Seien wir ehrlich, mein Lieber: Kann es einen würdigeren Aufbewahrungsort für das Bernsteinzimmer geben?«
    »Wenn Sie mich so fragen – ja.«
    Rohde machte ein verdutztes Gesicht. »Merkwürdige Auffassung«, bemängelte er pikiert. »Und ausgesprochen unpatriotisch.«
    »Unter uns, Herr Direktor –«, gab der Verwalter betont sachlich zurück, »sind Sie nicht auch der Meinung, dass es sich bei der Überführung des Bernsteinzimmers von Puschkin hierher nach Königsberg um einen besonders dreisten Fall von …«
    »… Kunstraub gehandelt hat?«, vollendete Rohde und sah sein Gegenüber über den Rand seiner Brillengläser hinweg an. »Alles, was recht ist, Herr Schlossverwalter: An anderer Stelle würden Sie mit einer derartigen Einstellung ganz erhebliche Schwierigkeiten bekommen.«
    »Na, und wenn schon!«, tat der Kastellan die Bemerkung Rohdes mit einem Achselzucken ab. »Der Krieg ist ja wohl verloren. Bitte nehmen Sie es mir nicht krumm, Herr Direktor, aber von dem Tag an, als wir uns mit dem Iwan angelegt haben, war unser Schicksal besiegelt.« Der Bewacher des Bernsteinzimmers dämpfte den Ton und sagte: »Manchmal denke ich, auf dem Zimmer liegt ein Fluch.«
    »Ein Fluch? Jetzt übertreiben Sie aber, Friedrich.«
    Der Kastellan ließ sich nicht beirren. »Oder wollen Sie etwa behaupten, es habe den Russen und uns Glück gebracht?«
    Eine Spur nachdenklicher gestimmt, wechselte Rohde lieber das Thema. »Sei’s drum«, lenkte er rasch ein, ließ seinen Gesprächspartner einfach stehen und steuerte auf den Südflügel zu, »wir werden nicht umhinkommen, uns für die Zukunft etwas einfallen zu lassen.«
    Der Verwalter, dem das Wort ›Zukunft‹ unter den obwaltenden Umständen wie blanker Hohn vorkam, machte kehrt und folgte Rohde auf dem Fuße. »Und wie meinen Sie das?«
    »So, wie ich es sage.« Am Eingang zum Südflügel angelangt, warf Rohde einen Blick über die rechte Schulter und sah den Ostpreußen, der ihm von jeher nicht ganz geheuer gewesen war, wie einen begriffsstutzigen Pennäler an. Er wirkte entschlossen, keinesfalls bereit, vor den Wechselfällen des Schicksals zu kapitulieren. »Im Klartext: wir müssen unser Kleinod in Sicherheit bringen. Unverzüglich!«

6
     
    Berlin-Kreuzberg, Yorckstraße | ›Bei Lola‹, 20.30 h
     
    »Von wegen Beförderung!«, grummelte Tom Sydow, öffnete den Hemdkragen und spülte seine schlechte Laune mit einem Doppelten Marke Beefeater hinunter. »Kommt mir nicht in die Tüte.« Wie um sie noch zu steigern, spielte die Wurlitzerjukebox neben dem Tresen gerade die ersten Takte von ›Pack die Badehose ein‹. Sydow gab einen lauten Stoßseufzer von sich. Little Conny, auch das noch. Grund genug, sich gleich den nächsten Doppelten zu genehmigen.
    Die dralle Blondine an seiner Seite, bei ihren Freiern unter dem Spitznamen Schampus-Lili bekannt, stellte ihr Glas ab und himmelte den 40-jährigen Beamten der Kripo Berlin wie einen Filmstar an. »Leitender Kriminalhauptkommissar«, gurrte sie mit unüberhörbarem Lispeln, eine Art Markenzeichen von ihr. »Und was soll daran so schlimm sein?«
    Auf dem besten Weg, sich aus purer Verzweiflung eine ganze Flasche zu bestellen, ließ der hoch aufgeschossene Kripo-Beamte mit der rotblonden Mähne von seinem Vorhaben ab und hangelte eine Schachtel Lucky Strike aus seinem Jackett. Als Kavalier der alten Schule, die zuweilen die Oberhand in ihm gewann, bot er sie zuerst seiner Nachbarin an.
    »Wenn du meinst, Lili.«
    Die mit Stöckelschuhen, Netzstrümpfen und Häschenkostüm bekleidete Animierdame ließ sich nicht zweimal bitten. »Spendierst du mir noch einen Chardonnay, Tommy-Schatz?«, hauchte Kreuzbergs Antwort auf Marilyn Monroe, wobei ihr Lispeln bei der Erwähnung ihres Lieblingsgetränks besonders prononciert ausfiel. So deutlich, dass Sydow instinktiv sein Gin-Glas abschirmte. »Wo du doch bald einer von den Oberen Zehntausend sein wirst.«
    »Noch ein Wort, Lili, und du kannst dir ’nen anderen Kavalier suchen«, drohte Sydow mit erhobenem Zeigefinger und steckte sich eine an. »Willst du das etwa riskieren?«
    »Wo denkste hin, Süßer«, lenkte
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