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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr
Autoren: Ulrich Ritzel
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zwei oder drei andere Dinge im Leben.«
    »Ah ja? Und was könnte das sein? Liebe Glaube Hoffnung – so etwas in der Art?«
    Karen zuckt die Achseln. »Ekel«, sagt sie dann und dreht sich um. »Ekel ist eines davon … Aber jetzt müssen Sie mich entschuldigen, ich sehe Stefan …«
    Ein Schatten tritt aus dem Dunkel, der Schatten eines großen, ein wenig schlaksigen Mannes, dessen Gesicht seltsam blass und scharf konturiert aussieht. »Wir müssen sehr um Entschuldigung bitten, dass wir so spät sind«, sagt Stefan Andermatt und macht einen Schritt zur Seite, um Dagmar Wohlfrom-Kühn den Vortritt zu lassen und ihr den Mantel abzunehmen. Karen registriert, dass es sich um einen schwarzen Pelzmantel handelt, dann wird sie aber auch schon von der Staatsanwältin in Beschlag genommen.
    »Ich finde es ganz reizend, dass wir uns noch ein wenig näher kennenlernen … nein danke, Carsten, keinen Sekt, kannst du mir einen Fencheltee besorgen? Kamille geht auch.«
    D er Jaguar gleitet über die Stadtautobahn, Stefan hat sich im Sitz zurückgelehnt und döst oder schläft vielleicht sogar richtig, sie kann das nie genau unterscheiden, so gut kennt sie ihn noch nicht. Es ist Mitternacht vorbei, aber sie haben beide nicht viel getrunken, er ein wenig mehr als sie. Im Autoradio läuft – sehr leise – ein Klavierkonzert, aber dann unterbricht der Verkehrsfunk, irgendwo liegen Reifenteile herum.
    Aber dann hat Stefan schon auf die Aus-Taste gedrückt. »Du musst entschuldigen«, sagt er, »aber genug ist genug. Ich mag jetzt nur noch deine Stimme hören.«
    »Ich fahre«, kommt es von Karen, »für Unterhaltung muss der Beifahrer sorgen.«
    »Weiß nichts. Bin langweilig.«
    »Warum hast du mich heute Abend eigentlich mitgeschleppt?«
    »Dich kann man vorzeigen.«
    »Und Stukkart seine nicht?«
    »Die sitzt in einem oberbayerischen Chalet mit Alpensicht und hasst Berlin …« Stefan gähnt, und dann muss er lachen. »Deshalb ist Carsten so dahinterher, dass ihn die Zentrale nicht nach München abkommandiert. Hast du dich eigentlich gut mit ihm unterhalten?«
    »Weiß nicht. Ich fürchte, ich bin nicht sehr gut darin, Chefs zu unterhalten. Vielleicht wirst du jetzt wegen mir nach Sibirien geschickt.«
    »Macht nichts. Dann kauf ich dir eine Zobelmütze.« Wieder muss Stefan gähnen.
    »Ich mag es nicht«, wendet Karen ein, »dass man Tiere häutet … Apropos! Diese Staatsanwältin mit dem Pelzmantel – was habt Ihr mit der eigentlich vor?«
    Wieder muss Stefan gähnen. »Nichts. Wir doch nicht. Wir geben jemandem eine Gelegenheit. Eine Gelegenheit, sich vorzustellen. Dass er oder sie sagen kann, was Sache ist. Moment, da könnten gerade Nachrichten kommen …« Er schaltet das Autoradio ein.
    »… des Großflughafens erklärte der Finanzsenator, die möglicherweise anfallenden Mehrkosten stellten in keiner Weise ein Problem dar, da sie durch die zu erwartenden höheren Steuereinnahmen aufgefangen würden … Berlin. Die Entscheidung des Berliner Landesverbandes der Staatspartei, über ihren Kandidaten für das Amt des Regierenden Bürgermeisters in einer auch für Nichtmitglieder offenen Urabstimmung entscheiden zu lassen, schlägt weiter Wellen. So hat der Fraktionsvorsitzende der Staatspartei im Abgeordnetenhaus, Krotowski, gestern Abend eine eigene Bewerbung ausgeschlossen und sich dafür ausgesprochen, auch parteiungebundene Persönlichkeiten in die engere Wahl zu ziehen …«
    »Na also«, sagt Stefan und schaltet das Autoradio wieder aus.
    »Was heißt das: na also?«, fragt Karen.
    »Du wolltest doch wissen, was wir mit der Staatsanwältin vorhaben?«, kommt die Gegenfrage. »Genau das ist es. Wir wollen sie als Regierende Bürgermeisterin.«
    »Heißt das, wir sind bei der Staatspartei gelandet? Mein Lieber, das kostet aber nun wirklich was!«
    »Mach einen Vorschlag.«
    »Muss ich mir noch überlegen. Erst mal will ich ins Theater, die Amphitryon-Collage angucken. Wegen deinem blöden Termin neulich, in Zürich oder Bern oder wo das war, haben wir die Premiere verpasst.«
    »Geht Montag?«
    »Montag ist okay. Wenn es da auf dem Spielplan steht.«

Freitag

S ie haben auch Fotos?«, fragt der Feuilletonredakteur Siegmar Pfauth und sieht sich auf seinem von Papierstapeln übersäten Schreibtisch um, »ach ja, hier! Eine holzgeschnitzte Maske, Polynesien oder doch Afrika, wie? Macht sich gut, ja doch, vor allem dieses Muster oder was es auch immer ist …«
    »Kein Muster«, stellt Karen klar. »Diese Maske war
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