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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian
Autoren: Tiefschlaf
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ihren Schmerz hinwegzukommen. Das wusste Lorenz aus eigener Erfahrung. Er versuchte sich über seine Gefühle im Klaren zu werden. War es wirklich die Angst um seine Tochter, dass er der Sache so ablehnend gegenüberstand, oder war da noch etwas anderes? »Ich mache dir einen Vorschlag. Ich werde darüber nachdenken, und wenn ich es mir anders überlegt habe, lasse ich es dich wissen. Einverstanden?«
    »Einverstanden. Das war alles, was ich von dir wollte«, antwortete Hannah mit sanfter Stimme und schmiegte sich etwas fester an ihn.

-7-
    M it seinem unproduktiven Vier-Finger-System hatte Vollmer auf die vergilbten Tasten seines Keyboards gehämmert und ein Wort nach dem anderen zu einem sinnvollen Text zusammengefügt. Immer wieder hatte er sich eine Zigarette angezündet, die er dann im Aschenbecher verglühen ließ. Das Rauchverbot hatte sich in der Redaktion entgegen den gesetzlichen Vorschriften nicht durchgesetzt. Die Raucher hielten sich nicht daran und die Nichtraucher, die sowieso in der Unterzahl waren, gingen nicht auf die Barrikaden.
    Im Internet hatte er die noch fehlenden Informationen gefunden und in seinen Artikel einfließen lassen. Kaum hatte er den Text ein letztes Mal durchgelesen, sah er Bosch den Flur entlang stampfen.
    »Was ist jetzt mit dem Artikel?« Der alkoholisierte Zustand seines Chefs schien sich während der letzten halben Stunde verschlimmert zu haben.
    »Ist schon unterwegs.« Vollmer zeigte auf den Drucker, der neben seinem Schreibtisch stand.
    Bosch nahm die Seiten heraus und überflog den Text. »Na sehen Sie? Es geht doch!« Mit dem Papierbogen in der Hand verschwand er in seinem Büro.
    »Gern geschehen«, murmelte Vollmer vor sich hin und massierte seine strapazierten Handgelenke. Er ließ sich müde auf seinen Stuhl fallen, sortierte die Gegenstände auf seinem Schreibtisch und fuhr den Laptop herunter. In Gedanken war er bereits auf dem Heimweg, als sein Telefon klingelte. Er beugte sich vor und nahm den Anruf entgegen.
    »Ich bin’s, Tim«, meldete sich die vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung.
    Vollmer lehnte sich entspannt zurück und spielte am Kabel seines Telefons herum. »Hallo, wie geht’s dir?«
    »Prächtig.« Tim kam direkt zur Sache. »Hör mal zu. Mir ist gerade etwas zu Ohren gekommen, das dich vielleicht interessieren könnte.«
    Vollmer zuckte leicht. Tim war einer seiner besten Informanten. Auf seine Tipps war immer Verlass. Hektisch nahm er Bleistift und Papier zur Hand und lauschte gebannt seinen Worten. »Schieß los!«
    »Kennst du die Siegfriedstraße?« Tim legte eine Pause ein und gab Vollmer Zeit, sich zu orientieren.
    »Du meinst, in der Südstadt.«
    »Genau, an der Alteburger Straße. Wenn ich du wäre, würde ich da mal hinfahren. Aber du solltest dich beeilen. Die Information ist nicht mehr ganz frisch«, erklärte der Informant.
    »Und was soll da sein?«
    »Ein Mord«, entgegnete Tim trocken.
    Vollmer klang etwas enttäuscht und wägte ab, ob er seinen Feierabend dafür opfern sollte oder nicht. Doch Tim ließ seine Neugier wieder entflammen.
    »Nicht irgendein Mord. Das ist schon etwas Besonderes. Vertrau mir.« Er wollte ihn unbedingt überzeugen. Vollmer zahlte nur, wenn er mit einem Tipp auch weiterkam. »Und jetzt fahr los, sonst ist alles vorbei!«
    Tim hatte bereits aufgelegt. Verwundert starrte Vollmer auf den Hörer und überlegte, ob er eher seiner Intuition oder dem Verlangen nach einem kühlen Bier nachgeben sollte. Dann riss er den Zettel mit der Adresse vom Block und warf sich die Jacke über. Er ging zum Büro seines Chefs und öffnete die Tür, ohne vorher anzuklopfen.
    Bosch saß an seinem Schreibtisch und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Er schien über Vollmers Hereinplatzen nicht empört zu sein, sondern blickte ihn stattdessen fragend an.
    »Ich muss noch mal weg. In der Südstadt ist jemand ermordet worden. Könnte eine gute Story sein. Ich schaue mir die Sache mal an«, erklärte er.
    »Tun Sie das!«, murmelte Bosch und wandte sich wieder dem Fenster zu.
    Vollmer war von dem apathischen Verhalten seines Chefs beunruhigt. Er kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass ihm irgendetwas auf der Seele zu brennen schien. Aber er hatte jetzt keine Zeit, sich darum zu kümmern. Tim hatte klargemacht, dass er sich beeilen musste, wenn er rechtzeitig vor Ort sein wollte.

-8-
    D as Blaulicht der Einsatzwagen erhellte schon von Weitem die sternenklare Nacht über den Dächern der Siegfriedstraße und
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