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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr
Autoren: Ulrich Ritzel
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Störung zu entschuldigen. »Erreiche ich bei Ihnen Herrn Kriminalhauptkommissar Keith – Wolfgang Keith?« Sie hätte eine wichtige Nachricht für ihn.
    »Ja, also«, sagt die Stimme am anderen Ende der Verbindung, »sind Sie eine Kollegin von ihm?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fährt die Stimme fort. »Er war hier, das ist richtig, und er ist mit Paul … mit Herrn Hintze ist er spazieren gegangen, also werden sie irgendwo ein Bier trinken. Haben Sie es schon auf dem Handy versucht?«
    Ja, antwortet Lena Quist, das sei aber auf den Anrufbeantworter geschaltet.
    »Da sehen Sie es«, meint die Adameit, »Paul hat seines erst gar nicht mitgenommen. Typisch Mann. Von Zeit zu Zeit wollen sie von der Leine gelassen werden.«
    Lena Quist versucht ein Lachen, dann bittet sie noch einmal, die Störung zu entschuldigen, und legt auf. Sie schlägt im Telefonbuch nach und findet unter mehreren Teilnehmern mit dem Nachnamen Adameit auch den Anschluss Adameit-Hintze und dazu die Nummer, die sie gerade angerufen hat, als Adresse ist die Mittelstraße in Steglitz angegeben.
    L ena Quist ist einmal um den Block herumgefahren, dann hat sie auch schon die schwarze VW -Limousine entdeckt, und sie hält kurz. Der Wagen ist korrekt geparkt, die Parkscheibe ist auf 14 Uhr eingestellt, jetzt ist es kurz nach 15.20 Uhr. Für einen Augenblick empfindet sie fast so etwas wie Triumph – sie hat den Wagen dort entdeckt, wo sie ihn gesucht hat.
    Einige Meter entfernt ist ein zweiter Parkplatz frei, aber sie fährt einen Block weiter. Warum tut sie das? Sie weiß es selbst nicht. Sie will Wolfgang Keith nicht nachspionieren, um Gottes willen nicht! Jedenfalls soll er es nicht merken.
    Schließlich findet sie einen Platz, nur noch einen Block vom Stadtpark Steglitz entfernt, und stellt den Wagen ab. Sie überlegt, noch einmal diese Frau Adameit anzurufen, und verwirft den Gedanken gleich wieder. Es wäre zu aufdringlich. Ob die beiden Männer nun wirklich einen Spaziergang machen oder nur irgendwo einkehren – sie werden jetzt so oder so noch nicht zurück sein. Sie verlässt den Wagen und schlägt den Weg zum Stadtpark ein. Dazu muss sie in eine Allee abbiegen, bleibt aber an der Einmündung erst einmal stehen und vergewissert sich, dass Wolfgang Keith ihr nicht entgegenkommt. Nach wenigen hundert Metern erreicht sie den Eingang zum Stadtpark, ja doch, jede Menge Leute gehen dort spazieren, aber was zum Teufel hat sie hier verloren? Es will ihr keine Antwort einfallen, und so wendet sie sich ohne weitere Überlegung nach rechts, zu einem der baumbestandenen Seen dieses Parks, einzelne Bäume tragen noch Herbstlaub, andere sind schon kahl.
    Es ist kühl, sie hat den Kragen ihres Parkas hochgeschlagen, aber die Wolken lassen immer wieder Platz für ein Stück blauen Himmels. Frauen schieben Kinderwägen, Halbwüchsige albern herum und tun so, als wüssten sie bereits, dass sie keine Kinder mehr sind. Zwei Männer, die ins Gespräch vertieft sind, würden ihr eher auffallen als sie ihnen, so denkt sie, und mit einem Schritt wäre sie hinter den Bäumen oder in einem Seitenweg … Aber es kommen ihr keine zwei Männer entgegen, ins Gespräch vertieft, und sie beginnt, schneller und unbefangener zu gehen. Der Weg führt um den See herum, ihr gefällt der Ausblick auf die Wasserfläche und gibt ihr gleichzeitig einen Stich: So still und schön kann die Welt sein, denkt sie, ganz unbekümmert von dem, was einen einzelnen Menschen quält und umtreibt!
    Ein Kinderspielplatz, ein bisschen viel Geschrei, so kommt es ihr vor, und in derselben Sekunde ermahnt sie sich: Warum sollen die Rangen nicht Krach machen dürfen, bloß weil dir die Übelkrähe auf der Schulter sitzt! Ein Restaurant kommt in Sicht, ach ja, das Bier, von dem Conny Adameit gesprochen hat. Aber als sie näher kommt, beschleichen sie doch Zweifel. Das hier ist ein Restaurant oder auch ein Tagescafé, draußen weht eine Schweizer Fahne, warum auch immer, wenn sie mit Wolfgang ausgeht, dann zieht es ihn in eine Berliner Eckkneipe. Sie zuckt mit den Schultern, einen Blick kann sie hineinwerfen, sie öffnet die Tür, das Restaurant ist gut besucht, der Lärmpegel ist hoch, dass zwei Männer hier beim Bier zusammensitzen und ein Gespräch führen, erscheint nicht sehr wahrscheinlich. Sie geht an den Tischreihen entlang, was wird sie tun, wenn Keith tatsächlich hier irgendwo sitzt und aufschaut und sie nicht mehr ausweichen kann?
    Dann wird sie sich zu ihm hinsetzen und sagen, das ist gut,
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