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Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Titel: Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers
Autoren: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
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ist wichtig, sondern frei zu etwas.
    â€¢ Alles infrage stellen, um kreativ werden zu können.
    â€¢ Regeln, Dogmen und Bürokratie sind antikreativ.
    â€¢ Nichts blindlings annehmen.
    â€¢ Wagen, würfeln, spielen, um zu neuen Kombinationen zu kommen.
    â€¢ Chaos ist bessere Voraussetzung für Kreativität als Ordnung.
    â€¢ Ordnung entspricht nicht der Realität. Sie ist unser Wunschdenken.
    â€¢ Kreativität wächst auch mit Einblicken (sozialer, wirtschaftlicher, naturwissenschaftlicher, historischer Art).
    â€¢ Ganzheitlich sehen.
    â€¢ Wie zwei Hälften denken.
    â€¢ Schöpferische Pausen einlegen.
    â€¢ Leer werden.
    â€¢ Gehen als Meditation.
    â€¢ Nur der Geist ist unendlich.
    Â 

»Das Vor-Denken beginnt mit Nicht-Denken.«
    Geisterbahn im Kopf
    Bei der Heimreise aus der Antarktis ist mir klar, dass ich auch zum Nordpol will. Dieser ist, wie der Südpol, nur ein fiktiver Punkt. Erfunden vom menschlichen Geist. Er ist nicht zu sehen wie ein Berggipfel, nicht anfassbar wie ein Griff. Trotzdem ansteuerbar, erreichbar wie jedes Ziel im Kopf. Auffindbar über die Gestirne, natürliche oder künstliche, als ein Punkt unter Millionen auf der 2 Meter dicken Eisschicht, die auf dem nördlichen Polarmeer driftet.
    Das Studium der Arktisreisen beginnt. Die Expeditionen von Payer/Weyprecht, Nansen, Peary, Andrée, Nobile, Herbert, Uemura, Steger und die dazugehörigen Träume werden für mich wie eine Fahrt mit der Geisterbahn durch das Packeis: Schiffe stöhnen in den Eispressungen; hungrige Eisbären tauchen auf; Hunde werden geschlachtet; verloren treiben ein paar Männer auf einer Eisscholle; in einem winzigen Zelt wartet ein Team auf den Tag, an dem die Sonne nach Monaten arktischer Nacht am Horizont auftaucht; allein treibt ein kleiner Japaner seine Hunde zum Pol, nach Norden. Weiter, immer weiter. Visionen tauchen auf. Für dieses visionäre Sehen scheint es weniger Schranken als für unsere Ratio, unsere Kraft und Energie zu geben. Ich bin deshalb überzeugt davon, dass letztlich alles möglich ist, was ich will. Dass ich nur will, was ich kann, dafür sorgt mein gesunder Hausverstand.
    Der Grenzgänger – im Gehen, Eiswandern, Bergsteigen, Wüstendurchqueren – ist einer, der die Natur weder bekämpfen noch erobern will. Er will sie auch nicht dominieren. Als Teil eines gleichzeitig chaotischen und geordneten Ganzen reagiert er so, dass er auch an der Grenze des Machbaren (Gefahr, Anstrengung, Angst) nicht aus dem Gleichgewicht kippt.
    Neben der wissenschaftlich erforschbaren Ebene des Seins gilt es, weitere, sinnlich nicht wahrnehmbare Dimensionen unserer Existenz zu berücksichtigen, die wir nur ahnen können. Nur wer über ein feines und vielfältiges Sensorium für die Außen- und Innenwelt verfügt, alle Signale entschlüsseln und darauf reagieren lernt, wird in der Wildnis Erfolg haben und überleben.
    Ich habe den Japaner Naomi Uemura kurz nach seinem Arktisabenteuer (mit seinen Hundeschlittenreisen zum Pol, in Kanada, Alaska, Grönland hat er eine neue Phase des Eiswanderns eingeleitet) in Tokio kennengelernt und war beeindruckt von seiner Ruhe, seiner Ausdauer, seiner Zielstrebigkeit. Noch mehr von seiner Fantasie. Ohne Vorstel-lungskraft kann kein Grenzgang kreiert werden, ohne Vorstellungskraft – und diese muss zielgerichtet sein – kann er später nicht durchgestanden werden.
    Es geht zuletzt zwar immer um Selbsterkenntnis – wo liegen meine Schwächen, meine »offenen Fenster«, meine psychophysischen Reserven –, trotzdem stehen praktische Fragen im Vordergrund. Ein »blinder Sprung« ins Packeis wäre Dummheit. Um alle logistischen Fragestellungen zu beantworten, füttere ich meine Fantasie mit immer neuen Geschichten. Ausgehend von fließenden Wahrscheinlichkeiten – nichts ist ungewisser in seinem Chaos als das driftende Eis im Polarmeer –, kann ich mir die verrücktesten Grenzgänge dort vorstellen.
    Inzwischen habe ich eine erste Entscheidung getroffen. 1994/95 will ich zum »dritten Pol«, wie ich den Nordpol, neben dem Südpol und den Achttausendern, nenne. Ich kann mich in Grenzsituationen fast immer auf meine innere Stimme verlassen. Nur habe ich nicht immer die Freiheit, auf sie zu hören. Mit dem Entschluss aber, handelnd in die Zukunft aufzubrechen, beginnt die Planungsphase.
    Ich kann mir ein Dutzend
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