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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian
Autoren: Tiefschlaf
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dieser Computer in der Lage ist?«, hallte es im Konferenzraum.
    »Bisher haben wir während unserer Tests dessen Grenzen noch nicht ermitteln können. Ja, Sie haben vollkommen recht. Momentan wissen wir nicht, zu welchen komplexen Rechenoperationen dieser Quantencomputer noch in der Lage ist. Das resultiert allerdings allein aus dem Umstand, dass wir und das gesamte wissenschaftliche Team keine Aufgabe stellen konnten, die auf eine Grenze der fantastischen Leistung schließen ließe. Wenn man von der Wettervorhersage einmal absieht«, ergänzte Imhoff mit einem schelmischen Lächeln. »Aber selbst das halte ich für eine Unterforderung seines Potenzials.«
    Jeder in diesem Raum witterte eine Sensation und versuchte sich, so laut er konnte, Gehör zu verschaffen.
    Vollmer setzte sich mit seiner kräftigen Stimme durch: »Herr Dr. Imhoff, so weit ich weiß, wurden zwar Computer auf der Basis der Quantenmechanik im kleinen Maßstab realisiert, doch ohne jeglichen praktischen Nutzen, da deren Leistungsfähigkeit auf wenige Qubits beschränkt blieb. Wie kommt es zu dem plötzlichen wissenschaftlichen Erfolg, den Ihre Firma angeblich vorzuweisen hat? Und - wenn ich mir eine zweite Frage erlauben darf – wie funktioniert dieser Computer? Anscheinend sind Sie in der Entwicklung neue Wege gegangen, sonst wäre Ihnen der Erfolg vermutlich verwehrt geblieben.«
    Imhoff straffte sich selbstsicher und stemmte seine Arme auf das Pult. »In der Vergangenheit basierte die Entwicklung eines Quantencomputers hauptsächlich auf Kernspinresonanz und auf in Ionenfallen gespeicherte Teilchen, welche natürlichen physikalischen Einschränkungen - wie der Relaxation und der Dekohärenz - ausgesetzt sind. Uns ist es jedoch gelungen, diese Fehlerquellen vollständig zu beseitigen. Wie das im Einzelnen funktioniert, kann ich Ihnen aus unternehmerischer Sicht natürlich nicht verraten. Ich bitte daher um Ihr Verständnis.« Er wollte sich schon dem nächsten Fragesteller zuwenden, doch Vollmer hakte sogleich nach.
    »Sie wollen also behaupten, dass Sie einen neuartigen Quantencomputer entwickelt haben, der nach Ihrer Aussage das bisherige physikalische Verständnis über den Haufen werfen soll, und geben keinerlei Details über dessen Funktionsweise preis?«
    Gelassen antwortete Imhoff auf Vollmers Provokation. »Wie ich bereits sagte, ist die Testphase noch nicht vollständig abgeschlossen. Daher bin ich gezwungen, über Einzelheiten Stillschweigen zu wahren.«
    Der bullige Sicherheitsmitarbeiter trat an Imhoff heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Mit einem ausdruckslosen Kopfnicken fuhr der Firmenchef fort.
    »Meine Damen und Herren. Wie ich gerade erfahren habe, bin ich leider gezwungen, die Pressekonferenz an dieser Stelle abzubrechen. Es tut mir außerordentlich leid.« Er steckte das Mikrofon zurück in die Halterung und bewegte sich in Richtung Ausgang. Dutzende Fragen prasselten sogleich auf ihn ein. Doch Imhoff setzte seinen Weg unbeirrt fort.
    Wütend sprang Vollmer von seinem Stuhl auf, hievte sich aufs Podium und riss das Mikrofon an sich. »Kann es vielleicht sein, dass Sie uns hier eine Lügengeschichte aufgetischt haben, um den Aktienkurs Ihrer Firma nach oben zu treiben, Herr Dr. Imhoff?« Der Vorwurf hallte durch den Saal und ließ schlagartig alle verstummen.
    Imhoff drehte sich langsam zu ihm um. In seinem Gesicht war keine Gefühlsregung erkennbar. »Wie ist Ihr Name!«
    »Vollmer, Jan Vollmer, Kölner Blatt!«, warf der Journalist trotzig zurück.
    »Herr Vollmer. Ich kann Ihre Skepsis absolut nachvollziehen. Ich an Ihrer Stelle hätte ebenso meine Zweifel, wenn mir jemand eine technologische Sensation von historischer Tragweite näher bringen wollte, ohne auf wichtige Details einzugehen. Doch ich kann Ihnen versichern, dass dieser Quantencomputer Realität geworden ist. Sie alle werden bald Zeuge von seiner unvorstellbaren Leistungsfähigkeit werden. Das verspreche ich Ihnen. Sie entschuldigen mich jetzt.« Imhoff nickte dem Sicherheitsmann zu und verließ in dessen Begleitung den Saal.
    Während alle Journalisten zum Ausgang strömten, um die Neuigkeit möglichst frühzeitig weiterleiten zu können, setzte sich Vollmer zurück auf seinen Platz. In all den Jahren hatte er sich immer auf sein Gefühl verlassen können. Und diese Geschichte stank zum Himmel. Er wollte nicht der Erste sein, der eine Falschmeldung herausbrachte, die ihm dann noch Jahre anhängen würde. Er wartete, bis sich der Stau vor der Tür
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