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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter
Autoren: C Link
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fühlen und sich in andere Welten träumen, weil die Realität so schwer zu ertragen ist?«
    Im nächsten Moment taten ihm seine Worte leid. »Entschuldigung. Geht mich ja eigentlich nichts an.«
    »Doch. Ich meine, kein Problem«, versicherte Samson. »Sie haben ja recht.«
    John sah ihn an und dachte an die Nacht im Peak District. Es mutete tatsächlich seltsam an, sich diesen linkischen, stotternden, unsicheren Mann als einen Retter in der Not vorzustellen, aber John musste es sich glücklicherweise nicht vorstellen , er wusste , wie es gewesen war. Samson hatte mutig und klug gehandelt, beherzt und dennoch bedacht. Er verdiente es, dass ihm endlich jemand eine Chance gab.
    »Wissen Sie, ich habe mir da etwas überlegt«, sagte John. Es stimmte nicht, der Gedanke war ihm gerade eben erst gekommen. »Bei mir hat letzten Freitag ein Mitarbeiter gekündigt. Das heißt, ich hätte eine freie Stelle anzubieten. Wie wäre es?«
    Samson klappte der Unterkiefer hinunter. »Meinen Sie, dass ich …?«
    »Sie haben doch gerade erst bewiesen, dass Sie in kritischen Momenten einen kühlen Kopf bewahren und genau das Richtige im richtigen Augenblick tun«, sagte John. »Und ich kann Ihnen versichern, die Situationen, in die die Mitarbeiter meiner Firma geraten können, sind in der Regel weit weniger gefährlich. Möchten Sie es nicht einfach versuchen?«
    Samson konnte es noch immer kaum glauben. »Das wäre … das wäre …«
    »Sie brauchen eine Arbeit«, sagte John, »und wenn ich Ihnen noch etwas raten darf: Ziehen Sie endlich bei Ihrem Bruder aus. Lassen Sie sich Ihren Anteil am Erbe auszahlen, was Ihr Bruder sicher bewerkstelligen kann, indem er einen Kredit auf das Haus nimmt. Und dann suchen Sie sich etwas in der Nähe Ihres neuen Arbeitsplatzes. Eine kleine Wohnung, in der Sie sich wirklich daheim fühlen können. Es ist an der Zeit …« Er stockte. Er hasste es, wenn sich andere Menschen in sein Leben mischten, aber genau das tat er selbst gerade bei Samson.
    »Was?«, fragte Samson.
    »Es wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, ein neues Leben zu beginnen«, sagte John.
    Im Stillen fügte er hinzu: Für uns alle.
    »Da haben Sie recht«, sagte Samson. Er brachte den Satz tatsächlich selbstbewusst, ohne zu zögern oder zu stottern, über die Lippen. Er stand da im hellen Sonnenlicht des Wintertages, und es war, als habe sich bereits etwas in ihm verändert.
    »Ja, Sie haben wirklich recht«, wiederholte er.
    Er lächelte plötzlich, und John begriff, dass er Zeuge eines seltenen Momentes wurde: Samson war glücklich.
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