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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr
Autoren: Ulrich Ritzel
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wenig zu schummrig, und sie ärgert sich, weil sie nicht darauf bestanden hat, sich einen Tee bringen zu lassen. Eine Pianistin, von der sie nur die Wespentaille und den hübschen Po sieht, spielt Medleys, gerade eben glaubt sie Anklänge an den Basin Street Blues zu hören.
    »Stefan nimmt Mitglieder auf?«, fragt sie zurück und setzt sich so aufrecht hin, wie das in einem Clubsessel möglich ist. »Eine Partei will er – oder wollen Sie – aber nicht gründen? Ich fürchte, er käme mir ein wenig komisch dabei vor.«
    »Um Gottes willen!«, ruft Stukkart aus. »Wir doch nicht! Eine schnuckelige kleine Bürgerinitiative soll da auf die Beine gestellt werden, eine, die mal anders gestrickt ist. Keine, die was verhindert, sondern eine, die was tut. Die diesen verschnarchten Senat und seine verfilzte Bürokratie aufrüttelt und vernehmlich Guten Morgen! brüllt und Fenster aufreißt, damit endlich einmal frischer Wind durch die Amtsstuben fährt …« Er hält inne, legt den Kopf ein wenig schief, um dann nur noch ein zögerliches »Aber …« nachzuschieben.
    »Was aber?«, fragt Karen.
    »Ich fürchte …« Wieder bricht er ab. Schließlich fährt er fort: »Ich habe mir vorhin erlaubt, Sie zu beobachten. Wie Sie die Zuhörer betrachtet haben. Sie haben es ja bemerkt. Und jetzt glaube ich nicht, dass Sie glauben, mit solchen Leuten könne man diese Stadt aufmischen. An Ihrer Nasenspitze sehe ich Ihnen das an.«
    »Ich bin weit davon entfernt, mir ein solches Urteil zu erlauben«, lügt Karen.
    »Das ist nicht nett«, klagt Stukkart: »Einem alten Mann was vormachen zu wollen. Auf jeden Fall sind Sie nicht im Recht – es ist ja gerade der Witz dabei, dass sich hier einmal diejenigen zu Wort melden, von denen man sonst nichts sieht und nichts hört.«
    »Über Frau Wohlfrom-Kühn bekommen wir aber neuerdings sehr viel zu lesen. Welche Rolle haben Sie ihr eigentlich zugedacht?«
    »Liebe gnädige Frau«, sagt Stukkart und macht Anstalten, ihr eine schwere fleischige Hand auf den Arm zu legen, lässt es dann aber doch bleiben, »das sind jetzt – bitte sehr – gleich zwei falsche Töne in einem Satz. Ich habe in dieser Sache überhaupt niemandem etwas zugedacht oder zuzudenken, bei weitem nicht, ich bin zwar ein zahlendes, sonst aber ein entschlossen schweigendes Mitglied in unserem Freundeskreis, Stefan wird Ihnen das bestätigen! Und die Dame Wohlfrom-Kühn sieht mir so aus und hört sich so an, als suche sie sich ihre Rollen ganz alleine aus … Da wir gerade bei diesem Thema sind – werden Sie über diesen Abend berichten?«
    »Nachdem Stefan einer der Veranstalter war, wäre das kaum korrekt.«
    Stukkart runzelt die Stirn. »Sind die Medien so pingelig geworden? Das wäre mir neu.«
    »Sollten wir nicht alle ein bisschen pingeliger werden?«, fragt Karen zurück. »Oder habe ich die Frau Staatsanwältin da falsch verstanden?«
    Stukkart wird einer Antwort enthoben, denn Karens Handy meldet sich. Sie bittet um Entschuldigung und meldet sich, als sie den Anruf annimmt, mit einem leisen »Ja?« Es ist Stefan, es sind noch ein paar organisatorische Vorbereitungen zu erledigen – »wegen der Steuerbescheinigung für die Spenden, weißt du!« –, es könne noch ein knappe halbe Stunde dauern.
    »Kein Problem«, sagt Karen, »wir unterhalten uns hier sehr gut!« Sie beendet das Gespräch und lächelt – noch einmal entschuldigend – Stukkart zu. Auf dem kleinen Konzertpodium hat eine große schlanke Frau mit kahlgeschorenem Schädel neben dem Flügel Stellung bezogen, ein Mikrofon in der Hand.
    D er Waldparkplatz ist verlassen, nirgends ein anderes Auto, nur der Opel, dessen Innenbeleuchtung eingeschaltet ist. Harlass wägt die 446 Viking in seiner Hand, den Finger am Abzug, das Ding gibt ihm ein verdammt gutes Gefühl.
    »Du kommst damit klar?« Die Stimme aus dem Fond. Die vom Chef. Vom Chef von was auch immer. Der einfach dahinten hockt und den Harlass gar nicht richtig sehen kann.
    »Ich denk schon.«
    »Schön. Das Problem ist nur – wir wissen nicht, ob wir mit dir klarkommen.«
    »Sie meinen, mit dem Geld … Wenn Sie die 300 als Anzahlung nehmen …«
    »Versuch nicht, mit uns zu handeln. Das Problem ist nicht das Geld, sondern das bist du.«
    »Ich versteh Sie nicht.«
    »Wir haben nämlich keine Lust, diese Knarre einem Idioten zu geben. Einem, der damit nur Scheiße baut. Kannst du mir folgen?«
    Harlass weiß nicht, was er antworten soll, also hält er das Maul.
    »Dass du diesen Rebbe umlegen
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