Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Titel: Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille
Autoren: Jonas Winner
Vom Netzwerk:
Tonne herauslecken, ihren Schein auf ihre Flanken legen …
    Wie sehe ich wohl für sie aus?
    Ein schwerer, schwarzer Wagen -
    Wwwwwwwuuuuuuuuschschschsch …
    Vorbei …
    Gut.
    Vorn wende ich.
    Hier bin ich richtig.

6
     
    Zwei Jahre vorher
     
    „Der erste Schritt - wieso der erste Schritt?“
    Es war Max auch aufgefallen.
    „Quid pro quo, Max.“ Felix wandte sich zur Tür, in der Merle erschienen war, die ihn wegen eines dringenden Telefonats abholen wollte. „Quid pro quo. Lass uns darüber reden, ob du mir die Rechte gibst, dann kann ich dir zeigen, was in den Büchern deines Vaters schlummert. So viel kann ich dir aber jetzt schon sagen, Max. Wenn wir das entfesseln, bleibt nicht nur hier - bleibt auf der ganzen Welt kein Stein mehr auf dem anderen.“ Und damit wandte er sich ab und verließ mit Merle den Raum.
    Till nahm in einem der Stühle des Zimmers Platz und balancierte seinen Teller mit dem kalten Kalbfleisch auf den Knien. „Ich meine, was hat das eine mit dem anderen zu tun?“ Er schaute zu Max, der noch am Buffet stand und sich bediente. „Wie sollen den Leuten durch eine Steigerung der Sucht nach einer Geschichte die Augen dafür geöffnet werden, dass ihr Glaube, frei entscheiden zu können, eine Illusion ist? Oder habe ich jetzt alles falsch verstanden?“
    Kauend warf Max Till einen Blick zu. „Wenn ich nicht aufhören kann, zu lesen … das ist doch so etwas, oder? Ein Phänomen der Willensschwäche oder so. Eigentlich will ich aufhören - kann aber nicht. Oder besser gesagt, ich will nicht wirklich, sonst würde ich ja einfach aufhören … “ Er unterbrach sich. „Keine Ahnung. Spielsucht, Sexsucht, Arbeitssucht, das hat sicher alles damit zu tun - “
    „Ja, aber wie genau!“, fuhr Till auf.
    „Was weiß ich!“ Ärgerlich hatte nun auch Max die Stimme erhoben. „Frag Felix, nicht mich!“
    Er drehte sich wieder zum Buffet.
    „Wusstest du, was Felix vorhat?“ Till schnitt sich auf seinem Teller ein Stück Fleisch ab. „Nicht in allen Einzelheiten … aber im Großen und Ganzen.“
    „Dass es etwas mit dem, was er die Freiheitsillusion nennt, zu tun hat?“
    „Ja.“ Till versuchte, im Gesicht seines Freundes zu lesen. Und plötzlich kam ihm ein Einfall. „Ist das der Grund, weshalb du ihm die Rechte nicht verkaufen willst? Weil du ihn nicht beim Auflösen dieser Illusion unterstützen willst?“
    Max‘ Augen wanderten an Till vorbei zum Fenster.
    Aber Till war noch nicht fertig. „Ist es das? Glaubst du, mit der Schuld am Tod deines Vaters auch ohne Felix‘ Idee von Unfreiheit fertig werden zu können?“
    Die Worte waren Till leise und geschwind über die Lippen geschlüpft, fast ohne dass er es gemerkt hatte. Aber er spürte, dass er auf der richtigen Spur war. Wenn Max nicht frei entschieden hatte, war er auch nicht schuld. Zugleich wusste Till nur zu gut, dass er selbst aufs innigste mit dieser Sache verbunden war. Dass die Schuld, die Max niederdrückte, vielleicht nur ein Bruchteil von der Schuld wog, die er selbst an jenem Nachmittag auf sich geladen hatte - als er diese Tür zugeworfen hatte. Als er Bentheim in diesem Verließ unter den Sandmassen zurückgelassen hatte. Ja, als er letztlich bewirkt hatte, dass der Mann sich in seiner Verzweiflung den Kopf an der Tür blutig rannte und den Schädel einschlug.
    „ Meine Schuld?“ Jetzt glühten sie wieder, Max‘ Augen, die unverwandt auf Tills Gesicht geheftet waren. „Bist du sicher, dass ich schuld bin an dem, was du getan hast?“
    „Du hast gesagt, du hättest die Abteilung im Krankenhaus gesehen. Du hast gesagt, er würde dazu gehören - er würde dich umbringen, wenn du dich nicht wehren würdest.“ Till zischte, aber er wusste doch, dass stimmte, was Max sagte. Dass all das, was Till wieder und wieder aus seinem Kopf verscheuchen musste, ohne ihn, Till selbst, niemals passiert wäre. Dass Max vielleicht vieles gesagt und erlogen hatte, dass Max jedoch jemand war, der redete und redete und redete … während er, Till, gehandelt hatte.
    „Ich dachte, ich müsste dir helfen, Max“, flüsterte Till, doch dann sah er bestürzt zu Boden. „Aber vielleicht hast du recht.“
    Max berührte seinen Arm. „Nein, Till … “, er hatte seine Stimme ebenfalls gesenkt, „so einfach ist es nicht. Deine Schuld, meine Schuld … Es ist passiert - das stimmt! Aber nicht, weil irgendjemand uns dazu gezwungen hat. Sondern weil wir es so wollten! “
    Ja? Hatte er, Till, das wirklich gewollt? Oder war es nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher