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Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Titel: Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
Autoren: Howard P. Lovecraft
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Bericht aus seinen stenographischen Notizen, sobald Lakes Funker seine Übertragung beendet hatte. Alle waren sich über die epochemachende Bedeutung der Entdeckung im klaren, und ich gratulierte Lake, als der Funker der Arkham wunschgemäß die beschreibenden Passagen wiederholt hatte; meinem Beispiel folgten Sherman von seiner Station im Depot am McMurdoSund und auch Kapitän Douglas von der Arkham. Später machte ich als Expeditionsleiter noch ein paar zusätzliche Anmerkungen, die über die Arkham an die Außenwelt weitergegeben wurden. Natürlich war bei all der Aufregung an Schlaf überhaupt nicht zu denken; ich war nur von einem Wunsch beseelt möglichst schnell in Lakes Lager zu gelangen. Ich war enttäuscht, als er durchgab, ein aufkommender Gebirgssturm mache einen baldigen Abflug unmöglich.

    Aber schon eine Stunde später wurde die Enttäuschung wieder durch Interesse abgelöst. Lake berichtete in weiteren Funksprüchen vom erfolgreichen Transport der vierzehn großen Objekte ins Lager. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen, denn die Körper waren überraschend schwer; aber neun Mann hatten die Aufgabe recht gut bewältigt. Jetzt bauten einige der Männer eilends in sicherer Entfernung vom Lager aus Schneewällen einen Zwinger, in den die Hunde zur bequemeren Fütterung gebracht werden sollten. Die Körper der urzeitlichen Lebewesen wurden auf den harten Schnee in der Nähe des Lagers gelegt, mit Ausnahme eines Exemplars, das Lake behelfsmäßig zu sezieren versuchte.

    Diese Sektion schien schwieriger zu sein, als er angenommen hatte, denn trotz der Hitze eines Benzinofens in dem eiligst hergerichteten Laboratoriumszelt verlor das trügerisch flexible Gewebe des ausgewählten besonders großen und vollständig erhaltenen Exemplars nichts von seiner mehr als lederartigen Zähigkeit. Lake überlegte krampfhaft, wie er die nötigen Einschnitte anbringen könne, ohne dabei soviel Gewalt anzuwenden, daß die Feinheiten des Aufbaus, auf die es ihm ankam, zerstört würden. Zwar hatte er noch sieben weitere vollständig erhaltene Exemplare, aber das waren zu wenig, als daß er sie rücksichtslos verbrauchen konnte, es sei denn, die Höhle würde später noch eine unbeschränkte Anzahl weiterer Exemplare freigeben. Dementsprechend schaffte er das Exemplar wieder hinaus und schleifte ein anderes in das Zelt, das zwar noch Überreste der Seesterngebilde an beiden Enden aufwies, ansonsten aber böse zerquetscht und entlang einer der großen Furchen im Rumpf teilweise aufgerissen war.
    Die Ergebnisse, die unverzüglich über Funk durchgegeben wurden, waren in der Tat verblüffend und erregend. Natürlich konnte von Feinheiten oder Genauigkeit nicht die Rede sein, denn Lakes Instrumente vermochten kaum das abnorme Gewebe zu durchschneiden, aber schon das wenige, was er herausfand, setzte uns in ungläubiges Staunen. Die Biologie würde von Grund auf revidiert werden müssen, denn dieses Ding war kein Produkt irgendeines der Wissenschaft bekannten Zellwachstums. Es hatte kaum ein Mineralabbau stattgefunden, und trotz des Alters von vielleicht vierzig Millionen Jahren waren die inneren Organe völlig intakt. Die lederartige, keinem Verfall unterworfene und beinahe unzerstörbare Bescha ffenheit war ein wesentliches Element der Organisationsform dieses Wesens und entstammte einem Evolutionsabschnitt des Paläogens jenseits aller menschlichen Vorstellung. Zunächst fand Lake nur trockenes Gewebe, als aber die auftauende Wirkung des geheizten Zeltes sich bemerkbar machte, stieß er auf der unverletzten Seite des Wesens auf eine organische, feuchte Substanz, die einen scharfen, widerwärtigen Geruch verbreitete. Es war kein Blut, sondern eine zähe, dunkelgrüne Flüssigkeit, die offenbar dieselben Aufgaben erfüllte. Als Lake diesen Punkt erreicht hatte, waren alle 37 Hunde in den noch immer unfertigen Zwinger gebracht worden, aber selbst in dieser Entfernung bellten sie wütend und wurden unruhig, als der scharfe Geruch sich verbreitete.

    Die Sektion ergab nicht nur keine Hinweise auf die Klassifikation des seltsamen Wesens, sondern vertiefte sogar noch sein Geheimnis. Alle Vermutungen über die äußeren Gliedmaßen waren richtig gewesen, und angesichts dieser Tatsache konnte man kaum noch zögern, das Wesen dem Tierreich zuzuordnen; aber die Untersuchung der inneren Organe brachte so viele pflanzliche Merkmale zutage, daß Lake vor einem unlösbaren Rätsel stand. Das Wesen besaß einen Verdauungsapparat und einen
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