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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr
Autoren: Ulrich Ritzel
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gibt sie an Berndorf weiter.
    »Danke«, sagt Berndorf und nimmt sie mit spitzen Fingern, »in dieser Geschichte gibt es einfach zu viel von diesen blöden Dingern …« Er blickt auf, Keith steht noch immer am Rand des Sees, dann dreht er sich um und hält die rechte Hand hoch und bewegt die Finger, offenbar muss der Griff schmerzhaft gewesen sein, mit dem ihm Tamar Wegenast die Pistole abgenommen hat. Er schaut zu Lena Quist und versucht ein schiefes Lächeln, sein Gesicht ist bleich und plötzlich schweißbedeckt, er macht einen schwankenden Schritt auf die Quist zu und wird von ihr und Tamar gerade noch aufgefangen, bevor er umkippt.
    »Es geht schon«, sagt er, als er auf der Parkbank in Seitenlage liegt, »der Arzt war ganz zufrieden, heute Morgen, meine ich … Keinen Krankenwagen, bitte, ich bin gleich wieder …« Aber Lena Quist ist schon dabei, dem Roten Kreuz die Wegbeschreibung durchzugeben.
    »Es ist meine Schuld«, sagt plötzlich Paul Hintze, der neben Conny Adameit steht wie ein zu groß geratener, zu alt gewordener Schuljunge. »Dieser verdammte Neubau …«
    »Das ist nicht wahr«, unterbricht ihn die Adameit.
    »Wohl ist es meine Schuld. Aber was hätte ich machen sollen? Immer wieder sind welche eingebrochen und haben dort übernachtet und was weiß ich welche Sauereien getrieben und den Estrich ruiniert …«
    »Kommen Sie!« Berndorf nimmt ihn am Arm und dirigiert ihn einige Schritte zur Seite, bis sie außer Hörweite des Mannes sind, der auf der Bank liegt. Conny Adameit folgt ihnen und lässt Berndorf nicht aus den Augen.
    »Zwanzig Jahre ist das her«, fährt Paul Hintze fort, »aber ich weiß noch, wie ich den Jonas gefragt habe, ob er da nicht mal eine Streife vorbeischicken kann, aber die richtige Polizei hat dafür keine Leute übrig. Deshalb hat er den Keith gefragt, und der hat dann die beiden Hilfssheriffs geschickt …«
    »Und denen ist die Sache außer Kontrolle geraten?«
    »Eine Schwuchtel war das«, sagt Hintze, und hebt abwehrend die Hand, als Conny Adameit ihm ins Wort fällt und meint, er soll nicht so reden. »Doch«, beharrt er, »eine Schwuchtel, ich hab den Kerl doch gesehen, da unten auf dem Estrich … Das sieht nicht schön aus, wenn einer da liegt, ganz kaputt und zerschmettert, und hat dann noch Weiberklamotten an, ganz übel wird es einem da.«
    »Und was haben die Hilfssheriffs erzählt, wie es passiert ist?«
    »Die hab ich gar nicht mehr gesehen. Keith hatte sie weggeschickt, noch bevor ich dazu kam. Jonas hat mir dann gesagt, die hätten den ganz oben gefunden, aber der Kerl sei unverschämt geworden und hätte sich gewehrt, und da sei es dann passiert …«
    »Wer hat den Toten weggebracht?«
    »Jonas hatte einen Streifenwagen dabei. Ich hab die Einfahrt aufgemacht, und er ist rückwärts rein … Und da haben wir ihn dann reingesetzt.«
    »Wie er war, oder haben Sie den Toten in irgendwas eingepackt oder eingewickelt?«
    »Hören Sie auf«, protestiert Conny Adameit, »das ist widerlich. Und eine Quälerei ist es auch.«
    »Erst wollten sie ihn in Teerpappe einwickeln und in den Kofferraum tun«, antwortet Hintze. »Aber das war ein ziemlich langer Kerl …«
    »Und da haben Sie ihn dann hinten reingesetzt, ich verstehe. Hat das nicht eine ziemliche Sauerei gegeben?«
    »Das mussten die wissen«, antwortet Hintze. »Mir war das egal. Der Streifenwagen ist dann sowieso ausgebrannt, da hatten welche Mollies draufgeschmissen …«
    Der vierte und letzte der Zeitungsausschnitte, denkt Berndorf und unterdrückt ein Lächeln. »Noch in derselben Nacht, nicht wahr?«
    »Ja, noch in derselben Nacht. Jonas hat den Wagen vor der Wache stehen lassen, und da fuhren die vorbei und warfen die Mollies, verstehen Sie? Und da war dann alles verbrannt … Ich weiß auch, wo sie ihn reingeschmissen haben … Aber jetzt hat man ihn ja doch gefunden und rausgeholt, hab es ja in der Zeitung gelesen. Und wie ich es gelesen hab, wusste ich, dass jetzt alles rauskommt. Und dass es an mir hängen bleibt …«
    Vom Eingang des Parks her hört man das Martinshorn, dann flackert Blaulicht über den Teich.
    D ie Maschine der Aeroflot hat keine Verspätung, aber – wie immer – dauert es mit der Gepäckausgabe, ehe der Strom der ankommenden Passagiere einsetzt. Karen wartet, und während sie wartet, weiß sie nicht, ob sie sich freuen soll. In einem verborgenen Winkel ihres Kopfes sitzt eine Unke und sagt, dass sie das besser nicht tun soll. Aber plötzlich kommt Stefan auf sie zu, groß
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