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Bereitwillig (German Edition)

Bereitwillig (German Edition)

Titel: Bereitwillig (German Edition)
Autoren: Natalie Rabengut
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liebreizend.“
    Irritiert blinzelte Samantha mehrfach schnell hintereinander und ihre Augen begannen, unruhig durch den Raum zu wandern. Je länger Mabel sie betrachtete, desto wahrscheinlicher erschien es ihr, dass die Blondine wirklich Medikamente nehmen musste, wie Ben erzählt hatte, und diese entweder verweigerte oder falsch dosierte. Ihre Pupillen waren extrem klein und sie leckte sich immer wieder schnell und nervös über die Lippen.
    „Ben hat von mir erzählt?“
    „Natürlich, wie könnte er denn nicht? Ich muss zugeben, dass es meine Schuld ist. Ben hat mir gesagt, was er für dich empfindet, aber ich konnte ja keine Ruhe geben.“
    Mabel senkte den Kopf; hoffte, dass sie nicht zu weit ging. Samantha drehte eine Runde um den Küchentisch. Dann blieb sie neben ihrer Gefangenen stehen und tätschelte ihre Schulter.
    „Keine Sorge, ich weiß, dass es dir leid tut. Du kannst auch nichts dafür. Bens Anziehungskraft ist einfach zu stark. Ich werde das wieder richtig machen.“
    Richtig machen? Wovon redet sie? Selbst ihre Sätze machen keinen Sinn.
    Sie verließ den Raum und Mabel versuchte, ihr nachzusehen. Die Bewegung war zu schnell für ihren empfindlichen Kopf und der Schmerz schoss ihre Wirbelsäule hinunter. Sie presste ihren Rücken gegen den Stuhl in der Hoffnung, dass der Raum sich dadurch weniger schnell drehen würde.
    Samantha war innerhalb von kurzer Zeit wieder zurück und legte einige Gegenstände auf den Tisch. Mabel kämpfte die kalte Angst hinunter und wies sich trotz allem selbst an, auch weiterhin ruhig zu bleiben. Sieh am besten gar nicht so genau hin! Ignorier’ den Dolch einfach!
    Offenbar hatte ihre Entführerin vollkommen den Verstand verloren. Mit immer größer werdendem Entsetzen beobachtete Mabel, wie sie nun einen kleinen Altar errichtete. Sie baute eine zusammenklappbare Wand auf, die mit Fotos von Ben tapeziert war. Die Aufnahmen waren so verwackelt und die Winkel so absurd, dass Mabel sich sicher war, dass Ben nicht gewusst hatte, dass er fotografiert worden war.
    Ihr Blick blieb an einer speziellen Aufnahme hängen. Ben stieg darauf gerade aus seinem Auto – vor dem Gebäude, in dem Mabel wohnte. Das musste ihr erster gemeinsamer Abend gewesen sein. Und die ganze Zeit hat sie uns beobachtet?
    Das leise Klappern zwang Mabel dazu, ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Tisch zu richten. Vor der Klappwand standen jetzt drei schwarze Kerzen um eine Schüssel. Der Dolch lag daneben. Mabel schätze die Länge seiner Klinge auf ungefähr zehn Zentimeter.  
    Samantha hielt noch einen weiteren Gegenstand in der Hand, den sie nun zu ihren Lippen führte und einen Kuss darauf drückte. Sie legte ihn in die Schüssel. Mabel erkannte eine kleine Puppe aus Stoff. Sie kniff die Augen zusammen und reckte sich so weit vor wie ihre Fesseln es zuließen. Sind das etwa echte Haare? Der rötliche Knopf, der an die Puppe genäht war, kam ihr so bekannt vor.   Hat Ben bei ihrem ersten Zusammentreffen im Aviditas nicht ein rotes Hemd getragen?
    Dann griff die Stalkerin nach dem Dolch. Mabel stieß erschrocken Luft aus und unterdrückte einen Aufschrei. Doch Samantha machte keine Anstalten, auf Mabel zuzukommen. Sie murmelte unhörbare Worte und umfasste die Klinge des Dolches mit ihrer freien Hand.
    Zuerst wollte Mabel den Kopf abwenden, doch sie konnte es nicht und sah voller Abscheu zu, wie Samantha die Schneide durch ihr eigenes Fleisch zog. Blut tropfte auf die Tischplatte. Sie führte ihre Hand im Kreis und verteilten die Tropfen um die Schüssel herum.
    Schließlich hielt sie ihre Hand über die Schüssel und beträufelte auch die kleine Puppe mit Blut. Samantha legte den Dolch weg und nahm die Schere in die Hand. Sie drehte sich um und lächelte Mabel an, dann ging sie ihr entgegen.  
    Mabel wollte irgendetwas sagen, schreien, um Hilfe rufen – doch sie war wie gelähmt. Sie konnte nicht einmal den Blick abwenden, während die Schere ihr immer näher kam. Samantha legte die blutige Hand auf ihre Wange. Mabel musste den Würgereiz herunterkämpfe, als sie die warme Feuchtigkeit auf ihrer Haut spürte und der metallische Geruch in ihre Nase stieg.
    Die Klinge der Schere machte ein schleifendes Geräusch und Samantha drehte sich wieder um. Mabel zitterte am ganzen Körper und beobachtete, wie die Blondine die dunkle Haarsträhne, die sie ihr gerade abgeschnitten hatte, in die Schüssel legte.
    Samantha griff nach einer der Kerzen und hielt die Flamme in die Schüssel. Der Gestank war
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