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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian
Autoren: Tiefschlaf
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wusste, dass der Schmerz mit der Zeit nachlassen würde. Doch er brachte es nicht übers Herz ihr zu sagen, dass er ihr dabei nicht helfen konnte. Sie würde es alleine durchstehen müssen. Die Trockenheit in seiner Kehle wuchs zu einem stechenden Schmerz. »Als deine Mutter gestorben ist, dachte ich auch, dass ich ohne sie nicht mehr weiterleben könnte. Es war, als hätte mir jemand einen heftigen Schlag verpasst, von dem ich mich nie wieder erholen würde. Aber ich habe mich geirrt. Natürlich vermisse ich sie immer noch. Mein Gott, und wie ich sie vermisse. Aber der Schmerz lässt mit der Zeit ein wenig nach. Man lernt, mit dem Verlust zu leben. Mit dem Tod zu leben. Wir hatten gemeinsam eine wundervolle Zeit. Und heute habe ich die Erinnerung daran. Wenn ich ihr Bild vor Augen habe, dann weiß ich, dass sie immer bei uns sein wird, solange wir leben. Genauso ist es bei dir und Erik. Glaube mir, mein Schatz. In deinem Herzen wird er dich niemals verlassen. Und außerdem haben wir immer noch uns beide.« Er stupste sie leicht gegen die Schulter.
    »Apropos wir beide : Dein Chef hat mich heute angerufen.«
    »Und was wollte er?«
    »Wenn ich es dir sage, versprichst du mir, dass du dich nicht aufregst?«
    »Jetzt sag schon!«
    »Er meinte, dass mir etwas Ablenkung ganz gut tun würde.« Hannah druckste herum.
    »Da hat Saarfeld vollkommen recht. Aber wie kommt es, dass ihr so private Gespräche führt? Ihr kennt euch doch kaum.« Lorenz erinnerte sich wieder an die Unterhaltung, die er vorhin mit seinem Chef geführt hatte. »Vor zwei Stunden hat er bei mir etwas Ähnliches versucht. Ich glaube, der Mann wird langsam sentimental. Er hat doch allen Ernstes vorgeschlagen, mir einen neuen Partner zur Seite zu stellen. Dabei weiß er ganz genau, dass ...« Erst jetzt ging ihm ein Licht auf. »Moment mal. Du meinst ... Das kommt gar nicht infrage!«
    »Du brauchst dich nicht aufzuregen. Ich habe sein Angebot ausgeschlagen«, beruhigte sie ihn. »Ich bin einfach noch nicht in der Lage, mich auf etwas zu konzentrieren, geschweige denn, dich den ganzen Tag auszuhalten, wo du doch manchmal so ein Knochentrocken sein kannst.« Sie grinste ihn frech an. »Aber ich finde es rührend, wie sehr er sich um uns beide sorgt. Und die Idee ist gar nicht so übel, findest du nicht?«
    Lorenz bemerkte, wie sie unauffällig versuchte eine Tür aufzustoßen, die er am liebsten für immer geschlossen halten würde. Er wurde ernst. »Nein. Zum einen bist du, wie du schon selbst sagtest, noch nicht so weit. Und zum anderen kann ich das Risiko nicht tragen. Wie soll das denn überhaupt funktionieren, wenn ich pausenlos Angst um dich hätte. Ich könnte vor lauter Sorge ja keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen. Wenn dir etwas zustieße, könnte ich mir das niemals verzeihen.«
    Hannah widersprach ihm. »Jetzt hör aber auf. Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Außerdem bist du der erfahrenste Hauptkommissar, den die Kölner Kripo vorzuweisen hat. Das sagt auch Saarfeld. Anscheinend hält er sehr große Stücke auf dich.«
    Lorenz reagierte unwirsch. »Der Mann hat doch keine Ahnung, wovon er redet. Schließlich ist er ja nicht in meiner Lage. Er hat doch überhaupt keine Vorstellung davon, welche Verantwortung auf mir lasten würde.« Er hatte sich in Rage geredet.
    »Sicher weiß er, wovon er redet. Du bist mein Vater. Allein aus diesem Grund wäre ich bei dir am sichersten aufgehoben. Und außerdem könnte ich sehr viel von dir lernen. Oder stört dich allein der Gedanke, dass du mit deiner Tochter zusammenarbeiten müsstest?« Hannah wusste, dass diese Frage ihm gegenüber unfair war, doch sie wollte nicht so schnell aufgeben.
    »Natürlich nicht! Du weißt doch ganz genau, was ich meine.«
    »Als Mama gestorben ist, hat er dir auch eine Chance gegeben. Auch wenn du dich letztendlich selbst aus dem Sumpf gezogen hast. Saarfeld hat dir vertraut und dir deswegen sofort nach ihrem Tod ermöglicht, dich wieder in die Arbeit zu stürzen. Und das willst du mir jetzt verwehren? Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich habe deinem Chef ja schon gesagt, dass ich im Moment noch nicht dazu bereit bin. Es wäre nur schön gewesen, wenn du grundsätzlich eine andere Einstellung dazu hättest. Schließlich ist das auch mein Beruf und irgendwann werde ich ihn einmal ausüben. Ob nun als deine Partnerin oder als die von jemand anderem.«
    Hannah und Saarfeld hatten natürlich vollkommen recht. Für sie wäre es eine große Hilfe, über
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