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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr
Autoren: Ulrich Ritzel
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Verschwörungstheoretiker von links bis rechts werden sich damit nicht zufriedengeben. Ein Glück nur, dass die energische Staatsanwältin Dagmar Wohlfrom-Kühn die Zügel wieder in die Hand genommen hat …«
    Verschwörungstheoretiker! Vergnügt spült Jörgass den letzten Bissen mit einem Schluck Cola hinunter, nimmt eine Schere aus seiner Schublade, schneidet den Kommentar aus, markiert den Satz über die Verschwörungstheoretiker rot und steckt den Ausschnitt in einen Umschlag der Hauspost. Den Umschlag adressiert er an Wolfgang Keith.
    »Mahlzeit!« Die Tür hat sich geöffnet, und Lena Quist steht im Zimmer. »Weißt du, wo Keith steckt?«
    Jörgass hebt kurz beide Hände, die Handflächen nach außen gekehrt. »Der war kurz hier, jetzt wird er bei der Staatsanwältin sein … Hat das Lena-Kätzchen wieder ein Mäuschen gefangen und muss es ihm zeigen?«
    »Was will er bei der?«
    »Was wird er bei ihr wollen! Einen Hausdurchsuchungsbefehl. Er will diesem Verrückten in Crammenow die Hütte auf den Kopf stellen. Das gibt bloß Ärger, ich schwör es dir.«
    »Warum Ärger?«
    »Weil es als Retourkutsche ausgelegt werden wird«, erklärt Jörgass. »Als Retourkutsche dafür, dass dieser Anwalt die Pistolen nicht herausrückt. Wahrscheinlich wartet der Kerl nur darauf, dass er uns noch mal vorführen kann. Aber …« Jörgass legt den Kopf schief. »… du kennst ja unseren Chef. Ich hatte diesen einen braunen Jüngling gerade so mürbe gemacht, dass er am Auspacken war – da kam Keith reingeplatzt, reißt das Gespräch an sich und merkt nicht einmal, wie der Jüngling plötzlich wieder blockt.«
    »Und was hätte er auszupacken gehabt?«
    Jörgass zuckt mit den Schultern. »Er hat ja nicht. Dies und das hätte es schon sein können … Moment!« Er zeigt mit der Hand auf Lena Quist. »Das warst doch mal wieder du, die herausgefunden hat, dass Harlass in Crammenow sein könnte, nicht wahr? Und stell dir vor – auch dieser Patzert und sein brauner Jünger hatten diese Eingebung. Meinst du nicht, wir sollten uns für das Vöglein interessieren, das ihnen das gepfiffen hat? Aber nein, unser großer Chef hat diesmal die ganz große Verschwörungstheorie ausgegraben. Was guckst du so?«
    »Ach nichts!«, sagt Lena Quist und wendet sich wieder zum Gehen, »mir ist nur eingefallen … Ich muss noch mal weg.«
    Jörgass blickt zur Tür, die hinter Lena Quist zufällt, tippt sich an den Kopf und klopft das harte Ei auf, das neben der zweiten Stulle liegt. Aber wieder einmal hat seine Frau das Ei nicht richtig abgeschreckt, das kann er nun schon gar nicht haben, wenn sich die Schale nicht glatt und sauber abpulen lässt.
    D as kleine weiße Auto stößt auf den markierten Parkplatz zurück, Lena Quist steigt aus, läuft zur Haustür und drückt das Klingelsignal: zweimal kurz, einmal lang. Auf eine Antwort wartet sie gar nicht, sondern schließt mit ihrem Schlüssel auf, das Klingelsignal ist nur eine Ankündigung, Wolfgang mag es nicht, wenn er überfallen wird. Dabei ist es inzwischen ja eigentlich auch ihre Wohnung.
    Er empfängt sie auch nicht an der Wohnungstür. Wieder schließt sie auf: »Wolfgang?« Keine Antwort. Kann es sein, dass er noch bei der Staatsanwältin ist? Irgendwo in ihrem Kopf macht sich ein seltsam unbestimmter Verdacht breit. Etwas ist nicht in Ordnung, denkt sie. Die Staatsanwältin kann ihn vielleicht anhören. Aber sie kann es doch gar nicht zulassen, dass er sich wieder in die Ermittlungen einschaltet. Dass du nicht in eigener Sache ermitteln darfst, das gehört zu den ersten Dingen, die man auf der Polizeischule eingetrichtert bekommt.
    Dabei ist das noch nicht alles. Nur will sie über das andere nicht nachdenken. Sie wirft einen Blick in sein Zimmer, es ist leer, ebenso das Schlafzimmer. Sie setzt sich auf die Couch im Wohnzimmer und versucht nachzudenken. Schließlich nimmt sie ihr Handy und gibt die erste Kurzwahl ein, die sie gespeichert hat. Aber es meldet sich nur der Anrufbeantworter.
    Ihr Blick fällt auf das Telefon, sie zögert kurz, dann nimmt sie den Hörer und ruft auf dem Display die Liste der Anrufe auf. Es erscheint eine Nummer, die sie nicht kennt, sie lässt den Hörer sinken, was sie da vorhat, geht eigentlich nicht, bei keinem Mann und erst recht nicht bei einem so misstrauischen … Entschlossen ruft sie die fremde Nummer auf, das Anrufsignal ertönt zwei- oder dreimal, dann meldet sich eine Frauenstimme:
    »Adameit.«
    Lena Quist nennt ihren Namen und bittet die
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