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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr
Autoren: Ulrich Ritzel
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Das alles kann ich gut verstehen.«
    »Was soll dann das Gerede?«, fragt Hintze.
    »Weil die Geschichte ja weiterging«, antwortet Berndorf. »Irgendwer von Ihnen hatte dann die Idee, den Drahtzieher des Systems, also Giselher Marcks, so zurichten zu lassen, wie das sonst nur die Mafia tut, die mit einem Geschäftspartner unzufrieden ist. Das hätte zwingend zur Folge gehabt, dass die Staatsanwaltschaft und deren Fachleute für Organisierte Kriminalität die Geschäfte und Kontakte des Giselher Marcks hätten unter die Lupe nehmen müssen, und es wäre vielleicht doch noch all denen an den Kragen gegangen, die das Baugeschäft Hintze in den Ruin getrieben haben …«
    »Lassen Sie mich da raus«, sagt Hintze und muss sich schon wieder räuspern.
    »Kein schlechter Plan, muss ich sagen«, fährt Berndorf fort. »Überhaupt haben Sie Ihre Partie nicht schlecht gespielt, Kollege Keith, nur war sie von dem Augenblick an nicht mehr zu gewinnen, als Harlass durchgedreht ist und den Giselher Marcks erschossen hat … Ins Knie hätte er ihn schießen sollen, ich bin sicher, Sie haben ihm das eingeschärft …«
    »Hören Sie auf«, sagt Hintze. »Erzählen Sie das …« Unvermittelt bricht er ab.
    »Ja?«, hakt Berndorf nach, »wem soll ich es erzählen? Der Polizei? Die sitzt doch hier. Und zwar nicht in der Person des Wachtmeisters Rumpelpumpel, sondern in der Person eines leibhaftigen Kriminalhauptkommissars, Leiter einer Mordkommission beim Landeskriminalamt, kompetenter geht es nicht, der gesamte Polizeiapparat steht zur Verfügung, zur Not greift man selbst zur Waffe oder setzt noch ganz andere Leute ein, Leute, die man vielleicht aus der Freiwilligen Polizeireserve Berlin kennt und die dann auch gerne bereit sind, in die Pampa nach Crammenow zu fahren und dort einen kleinen Job zu erledigen … Aber nicht einmal das hat geklappt, Kollege Keith, kapieren Sie endlich, dass Sie die Sache in den Sand gesetzt haben.«
    »Das ist alles haltloses Gerede«, unterbricht ihn Keith, »es gibt in dieser Sache nur noch wenige offene Fragen, und eine davon ist, was Sie eigentlich mit dieser ganzen Geschichte zu schaffen haben und was Sie mit dem Mörder Lutz Harlass verbindet, dem Sie ja bis vor die Intensivstation nachgelaufen sind …«
    »Ich habe aber auch eine Frage«, sagt eine Stimme im Hintergrund. Keith blickt auf, neben der Bank steht die Kriminalbeamtin Lena Quist, mit blassem Gesicht und einem harten Zug um den Mund. »Patzert und der andere Neonazi haben am Mittwoch in Crammenow nach Harlass gesucht. Woher wussten die, dass er dort sein könnte?«
    »Ach Lena-Kätzchen!«, antwortet Keith müde, »die wussten oder hatten den Verdacht, dass Harlass von diesem Trotzkisten ferngesteuert ist, von diesem Finklin. Dass das kein so besonders harmloser Vogel ist, das wusste bereits die Stasi, und wenn wir jetzt ohnedies beim Spekulieren sind, dann würde es mich nicht wundern, wenn inzwischen auch Stasi-Leute bei den braunen Kameradschaften angeheuert haben …«
    »Woher wussten die beiden«, beharrt Lena Quist, »dass Harlass in Crammenow sein könnte? Und ist es wahr, dass du diese Adresse dort schon die ganze Zeit gekannt hast?«
    »Lena-Schatz, ich bin müde und hungrig, und der Arm tut mir weh«, sagt Keith, »geh nach Hause und mach ein Abendbrot.«
    »Als ich herausgefunden habe«, sagt Lena Quist und beugt sich zu Keith und versucht, ihm in die Augen zu sehen, »als ich herausgefunden habe, dass Harlass möglicherweise nach Crammenow gefahren ist – da hast du gewusst, für dich hast du es gewusst, dass er auch wirklich dort ist, und du hast gewusst, zu wem er dort will … Und jetzt sag mir wenigstens das eine, ob du diese Leute, diesen Patzert und diesen Kappolt, dorthin geschickt hast, ja oder nein?«
    Berndorf ist aufgestanden, wendet sich nach hinten und gibt ein Zeichen. Unter den Bäumen kommt Conny Adameit hervor und geht zu Paul Hintze und redet mit leiser Stimme auf ihn ein. Auch Keith steht auf und geht blicklos an Lena Quist vorbei in Richtung des Teichs. Dort bleibt er für einen Augenblick stehen und streckt sich, als sei er zu lange auf der Bank gesessen.
    »Eine Antwort«, bittet Lena Quist. »Eine einzige ernsthafte ehrliche Antwort. Bitte!«
    Keith greift in seinen Hosenbund, aber dann ist auch schon eine dunkle schlanke schattenhafte Gestalt bei ihm, packt mit der einen Hand sein Handgelenk und entwindet ihm mit der anderen die kleine handliche Pistole, die er aus dem Hosenbund gezogen hat, und
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