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Bericht vom Leben nach dem Tode

Titel: Bericht vom Leben nach dem Tode
Autoren: Arthur Ford
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mich auf die Welt der Toten ein, und die irdische Welt entschwand aus meinem Bewußtsein. In diesem Trancezustand empfing ich Botschaften, das heißt, ich übermittelte anwesenden Personen Nachrichten von verstorbenen Verwandten und Freunden oder auch von historischen Persönlichkeiten.
    Eine Séance dauerte etwa eine Stunde. Länger hielt meine Konzentrationskraft – zumindest in den ersten Jahren – nicht vor. Ich erwachte wie jemand, dem es nicht so ganz leichtfällt, aus einem tiefen Mittagsschlaf wieder in den hellen Alltag zurückzufinden, der sich andererseits aber auch kaum mehr seiner lebhaften Träume zu erinnern vermag. Nun konnte ich mich nicht etwa zurückziehen, um mich von der geistigen und physischen Anstrengung auszuruhen, sondern ich mußte versuchen, auf alle Fragen zu antworten, die mein Publikum nach den soeben miterlebten, scheinbar ungeheuerlichen Vorgängen beschäftigten. Es waren, wie man sich denken kann, stets die gleichen Fragen:
    Wie werden wir im Jenseits beschaffen sein? Haben die Toten noch einen Körper oder nur eine Seele? Was wird mit uns »drüben« geschehen? Verbringen wir die Zeit in paradiesischem Müßiggang, in öder Langeweile, oder werden uns Aufgaben zugewiesen? Werden wir uns noch an alles erinnern können, was in unserem irdischen Leben vor sich gegangen ist? Kann sich jeder Verstorbene über ein Medium mit seinen Lieben in Verbindung setzen? Wie steht es dort mit den uns vertrauten irdischen Lebenselementen wie Nahrung, Obdach, Schlaf, Sex, Beruf, gesellschaftliches Leben? Wie ist es um das Ansehen einer Person bestellt? Kann es mitgenommen werden oder nicht? Kommt unser Pudel eines Tages auch mit? Was haben die großen Denker der Vergangenheit zu den Problemen von morgen zu sagen? Überdauern alle Wesen den biologischen Tod oder nur auserwählte? Und wer entscheidet über unser Schicksal nach dem Tode – Gott?
    Das sind – zum Teil Jahrtausende alte – berechtigte Fragen. Noch nicht alle, jedoch eine ganze Reihe von ihnen können heute einigermaßen zufriedenstellend beantwortet werden. Was aber konnte ich meinen Zuhörern damals schon sagen: daß sie nur die Heiligen Schriften der Menschheit gründlich zu lesen brauchten oder gewisse, von höherem Wissen inspirierte Werke der Philosophie und Seelenkunde? Das hätte ihnen auch jeder Pfarrer raten können. Am liebsten hätte ich ihnen empfohlen, ihre verstorbenen Angehörigen doch selbst über das Leben im Jenseits zu befragen, statt von ihnen vor allem erfahren zu wollen, wo sich das vermißte Testament befinde und ob sie sich noch an dieses und jenes gemeinsame Erlebnis erinnern könnten. Doch ich hatte ja längst erfahren, daß es mit den Fragen und Antworten zwischen Lebenden und Toten eine besondere Bewandtnis hat, daß nicht jeder Verstorbene sich sprechen ließ und klare Auskünfte zu geben vermochte.
    Bald, nachdem ich die schockierende Entdeckung gemacht hatte, daß einer meiner Sinne wie eine Telefonleitung von einer Daseinsform zur andern eingesetzt werden konnte und ich zusammen mit anderen, meist erfahreneren Medien erstmals Séancen veranstaltet hatte, mußte ich feststellen, daß verstorbene Menschen sich in mancher Hinsicht ebenso wie lebende verhalten – genauer gesagt: daß sie ihre menschlichen Eigenheiten beibehalten haben. Wenn sie Kontakt mit einem Diesseitigen aufnehmen wollen, dann tun sie es; wenn sie es aber nicht wollen, kann man nichts machen. Doch hängt wiederum nicht alles von der »Laune« des Verstorbenen ab. Noch andere allzu menschliche Gründe spielen ebenfalls eine Rolle dabei, ob eine Kontaktaufnahme gelingt und aufschlußreiche Ergebnisse zeitigt oder nicht. Ich werde auf alle diese Probleme im Umgang mit Verstorbenen noch zurückkommen.
    In meinen »Lehrjahren« mußte ich bei jeder Séance mit hundertprozentigem Mißerfolg rechnen. Zwar war ich stets bereit, für meine Zuhörer die Verbindung mit irgendeinem Toten herzustellen, doch manchmal meldete sich der Betreffende einfach nicht. Wie sollte ich nun wissen, ob der Verstorbene kein Gespräch wünschte oder ob ich mich nur nicht auf die richtige »Wellenlänge« eingestellt hatte? Mit anderen Worten: War die Verbindung nur gestört, oder war das andere Ende der Leitung unbesetzt? Ich versuchte immer wieder »durchzukommen«, und oft wurde die Mühe belohnt. Es meldete sich jemand, doch es war offenbar nicht der, auf den ich mich eingestellt hatte. Wenn ich nun meine Alltags-Skepsis einschaltete und mir sagte: »Da
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